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Vom Wahlkampf-Virus infiziert…

Den Emscherblog erreichte folgender Leserbrief von Dr. Michael Golek zum Kommunalwahlkampf in der Coronakrise:

„Es geht um Leben und Tod“, „Die größte Krise nach dem Zweiten zur Weltkrieg“, „Die nächsten Wochen werden noch schwerer“, „Wir müssen alle solidarisch diese Krise meistern“ und „Entschleunigung“. In der Politik, im Gesundheitswesen und bei allen Experten ist man da ganz klar – und das zu Recht. In der Tat sind in diesen Zeiten gegenseitige Rücksichtnahme, Solidarität, Zusammenhalten, Zurückhaltung und Maßnahmen mal abseits jedes politischen Kalküls gefragt. Auf den Tisch in dieser außergewöhnlichen und noch nie dagewesenen Situation, die uns noch sehr, sehr lange beschäftigen wird, müssen konkrete Ideen, Konzepte und Maßnahmen, wie denn diese Solidarität gelebt werden kann. Was da die amtierende Bürgermeisterin durch ihre Informationspolitik oder die Grünen durch Ideen wie die Nachbarschafts- und Seniorenhilfe „Holla“ geradezu wohltuend praktizieren, gilt leider nicht für alle. So manchen hat der Wahlkampf-Virus ganz bös‘ erwischt – mit den Folgen eines kompletten Fehlstarts im Kampf um ein Ratsmandat am 13. September.

Sascha Pawelka heißt der Mann, stellt sich forsch in Wurfsendungen als „Ihr SPD-Kandidat für die Kommunalwahl 2020“ vor und will dann auch wortwörtlich „Mit Ihnen ins Gespräch kommen“. Hoffentlich nur per Mail, denn von der gebotenen und angeordneten Zurückhaltung bei sozialen Kontakten hat er wohl wenig gehört. Da passt es auch, dass die Wurfsendung mit dem strahlenden Konterfei des wohl-gekleideten Kandidaten von einer jungen Dame (Schule, Uni?) von Haus zu Haus gebracht wird. Corona-Vorsorge hin oder her. Egal, die Wahlkampf-Sause muss starten. Schließlich haben sogar die Bayern letzten Sonntag ja gewählt…

„Wenn Sie nicht mal Ideen für aktuell schwere Zeiten haben, jetzt schon Phrasen dreschen und der Gesellschaft und Gemeinde damit nicht wirklich weiterhelfen  – dann sind Sie einfach nicht der Richtige als mein Vertreter in einem so wichtigen lokalen Gremium wie dem Rat.“

– Dr. Michael Golek

Dass er sich in meinem Wahlkreis um ein Ratsmandat bewirbt – großartig und auch löblich, denn ich persönlich schätze Engagement, insbesondere Ehrenamtliches. Über Inhalte, was er denn auch angesichts der Krise zu tun gedenkt, was er an Ideen hat (auch für die Zeit danach und die Abminderung der Folgen für jeden Bürger), da schreibt er (oder seine Berater) geradezu aufreizend „Lassen Sie uns gemeinsam Ideen für unser Holzwickede von morgen entwickeln“. „Ach nee, ja is klar…“

Lieber Herr Pawelka von der SPD Holzwickede: Wenn Sie nicht mal Ideen für aktuell schwere Zeiten haben, jetzt schon Phrasen dreschen und der Gesellschaft und Gemeinde damit nicht wirklich weiterhelfen  – dann sind Sie einfach nicht der Richtige als mein Vertreter in einem so wichtigen lokalen Gremium wie dem Rat. Ob’s die SPD Holzwickede und ihr Bürgermeister-Kandidat Peter Wehlack angesichts dieses „Fehltritts“, der wahrscheinlich kein Einzelfall ist, sind – da bin ich mir nicht mehr so sicher. Allgemeinplätze in einer Allerwelts-Massenwurfsendung, entworfen von irgendwelchen (hochdotierten?) Wahlkampf-Beratern ohne jegliches Fingerspitzengefühl in der aktuellen Situation.

Was jetzt zählt – und auch am 13. September – sind Ideen, wie wir alle gemeinsam die Krise meistern können, was Bürgermeisterkandidaten und Politiker zu tun gedenken, oder zumindest irgendwelche Hinweise, was Sie konkret dazu beitragen wollen. Es gibt da genug Themen. Die „Platte der Probleme“ ist leider auf allen Ebenen „reichlich gedeckt“ – die Welt wird „danach“ nicht mehr die Gleiche sein. Doch was kommen wird, können wir aktiv selber (mit-)gestalten – aber eben nicht mit „Old School“-Wurfsendungen und Standard-Wahlkampfkonzepten von „damals“.

Da lobe ich mir gute Ideen von allen Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde, klare Konzepte oder praktische Ideen und Umsetzungen. Oder auch einfach nur, wie es jetzt von der F1-Jugend des Holzwickeder SC weiterverbreitet wurde, der Aufruf, am Sonntag, 22. März, 20 Uhr, vom Balkon, von der Terrasse oder vom Gartenzaun einfach mal nur Applaus zu spenden – für die vielen Menschen, die sich aktuell wirklich um die Gesellschaft, deren Gesundheit und den weiteren, solidarischen Fortbestand unserer Gesellschaft, ungeachtet der großen Gefahren für ihre eigene Gesundheit, kümmern. Diese Aktion wurde im Übrigen nicht von einer Wurfsendung angekündigt – das geht auch viral über soziale Medien. Einfach mal die „Berater“ fragen…“

Dr. Michael Golek
Am Busch 3
59439 Holzwickede

Leserbriefe müssen nicht die Meinung der Redaktion wiedergeben. Wir behalten uns das Recht auf Kürzung vor.

Kommunalwahlkampf

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