Gemeinde vollversorgt: Neue Kita im Süden und auf Festplatz eröffnen im Herbst 2019
Die Gemeinde Holzwickede ist bereits aktuell vollversorgt mit Betreuungsplätzen (U3 und Ü3). Im Herbst nächsten Jahres werden zwei weitere neue Kindergärten auf dem Festplatz und in Opherdicke in Betrieb genommen, kündigte Jugend-Dezernent Torsten Göpfert und Theo Rieke, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses des Kreises, heute an.
Erziehen, unterstützen, fördern – ein Kind zu haben bedeutet, sich um vieles zu kümmern. Nicht allen Eltern gelingt das. Die, die Unterstützung benötigen, finden diese unter anderem beim Kreis Unna. Der Fachbereich Familie und Jugend unterstützt mit verschiedenen Dienstleistungen und Angeboten Kinder und Eltern aus Holzwickede, Bönen und Fröndenberg.
Der Aufgabenbereich ist dabei weit gefasst: Adoptionsvermittlung, Kinder- und Jugendförderung, Hilfen zur Erziehung mit dem Pflegekinderdienst, dem Familienbüro und den Psychologischen Beratungsstellen gehören ebenso zum Ressort des Fachbereichs wie die Kindetagesbetreuung, Elterngeld und Unterhaltsvorschussleistungen.
Welche Aufgaben und Tätigkeiten dabei im Vorjahr besonders herausfordernd waren und im Fokus standen, stellten Jugendezernent Torsten Göpfert, Kinder- und Jugenddezernent Kreis Unna, Sandra Waßen, Leiterin Fachbereich Familie und Jugend, sowie Theodor Rieke, Vorsitzender Jugendhilfeausschuss, heute im Treffpunkt Villa vor.
Differenzierte Kreisumlage steigt auf 6,15 Mio. Euro
Für die Wahrnehmung der Aufgaben in diesem Bereich Jugendhilfe erhebt der Kreis Unna die differenzierte Kreisumlage, die in diesem Jahr 18,9 Mio. Euro betragen wird (Vorjahr: 17,7 Mio. Euro), davon entfallen auf Holzwickede 6,15 Mio. Euro (Vorjahr: 5,7 Mio. Euro).
Ein Löwenanteil dieser Kosten und Steigerungsrate entfällt auf die Kindertagesbetreuung. Hier muss der Kreis Unna den Rechtsanspruch der Eltern auf einen Betreuungsplatz sicherstellen. Wobei es in den Kindergärten längst nicht mehr um eine Kinderverwahrung geht. Vielmehr haben Kitas heute zunehmend auch einen Bildungsauftrag.
Nachdem es in jüngster Vergangenheit in Holzwickede einige Engpässe gab, ist der Bedarf in der Gemeinde Holzwickede – dank der Modullösung neben der Rausinger Halle – bereits aktuell zu 100 Prozent gedeckt. Konkret gibt es in Holzwickede aktuell 187 U3-Betreuungsplätze (Kita/Tagespflege) sowie 433 Plätze für über Dreijährige. „In beiden Bereichen entspricht das einer Vollbversorgung“, so Sandra Waßen.
Keine Kommune im Kreis besser versorgt
Besser versorgt mit Kinderbetreuungsplätzen ist keine andere Kommune im Kreis Unna. Zudem zeigten sich Torsten Göpfert und der Holzwickeder Theo Rieke optimistisch, dass spätestens im Herbst nächsten Jahres der neue AWO-Kindergarten auf dem Festplatz mit vier Gruppen in Betrieb genommen werden kann.
„Für diese Einrichtung hoffen wir auf Baurecht Anfang Juni“, so Dezernent Torsten Göpfert. „Die Bauzeit von einem Jahr danach ist sehr knapp bemessen.“ Die geplante Eröffnung am 1. August 2018 sei zwar „ein ziemlich sportliches Ziel“, so Göpfert weiter. „Ich persönlich wäre auch glücklich, wenn es der 1. September 2019 oder 1. Oktober 2019 würde.“ Sicher sei aber wohl eine Eröffnung im Herbst nächsten Jahres.
