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Fordern von Bundesaußenminister Heiko Maas eine differenzierte Entscheidungsgrundlage bei der Ausweisung von Risikoregionen: die UNIQ-Geschäftsführer Daniel Krahn (li.) und Daniel Marx

Urlaubsguru-Gründer schreiben an Außenminister: Entscheidung über Risikoregionen nicht differenziert genug

Fordern von Bundesaußenminister Heiko Maas eine differenzierte Entscheidungsgrundlage bei der Ausweisung von Risikoregionen: die UNIQ-Geschäftsführer  Daniel Krahn (li.) und Daniel Marx
Fordern von Bundesaußenminister Heiko Maas eine differenzierte Entscheidungsgrundlage bei der Ausweisung von Risikoregionen: die UNIQ-Geschäftsführer Daniel Krahn (li.) und Daniel Marx

Die beiden Geschäftsführer der im Holzwickede Eco Port angesiedelten UNIQ GmbH, dem Unternehmen hinter Urlaubsguru, haben einen Offenen Brief an Bundesaußenminister Heiko Maas geschrieben. Darin fordern Daniel Krahn und Daniel Marx den Minister auf, die Entscheidungsgrundlage für die Benennung von Risikoregionen und damit verbundene verschärfte Maßnahmen zum Infektionsschutz zu überdenken.

Es sollten auch „differenzierte Entscheidungen pro Land“ getroffen werden. Statt Reisewarnungen für ein gesamtes Land auszusprechen, sollten, ähnlich wie in Spanien und Kroatien, Reisewarnungen für einzelne Regionen vorgezogen werden.

In ihrem Brief betonen die beiden UNIQ-Geschäftsführer zunächst, dass sich ihre Initiative „nicht gegen die allgemein gültigen Maßnahmen oder ausgeweiteten Hygienekonzepte“ zur Reduzierung von Neuinfektionen richtet. „Uns geht es um die Berechnungsgrundlage der Obergrenze, die für die Entscheidung zu strengeren Maßnahmen in Städten, Landkreisen und ganzen Ländern bis hin zur Ernennung von Risikoregionen genutzt wird. Vor allem von Letzterem sind wir stark abhängig.“

Kritik: Bewohner „auf Zeit“ werden nicht berücksichtigt

Denn als Reisevermittler könne das Online-Reiseportal Urlaubsguru „zurzeit nur sehr eingeschränkt agieren“, heißt es in dem Brief weiter. „Das wirkt sich dementsprechend auf unsere wirtschaftliche Lage und liquiden Mittel aus. Wie andere Touristikunternehmen mussten auch wir bereits Arbeitsplätze abbauen und auf externe finanzielle Mittel zurückgreifen. Unsere Gedanken kreisen daher momentan natürlich viel um die vorhandenen und geplanten Einschränkungen und Entscheidungen seitens der Regierung.“

Die UNIQ-Geschäftsführer kritisieren insbesondere die Regelung nach der aktuell eine Risikoregion ausgewiesen wird. Diese sei nicht differenziert genug. Ausdrücklich begrüßt wird von ihnen die eigentliche Obergrenze für die Erlassung weiterer Maßnahmen zum Infektionsschutz und der Ernennung von Risikoregionen von derzeit 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern. Nach Ansicht der beiden Urlaubsguru-Gründer sollten aber für die Berechnung der Obergrenze nicht nur die offiziellen Einwohner einer Region berücksichtigt werden, sondern auch die Touristen und alle anderen Bewohner „auf Zeit“ wie etwa Saisonarbeiter.

Dass dies einen erheblichen Unterschied machen würde, belegen die beiden mit einem Beispiel: So wurden beispielsweise in den Hotels auf Mallorca und den Nachbarinseln allein im Monat Juli 354.129 Gäste beherbergt. Bei der Berechnung der Obergrenze von 50 Neuinfektionen werden aber bislang nur die tatsächlichen Einwohner herangezogen. „Wäre es nicht angebracht auch Touristen, die beispielsweise länger als eine Nacht in einer Region verbringen, bei den Berechnungen zu berücksichtigen?“, fragen die beiden Geschäftsführer. „Dieses Vorgehen würde zwar zunächst mehr Aufwand für Behörden und Institutionen bedeuten, mit den richtigen Schnittstellen dürfte sich aber eine effektive Lösung finden.“

Anzahl der Tests sieben Mal höher als zu Beginn der Pandemie

Nach Ansicht von Daniel Krahn und Daniel Marx „muss die weltweite Covid-19-Lage sehr ernst genommen werden“. Andererseits dürfe „aber nicht der Eindruck entstehen, dass durch die Politik eine Atmosphäre der Angst geschaffen wird“. Dafür sorgten beispielsweise die aktuell steigenden Fallzahlen in Deutschland, die von den Medien kommuniziert werden.  „Wurden in KW 11 127.457 Testungen von 114 übermittelnden Laboren durchgeführt, sind es inzwischen 875.524 Testungen von 181 übermittelnden Laboren (KW 33). Dass die Anzahl der Testungen fast sieben Mal so hoch ist wie noch zu Beginn der Pandemie, geht in der Berichterstattung unter. Eine Darstellung der prozentualen Anzahl an Neuinfektionen im Vergleich zu den ausgeweiteten Testungen wäre realitätsnaher und lässt auch Laien die Situation besser einschätzen“, glauben die beiden UNIQ-Geschäftsführer.

Abschließend räumen sie ein, dass sie „natürlich befangen“ sind und ein Interesse daran haben, „dass die Reisefreiheit wieder ausgeweitet und die Angst vor einer Infektion in anderen Ländern genommen wird. Dennoch stellen wir unsere wirtschaftlichen Interessen nicht vor die Gesundheit der Menschen und nehmen die Aussagen des Auswärtigen Amtes und des Robert-Koch-Instituts sehr ernst. Unser Brief an Sie soll zum Nachdenken anregen und zeigen, dass mit kleinen Anpassungen schon etwas bewirkt werden kann.“

Über UNIQ
Zur UNIQ Gruppe mit Sitz in Holzwickede gehört die Marke Urlaubsguru und die internationale Marke Holidayguru, die in weiteren europäischen Ländern präsent ist. Urlaubsguru wurde 2012 von Daniel Krahn und Daniel Marx gegründet. Mit monatlich über elf Millionen Website-Besuchen sowie sieben Millionen Facebook-Fans gehört Urlaubsguru inzwischen zu den größten europäischen Reise-Websites. Als unabhängiger Reisevermittler finden User neben Pauschalreisen auch Angebote für Städtetrips, Flüge, Hotels und private Unterkünfte auf der Website. Nach dem Motto „Für wenig Geld rund um die Welt“ zeigt Urlaubsguru seinen Kunden, dass sie für ihr Geld weiter kommen, als sie zunächst angenommen haben. Dabei liegt der Fokus immer auf Angeboten mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Das Start-up wuchs seit Gründung stetig und wurde unter anderem 2016 vom NRW Wirtschaftsministerium mit dem Gründerpreis NRW und 2018 mit dem Deutschen Tourismuspreis – Publikumspreis für deutschlandLiebe ausgezeichnet. Bis zur CoronaKrise war das Unternehmen komplett eigenfinanziert und hat auf externe Finanzierungsmöglichkeiten verzichtet. Durch die Pandemie sahen sich die Gründer gezwungen, einen Kredit aufzunehmen und mussten daraufhin 40 Arbeitsplätze abbauen.

Corona, UNIQ


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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