Schülerinnen und Schüler des Clara-Schumann-Gymnasiums setzen mit Friedensmarsch ein Zeichen
Die Schülerinnen und Schüler des Clara-Schumann-Gymnasiums haben heute (4. März) ein eindrucksvolles Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine und für den Frieden gesetzt.
„Wir haben nach diesem schrecklichen Angriffskrieg auf die Ukraine wirklich sehr viel miteinander diskutiert“, beschreibt Zuhrah Roshan-Appel die Stimmung in der von ihr geleiteten Aydaco-AG. Wie die Leiterin, die vor vielen Jahren selbst mit ihrer Familie aus Afghanistan nach Deutschland fliehen musste, haben auch in der Aydaco-Gruppe etliche Jugendliche eine persönliche Erfahrung von Krieg oder Verfolgung in ihren Heimatländern gemacht, bevor sie nach Deutschland geflohen sind.
Fassungslos, aber am Ende nicht sprachlos
„Wir wollen mit diesem Friedenmarsch, an dem sich unsere ganze Schule beteiligt, einfach ein Zeichen setzen. Wir sind hier alle fassungslos und sprachlos, was gegenwärtig in der Ukraine passiert“, sagt Zuhrah Roshan-Appel. Darum bewegte sich der Friedensmarsches, der ab 11.30 Uhr vom Schulzentrums aus startet, auch zunächst nur still über die Opherdicker Straße und Hauptstraße durch die Ortsmitte zum Platz von Louviers. Dort trafen sich alle Schülerinnen und Schüler zur zentralen Abschlusskundgebung auf dem Festplatz und es ging keineswegs mehr sprachlos und still zu. Zum Auftakt spielten die jüngeren Schüler auf ihren mitgebrachten Instrumenten die Ode an die Freude. Danach richteten einige ältere Mitschüler der Aydaco-Gruppe das Wort an ihre Mitschüler, gemeinsam wurden Friedenslieder gesungen.
„Wir sollten dankbar sein für die Demokratie, in der wir hier leben, dankbar auch für die vielen Chancen und Möglichkeiten, die wir haben.“
– Rosrin Sener (Schülerin)
Schülersprecherin Rosrin Sener, die als Kurdin auch vor Krieg und Vertreibung geflüchtet ist, erinnerte sichtlich betroffen daran, dass der Krieg in der Ukraine so vielen Menschen ihr Zuhause, ihren Alltag und vielen auch ihr Leben nimmt. Dieser Gedanke löse „ein sehr ungutes Gefühl“ in ihr aus, so die junge Kurdin. „Ich lebe zwar hier, aber meine Gedanken sind bei diesen unschuldigen Menschen.“ Rosrin Sener forderte ihre Mitschüler auf: „Wir sollten dankbar sein für die Demokratie, in der wir hier leben, dankbar auch für die vielen Chancen und Möglichkeiten, die wir haben. Genau in solchen Situationen sollte uns klar werden, wie privilegiert wir sind mit unserem Leben in Frieden und Freiheit.“
Aus diesem Grund sei es wichtig, ein Zeichen zu setzen gegen jegliche Art von Krieg und um Solidarität mit den leidenden Menschen in der Ukraine zu zeigen. „Dafür sind wir heute hier“, so die Schülersprecherin. „Wir wünschen allen Menschen ein Leben in Freiheit und Frieden und sollten gerade jetzt unsere Dankbarkeit zeigen, dass wir dankbar sind, dass wir ein solches Leben führen können“.
Bewegende Ansprachen von Jugendlichen
Auch Schulleiterin Andrea Helmig-Neumann sprach ein paar Worte zu den Schülern, in denen sie daran erinnerte, dass „Frieden keine Selbstverständlichkeit“ sei, sondern wir alle dafür etwas tun müssen. Die Schulleiterin sprach auch darüber, was der Krieg für ihre eigenen Eltern und ihre Familie bedeutet hat.
Als danach die Schülerin Helene Westermann „Imagine“ von John Lennon, nur von ihrer Gitarre begleitet, mit bezaubernder Stimme sang, machte sich andächtiges Schweigen in dem über 700-köpfigen Publikum breit.
Ebenso bemerkenswert wie bewegend war auch der Auftritt von Sofia Izumrudov, einer russischen Schülerin des CSG und Mitglied der Aydaco-Gruppe. Mutig trat sie ans Mikrofon und erzählte, dass sie ihrem Vater, ihrem Bruder und der übrigen Familie, die in Samara, einer Stadt im Herzen Russlands, in dieser Zeit nahe sein und auch weiterhin die Möglichkeit haben möchte, „mein Heimatland ohne Hindernisse betreten“ zu können.
