Tag der Artenvielfalt: Renaturierung haucht Emscher neues Leben ein
Die Vereinten Nationen feiern jedes Jahr am 22. Mai den „Internationalen Tag zur Erhaltung der Artenvielfalt“ – und die Emschergenossenschaft feiert mit. Dazu hat der Flussmanager, der dem einstigen Abwasserlauf Emscher aktuell neues Leben einhaucht, auch allen Grund: Zu den tierischen „Bewohnern“ der Region gesellt sich seit einiger Zeit die Gebirgsstelze dazu – aus Sicht der Emschergenossenschaft ist dies ein weiteres Qualitätsmerkmal für die erfolgreiche Renaturierung der Emscher-Gewässer, unter anderem der Emscher selbst in Holzwickede.
Die Gebirgsstelze ist ein inzwischen regelmäßig an den umgestalteten Gewässern der Emschergenossenschaft vorkommender Brutvogel oder auch Nahrungsgast.
„Die langschwänzige, oberseits graue und unterseits intensiv gelbe Stelze besiedelt schnellfließende, meist mit Gehölzen bewachsene Bäche und Flüsse. Bevorzugt werden steinige oder auch kiesige Uferbereiche mit flachen und strömungsarmen Stellen“, sagt Gunnar Jacobs, bei der Emschergenossenschaft im Bereich „Gewässer und Landschaftspflege“ tätig. Mit etwa 17 bis 20 cm Körperlänge ist die Gebirgsstelze etwa so groß wie die noch eher bekannte Bachstelze, besonders auffällig und somit ein weiteres Erkennungsmerkmal ist die deutlich wippende Schwanzbewegung. Ihr Nest errichtet sie gerne in Spalten von Gewässerbrücken oder Ufermauern oder an natürlichen Steilufern bzw. Uferabbrüchen. Sie ernährt sich entlang der Gewässerufer vorwiegend von Insekten und deren Larven, wobei sie bei der Nahrungssuche auch durchs Wasser watet und hinein pickt.
Auch im Flachland anzutreffen
Die Gebirgsstelze ist außerhalb des hohen Nordens und anderen kalten Regionen in nahezu ganz Europa verbreitet, wobei sie – anders als ihr Name vermuten lässt – auch im Flachland vorkommt.
Die Vogelart reagiert empfindlich auf eine naturferne Bachgestaltung durch den Menschen: Befestigte, begradigte und strukturarme Gewässer werden gemieden. Daher waren die bisherigen von trist-grauen Betonsohlschalen gesäumten „Köttelbecken“ im Emscher-Tal eher eine „No-Fly-Area“ für die Gebirgsstelze.
Mit dem Emscher-Umbau hat die Emschergenossenschaft jedoch dafür gesorgt, dass die Gebirgsstelze auch in der dicht besiedelten Region wie dem Revier nun wieder naturnahe Lebensraumbedingungen vorfindet.
Artenvielfalt an der Emscher
Abgesehen von der Rückkehr der Gebirgsstelze zeigen auch die zahlreichen weiteren Projekte zur nachhaltigen Sicherung der Biodiversität im Emscher-Gebiet bereits sichtbare Erfolge. Zum Beispiel der Phoenix See in Dortmund mit seinen umgebenden Gewässern Emscher und Hörder Bach – dort beteiligten sich vor wenigen Jahren mehr als 50 Wissenschaftler und Ehrenamtliche am Geo-Tag der Artenvielfalt. Nach Auswertung aller Daten stand am Ende die stolze Zahl von 709 erfassten Arten. Darunter fielen unter anderem 392 Farn- und Blütenpflanzen, die in den Gewässern und deren direktem Umfeld (Aue) leben.
In den Gewässern wurden 110 verschiedene Arten von Tieren bestimmt: u.a. 9 verschiedene Libellenarten, 12 Köcherfliegenarten und 7 Eintagsfliegenarten. 31 Käferarten tummelten sich im Wasser und am Ufer. Nicht umsonst beurteilte der Nabu den Phoenix See als wichtigstes Brutgewässer in Dortmund, insgesamt wurden 46 Vogelarten von den Vogelkundlern beobachtet. Darunter zählte auch der im Bestand gefährdete Flussregenpfeiffer, der auf kiesige Uferbereiche angewiesen ist.
Der GEO-Tag der Artenvielfalt zeigte seinerzeit auch, dass Phoenix See, Emscher und Hörder Bach wichtige Refugialräume für bedrohte Arten, sogenannte Rote-Liste-Arten geworden sind: Die Forscher konnten zwölf Arten nachweisen, die in ihrem Bestand in NRW gefährdet sind. So wird z.B. die über dem Phoenix See nach Insekten jagende Breitflügelfledermaus in NRW als „stark gefährdete“ Art beurteilt.