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Wurde heute von der Bürgermeisterin, dem Personalrat und den Kollegen in den Ruhestand verabschiedet: die dienstälteste Mitarbeiterin der Verwaltung, Ulla Pardemann (vorn).( Foto: P. Gräber - Emscherblog.de)

Urgestein der Verwaltung: Ulla Pardemann nach 48 Jahren verabschiedet

Wurde heute von der Bürgermeisterin, dem Personalrat und den Kollegen in den Ruhestand verabschiedet: die dienstälteste Mitarbeiterin der Verwaltung, Ulla Pardemann (vorn).( Foto: P. Gräber - Emscherblog.de)
Die dienstälteste Mitarbeiterin der Verwaltung, Ulla Pardemann (vorn) wurde heute nach 48 Dienstjahren von den Verwaltungsspitzen, dem Personalrat und den Kollegen in den Ruhestand verabschiedet. (Foto: P. Gräber – Emscherblog.de)

Sie ist mit 48 Dienstjahren die dienstälteste Mitarbeiterin und ein echtes Urgestein der Gemeinde Holzwickede. Ulla Pardemann ist, was nur wenige von sich behaupten können, in Holzwickede geboren, sie ging hier zur Schule, begann im August 1970 ihre Ausbildung bei der Gemeinde und war danach ihr ganzes Berufsleben in den Amtsstuben der Verwaltung tätig: Vom Schulverwaltungsamt über das Archiv bis zum Grundstücks- und Gebäudewesen war sie – bis aufs Sozialamt – in allen Amtsstuben der Verwaltung tätig. 

Ulla Pardemann kennt jedes Grundstück, jedes Mauseloch, jeden Mitarbeiter und vermutlich auch jeden, der ins Rathaus ein- und ausgeht, wie ihr Bürgermeisterin Ulrike Drossel anerkennend attestiert. Und sie kennt natürlich jede Menge Anekdoten und Histörchen: etwa über das kleine Sitzungszimmer, in dem die langjährige Personalrätin von ihren Kollegen heute in den Ruhestand verabschiedet wurde.

„Das war früher mal mein Büro“, erzählt Ulla Pardemann – und die jungen Hüpfer stutzen. „Hier war das Schulverwaltungsamt untergebracht, aber auch das Personalbüro und Beschaffungsamt – ein Mischwarenladen wie fast immer hier. Büroleiter war Hubert Schulte“, erinnert sich Ulla Pardemann. Zu viert habe man damals in dem kleinen Raum gearbeitet mit nur einem Telefon. „Von Zeit zu Zeit hat auch noch der Bäderbetriebsleiter hier mit uns gesessen. Damals hatten wir ja noch eigene Schülersonderverkehre gehabt. Heute macht das ja alles die VKU. Aber ich habend damals hier von jeder Schule die Stundenpläne gehabt und habe unsere eigenen Fahrpläne danach gemacht“, schmunzelt Ulla Pardemann. Die jungen Kollegen gucken ungläubig.

Ein Schatz an Anekdoten

Von den Kollegen des Fachbereichs gab's nach der offziellen Feierstunde noch ein Überraschungspaket für Ulla Pardemann (2.v.l.). (Foto: P. gräber - Emscherblog.de)
Von den Kollegen des Fachbereichs gab’s nach der offziellen Feierstunde noch ein Überraschungspaket für Ulla Pardemann (2.v.l.). (Foto: P. gräber – Emscherblog.de)

„Eines Morgens“, erinnert sich Pardemann noch genau, „kam ein Vertreter der Firma Rüther aus Hamm zu uns ins Büro und stellte uns den ersten digitalen Taschenrechner vor.“  Das Ding sei etwa so groß wie ein Schuhkarton gewesen.  „Er tippte irgendwelche Zahlen ein, drehte den Rechner auf den Kopf und da stand dann ,SIE ESEL‘ …“

Anekdoten wie diese könnte Ulla Pardemann stundenlang erzählen. Die Zeit im Fachbereich für Schule, Sport und Kultur war ihre liebste, wie sie sagt.  „Da hatte ich viel Kontakt zu den Bürgern und es war abwechslungsreich.“  Gemeinsam mit der damaligen Bürgermeisterin Margret Mader hat sie die Seniorenarbeit mit aufgebaut, etliche Kulturveranstaltungen aus der Taufe gehoben und umgesetzt, was sich Mader ausgedacht hatte.

Die Freihandbücherei, die es damals noch in Holzwickede gab, hat sie aufgelöst und als später dann die eigene Gemeindebücherei gegründet wurde, war sie auch beteiligt. Ebenso bei Gründung der eigenen Volkshichschule:  „Damals mussten sich alle Teilnehmer noch persönlich anmelden“, meint die 62-Jährige. „Anmeldetag war immer samstags. Einige Kurse waren aber so beliebt, dass sich die Leute schon Freitagnachmittag angestellt haben. Mit taten die Leute so leid, dass ich morgens um 5 Uhr aufestanden bin und denen schon das Rathaus aufgeschlossen habe, damit sie es wenigstens warm hatten.“  Das ging so lange gut, bis einige irgendwann mal randalierten und die Blumen von den Fensterbänken im Rathaus warfen. „Da war aber Schluss“, sagt Ulla Pardemann. „Von da an mussten sie wieder draußen warten.“

Mulmiges Gefühl am letzten Arbeitstag

Heute an ihrem letzten Arbeitstag fühlte sich Ulla Pardemann erstaunlich gut – bis etwa 20 Minuten vor ihrer Abschiedsfeier im Rathaus. „Da ist mir schon mulmig geworden“, räumt sie ein. „48 Jahre kann man schließlich nicht so einfach wegstecken.“  Offiziell in Rente gehen wir die Mutter einer Tochter zwar erst ab Januar 2020.  Ihren Schreibtisch im Bauamt wird sie allerdings heute zum letzten Mal aufräumen – das war’s dann. 48 Jahre hat Ulla Pardemann im Vorzimmer des Paradieses gesessen – jetzt wird sie endlich eingelassen, wie es Personalrätin Sabine Lütkefen formulierte.

Große Pläne für das Paradies hat sie nicht: „Es ist zuletzt ja so viel liegen geblieben zu Hause. Das ist jetzt erst einmal dran.“ Im Oktober ist dann eine Reise geplant. Und schließlich ist die 62-Jährige ja auch noch als 2. Vorsitzende des Freundeskreises eingebunden und gut beschäftigt. „Da bleibe ich natürlich auch präsent.“

Darüber hinaus hat sich Ulla Pardemann für ihren Ruhestand ganz fest vorgenommen, den Rat eines erfahrenen ehemaligen Kollegen zu beherzigen: „Ich muss lernen, noch häufiger Nein zu sagen.“

verabschiedung


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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