Wir stehen hier in guten Gesprächen mit der Kirchengemeinde als Eigentümerin des Grundstücks und allen übrigen Beteiligten.“
Theo Rieke, Vorsitzender Kreis-Jugendhilfeausschuss und Aufsichtsrat UKBS
Für den zweiten neuen ev. Kindergarten im Süden der Gemeinde gegenüber der Feuerwache in Opherdicke sei ebenfalls die Eröffnung im Herbst 2019 geplant. Auch hier sollen vier Gruppen untergebracht werden. „Wir stehen hier in guten Gesprächen mit der Kirchengemeinde als Eigentümerin des Grundstücks und allen übrigen Beteiligten“, bestätigt Theo Rieke (SPD). Anders als beim Standort auf dem Festplatz muss in Opherdicke nicht erst noch Baurecht geschaffen werden, weiß der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses und Aufsichtsrat der Unnaer Kreis- Bau- und Siedlungsgesellschaft. Die UKBS wird beide neuen Kindergärten bauen. Der Holzwickeder Rieke zeigt sich optimistisch, was die Zeitpläne angeht.
Zwei neue Gruppen und Reservestandort
Nach Fertigstellung der beiden neuen Kindergärten sollen die zwei Gruppen aus der Schatzkiste in Hengsen sowie die eine Übergangsgruppe in den neuen Kindergarten nach Opherdicke verlegt werden plus einer ganz neuen Gruppe, erläutert Jugendamtsleiterin Sandra Waßen. In den AWO-Kindergarten auf dem Platz von Louviers werden die drei Gruppen aus der Container-Kita neben der Rausinger Halle und dem alten AWO-Kindergarten in Opherdicke einziehen plus einer ganz neuen Gruppe.
Und schließlich gibt es auch noch einen Reservestandort (im Wohnpark Emscherquelle) für einen weiteren Kindergarten, falls der Bedarf künftig steigen sollte.
„Das Thema Kindertagesbetreuung hat eine herausragende Bedeutung für uns und bindet sehr viel Arbeitskraft“, betont Dezernent Torsten Göpfert.
Hilfen zur Erziehung: Modellversuch mit drei Familien
Neben der Kindertagesbetreuung sind die Hilfen zur Erziehung ein weiterer Schwerpunkt der Tätigkeit der Jugend- und Familienarbeit des Kreises. „Hier wollen wir uns in Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund um psychisch belastete Eltern kümmern“, so Torsten Göpfert. In einem langfristig angelegten Modellversuch begleitet das Jugendamt drei Familien, darunter eine aus Holzwickede, um herauszufinden, wie man diesen Eltern und Kindern am besten helfen kann.
Eltern, die durch eine eigene problematische Kindheit vorbelastet sind, machen uns zunehmend Sorgen.“
Torsten Göpfert, Dezernent Jugend und Familie beim Kreis Unna
„Eltern, die durch eine eigene problematische Kindheit vorbelastet sind, machen uns zunehmend Sorgen“, so der Dezernent weiter. Solche Eltern sind dann auch nur eingeschränkt in der Lage, die eigenen Kinder zu erziehen. Seinen Ausdruck findet das auch in der gestiegenen Zahl von Vormundschaften und Pflegschaften: 2015 waren es noch 79 Fälle, ein Jahr später schon 126 Fälle und im Jahr 2017 bereits 134 Fälle. Darin enthalten sind zwar auch 36 Vormundschaften für unbegleitete minderjährige Ausländer. Die Steigerung geht jedoch vor allem auf die Eltern/Kinder mit psychischen Erkrankungen zurück, erläutert Sandra Waßen.
Ein großes Problem ist auch die zunehmende Zahl von Eltern und Kinder mit psychischen Erkrankungen. Hier versucht der Kreis über eine verbesserte Netzwerkarbeit mögliche Gefährdungen von Kindern und Jugendlichen frühzeitiger zu begegnen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.
Verbesserte Netzwerkarbeit wichtig
Im Vorjahr 2017 sind die Meldungen bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung relativ konstant geblieben, allerdings gab es einen deutlichen Anstieg der Inobhutnahmen und Verfahren vor den Familiengerichten zur Kindeswohlgefährdung.
Konkret gab es in Holzwickede voriges Jahr zehn Meldungen zur Kindeswohlgefährdung (Bönen 20/ Fröndenberg 19), abgeschlossene Inobhutnahmen sechs (Bönen acht/Fröndenberg acht) sowie elf Verfahren vor dem Familiengericht (Bönen zehn/ Fröndenberg 13).
Auffallend in Holzwickede auch die hohe Zahl von Mehrfachberatungen in Erziehungsfragen: So gab es im Vorjahr in Holzwickede insgesamt 135 Beratungsfälle (Bönen 75/ Fröndenberg 118), davon 15 Fälle mit zwei Kontakten (Bönen 6/ Fröndenberg 29) sowie 120 Fälle mit drei oder mehr Kontakten (Bönen 54/ Fröndenberg 56). Eine Überleitung in Hilfen zur Erziehung fand in Holzwickede in 26 Fällen statt (Bönen 54/ Fröndenberg 56).