„Fang‘ bei Dir selbst an und schau: Hast Du den Pfad des Krieges oder den Pfad des Friedens betreten.“
– Sofia Izumrudov (Schülerin)
„An alle Erwachsenen, die diesen schrecklichen Krieg begonnen haben“, richtete Sofia Izumrudov den eindringlichen Appell: „Diese Schlacht muss ein Ende haben. Frieden und Ruhe müssen zurückkehren. Das ist alles, was wir brauchen.“
Die junge Russin schloss ihre kurzer Ansprache mit Worten, die erahnen lassen, was sie seit Beginn des Krieges auch in ihrem persönlichen Umfeld erfahren musste: „Menschen suchen Schuldige, Menschen haben Angst und es gibt gegenseitige Anschuldigungen und Streitigkeiten. Doch es gibt jetzt keine Gewinner oder Verlierer, wir sind alle Betroffene. Jeder geht auf seine eigene Weise mit dem Schock um. Jemand erstarrt und jemand macht andere zu Unrecht für das Unglück verantwortlich“, so Sofia Izumrudov, die jeden einzelnen ihrer Mitschüler bat: „Fang‘ bei Dir selbst an und schau: Hast Du den Pfad des Krieges oder den Pfad des Friedens betreten.“
Die Aydaco-AG
Die Mitglieder der Aydaco-AG sind:
Sofia Izumrudov
Manuel Jura
Tyra Keßler
Lina Amhaouach
Matteo Weiner (Schülersprecher)
Roserin Sener (Schülersprecherin)
Judith Nowicki
Angelina Maisinger
Sarah Driever
Helena Westermann
Lasse Engel
Leitung: Zuhrah Roshan-Appel
Ulrich Hering
Ich bin der Mann, der ein Schild mit der Aufschrift „Stoppt Putin“ in der Menschenmenge hochgehalten hatte. (siehe 6. Foto) Mir wurde zu Beginn der Kundgebung gesagt, das ich dieses Schild herunternehmen solle! Begründung: Da dies eine politische Aussage sei und das dies eine Friedensdemo sei und das man ukrainische und russische Schulkinder auf dem Platz habe. Drei Personen haben mich mit weiteren „Argumenten“ davon überzeugen wollen, mein Schild runterzunehmen.
Zuerst ein Lehrer, dann zusätzlich noch eine Lehrerin und noch ein Schüler der Oberstufe. Am Ende redeten also drei Leute auf mich ein. Um diese Leute zu beruhigen, habe ich versprochen, ganz still an der Kundgebung teilzunehmen (was ich sowieso vorhatte, denn ich hatte bis dahin kein Wort gesagt. Die Lehrerin wollte mir sogar einen Platzverweis erteilen mit der Begründung, das dies eine Veranstaltung der Schüler sei und ich doch meine eigene Demo veranstalten könne. Natürlich bin ich standhaft geblieben, war aber dennoch geschockt, das man in Deutschland wegen der Aussage „Stoppt Putin“ solche Probleme bekommt. Das hat mich sehr nachdenklich gemacht. Aber im Laufe der Kundgebung sagte eine Rednerin sinngemäß auch, das Putin gestoppt werden müsse. Am Ende der Veranstaltung kamen mehrere Schüler auf mich zu und sagten, das Sie das mit meinem Schild richtig fanden und sprachen die Aussage „Stoppt Putin“ auch nochmals laut und deutlich aus. Einer wollte sogar unbedingt meine Hand schütteln, ein anderer streckte mir die „Ghetto-Faust“ entgegen. Über diese positive Resonanz habe ich mich dann doch sehr gefreut.
Tobi H
Lieber Herr Hering,
Ich finde Ihre „Hartnäckigjeit “ richtig. Die Personen, die Sie angesprochen haben, haben scheinbar die Nachrichten der Demonstrationen in Hamburg oder Berlin nicht detailliert angeschaut. Dort waren deutliche krassere Banner mit weitenderen und provokanteren Äußerungen zu sehen.
In einem Land wo Meinungsfreiheit noch ein starkes Gut ist, sollte jede mündige Person auch beispielhaft eine Meinung abgeben dürfen.
Schade, dass ein Teil der Lehrerschaft dies anders sieht.
Bleiben Sie Ihrer Linie treu.
Tommi
Sehr geehrter Herr Hering, Respekt, dass sie sich nicht haben unterkriegen lassen. Irritiert bin ich jedoch von den Lehrkräften, die unseren Kindern ja auch demokratische Grundwerte, z.B. Meinungsfreiheit, beibringen sollen. Ob wir da jemals eine Stellungnahme von den Personen erhalten werden, die von Ihnen gefordert haben, das Schild zu entfernen ?