Streit um Stiftung für Haus Opherdicke: Sondersitzung des Kreistages
Im Streit um die Gründung der Stiftung Friesendorf wird sich der Kreistag auf Antrag der Linken in einer Sondersitzung am 17. Januar erneut mit diesem Thema beschäftigen. Zweck der Stiftung soll es sein, einen Skulpturenpark im Freigelände von Haus Opherdicke aufzubauen und zu unterhalten.
In der letzten Sitzung des Kreistages hatte eine Mehrheit von SPD und CDU die Entscheidung über die Gründung einer solchen Stiftung vertagt und damit die millionenschweren Stifter, Sabine und Reinhard Friesendorf, vor den Kopf gestoßen: Sie drohten damit, sicg ganz zurückzuziehen. Auch die kleineren Fraktionen im Kreistag sowie Landrat Michael Makiolla und der ehemalige Kultur-Dezernent Thomas Hengstenberg, der neben den Stiftern selbst als einziges Mitglied im Stiftungsrat vorgesehen ist, zeigten sich entsetzt.
In einem Brief an Landrat Michael Makiolla, der von allen Fraktionsvorsitzenden im Holzwickeder Rat außer der CDU unterzeichnet ist, hat Bürgermeisterin Ulrike Drossel die Fraktionen von CDU und SPD im Kreistag aufgefordert, ihre Haltung zu überdenken und Gründe, die einer Stiftung entgegenstehen zeitnah, offen und sachlich zu diskutieren. Die Holzwickeder CDU stellt sich dagegen in einer eigenen Stellungnahme an Bürgermeisterin Ulrike Drossel hinter ihre Kreistagsfraktion.
Gemeinde Holzwickede begrüßt schnelle Stiftungsgründung
Haus Opherdicke sei „eine kulturelle Bereicherung“ für die Gemeinde Holzwickede und den Kreis Unna. heißt es in dem Schreiben der Gemeinde an den Landrat. Die stiftenden Eheleute hätten einen Bezug zu Holzwickede. Der Skulpturenpark sei der erste Schritt neben dem Stiftungsvermögen, das lmage des Kreises und auch Holzwickedes weiter aufzuwerten.
„Für die Gemeinde Holzwickede, als auch die unten aufgelisteten Parteien sind Gründe der Mehrheit des Kreistages, eine Stiftung abzuweisen, nicht erkennbar und nachvollziehbar“, heißt es in dem Schreiben weiter. Die Gemeinde Holzwickede begrüße die umgehende Gründung der Stiftung ausdrücklich.
Ob der Kreistag in seiner Sondersitzung allerdings der Gründung zustimmen wird, ist offen. Laut Stiftungsvertrag soll die Stiftung in einem ersten Schritt von den Stiftern mit einem Vermögen in Höhe von 50.000 Euro ausgestattet werden, das nach dem Willen der Stifter zur Anlage eines historischen Kräutergartens nach einem Vorbild aus dem Jahr 827 im Park des Hauses Opherdicke dienen soll. Die weitere Ausstattung soll dann im Wege eines gemeinschaftlichen Testaments, in dem die Stifter den Stiftungsträger als Alleinerben einsetzen.
Kräutergarten und zeitgenössische Skulpturen im Park
Der Standort des Kräutergartens wurde im Einvernehmen mit dem Landschaftsarchitekten Joachim Reck ausgewählt, mit dem in den Jahren 2012 und 2013 das Gestaltungskonzept für den Freiraum der Anlage entwickelt wurde. Er liegt in dem nordöstlichen Quadranten des Parks. Der Kräutergarten, einer Bodenskulptur nicht unähnlich, kann sich mit den Zeugnissen der Landschaftsgestaltung zwischen Barock und 19. Jahrhundert, den zeitgenössischen Skulpturen, dem Freiraum und der historischen Architektur zu einem außergewöhnlichen Erlebnis verbinden.
Allerdings haben SPD und CDU im Kreistag nach wie vor „Klärungsbedarf“, weshalb man eine Entscheidung auch zunächst vertagt habe, erklärt das Holzwickeder Kreistagsmitglied Theo Rieke (SPD): „Einige wichtige Fragen sind noch unklar. Beispielsweise reichen die 50.000 Euro, mit der die Stiftung anfangs ausgestattet werden soll, überhaupt nicht aus, um wie vorgesehen einen Kräutergarten und die Fundamente für die Skulpturen anzulegen. Da müsste also schon der Kreis bzw. Steuerzahler in Anspruch genommen werden.“ Unklar sei auch, wie hoch die Kosten für die Stiftungsgründung seien und wer sie trage. „Solche offenen Fragen haben uns dazu bewogen, der Gründung zunächst noch nicht zuzustimmen“, erläutert Theo Rieke.
Dabei weiß die SPD im Kreistag das Haus Opherdicke und seine kulturpolitische Bedeutung sehr wohl zu schätzen und steht auch grundsätzlich hinter dem Projekt, versichert Theo Rieke. Anders als etwa Wilhelm Jasperneite, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion, der mit seiner Bemerkung im Kreistag, dass man „Haus Opherdicke nun mal an den Hacken hat“, ziemlich deutlich machte, was er eigentlich von dem kreiseigenen Gut hält.
Dessen ungeachtet erklärt der Holzwickeder CDU-Fraktionschef Frank Markowski in seiner Stellungnahme an Bürgermeisterin Ulrike Drossel wörtlich: „Unsere Funktionsträger genießen von der CDU-Fraktion Holzwickede vollstes Vertrauen in der Angelegenheit um das Schloss Opherdicke sowie auch in allen anderen Angelegenheiten ihres Zuständigkeitsbereichs, aus Sicht der Gemeinde Holzwickede eine, gemessen an dem Allgemeinwohl der Bürger, verantwortungsvolle und nachhaltige Entscheidung zu treffen.“