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Vorstand der Tafel Kreis Unna, v.li.: Patricia Westermann, Roland Lutz, Ulrike Trümper und Helge Rosenstengel. (Foto: P. Gräber - Emscherblog.de)

Ulrike Trümper von Kritik genervt: Darum muss die Tafel wieder schließen

Vorstand der Tafel Kreis Unna, v.li.: Patricia Westermann, Roland Lutz, Ulrike Trümper und Helge Rosenstengel. (Foto: P. Gräber - Emscherblog.de)
Vorstand der Tafel Kreis Unna, v.li.: Patricia Westermann, Roland Lutz, Ulrike Trümper und Helge Rosenstengel. (Foto: P. Gräber – Emscherblog.de)

In ihrer Funktion als Vorsitzende der Tafel Unna e.V. darf Ulrike Trümper nicht zimperlich sein und muss sich einiges an Kritik anhören. Doch seit klar ist, dass alle angeschlossenen Ausgabestellen der Tafel im zweiten Lockdown wieder schließen, muss sich Ulrike Trümper nach allen Seiten rechtfertigen für diese Maßnahme. Der Vorsitzenden ist anzumerken, dass es innerlich brodelt in ihr: „Haben Ehrenamtler denn keinen Anspruch darauf, sich zu schützen und in diesen schweren Zeiten etwas zurückzuziehen?“

Für die Tafel-Vorsitzende ist das nur eine rhetorische Frage. Denn der Selbstschutz war „bisher in erster Linie der Grund“, warum die Tafel in Unna und ihre angeschlossenen Ausgabestellen, darunter die in Holzwickede, ab morgen wieder schließen. Heute ist allerdings noch ein weiterer, ganz objektiver Grund hinzugekommen.

Selbstschutz und fehlende Ein-Euro-Jobber

„Wir haben gerade die Verfügung über die Arbeitsagentur bekommen: Ab morgen müssen wir alle unsere Ein-Euro-Jobber in den Lockdown schicken“, bestätigt die Tafel-Vorsitzende. Einem der verbliebenen teils weit über 80 Jahre alten Ehrenamtler will die Vorsitzende nun wirklich nicht zumuten, sich hinter das Steuer eines Lkw zu klemmen, die Lebensmittelkisten auf- und abzuladen, die frischen Lebensmittel zu sortieren und wieder umzuladen und auszuliefern.  „Selbst wenn wir wollten, könnten wir also gar nicht mehr öffnen“, stellt Ulrike Trümper kategorisch fest. Die Arbeitskraft ihrer 30 Ein-Euro-Jobber ist einfach unverzichtbar für die Tafel Unna.

„Ab morgen retten wir keine Lebensmittel mehr und verteilen auch keine mehr. Hartz IV ist so ausgerichtet, dass niemand verhungern muss.“

Ulrike Trümper (Vorsitzende Tafel Unna e.V.)

„Wir sind ja nicht dumm und haben schon Kommen sehen, was passieren würde“, meint die Vorsitzende. „Deshalb haben wir in den vergangenen Tagen auch schon sehr viel mehr Lebensmittel und Gutscheine verteilt als üblich. Wer jetzt sagt, dass er keine Lebensmittel mehr hat, jammert also auf hohem Niveau.“

In Situationen wie dieser ist die Tafel-Vorsitzende sichtlich „genervt vom Anspruchsdenken mancher Leute“, wie sie einräumt: „Um es einmal ganz klar zu sagen: Wir sind als Tafel für die Lebensmittelrettung da, nicht um Leute zu verpflegen. Ab morgen retten wir keine Lebensmittel mehr und verteilen auch keine mehr. Hartz IV ist so ausgerichtet, dass niemand verhungern muss.“  

Immerhin geht Ulrike Trümper davon aus: Wenn der Lockdown wie angekündigt zum 10. Januar aufgehoben wird, geht es selbstverständlich auch mit der Tafel Unna wie gewohnt weiter.

  • Zur Erinnerung: In der Ausgabestelle Holzwickede werden morgen (16. Dezember) in der Zeit von 12 bis 13 Uhr im ev. Gemeindehaus an der Goethestraße keine frischen Lebensmittel ausgegeben. Verteilt werden lediglich die gespendeten Weihnachtspakete sowie die vom Bürgerblock gespendeten 40 Weihnachtstüten.

Schließung, Tafel


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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