Schuleingangsuntersuchungen: Kinder mit Migrationshintergrund holen auf
(PK) Ob Kinder erfolgreich in die Schulkarriere starten, hängt auch von ihrem Gesundheitszustand ab. Bei den Schuleingangsuntersuchungen im Kreis Unna zeigt sich hier eine erfreuliche Entwicklung: Kinder mit Migrationshintergrund haben fast überall aufgeholt.
„Egal ob bei Kindern die Erstsprache Deutsch ist oder nicht: In den allermeisten Bereichen sind sie gleich gesund“, berichtet Dr. Petra Winzer-Milo, Leiterin des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes beim Kreis Unna. Vorsorgeuntersuchungen, Impf- und Therapieangebote werden ähnlich häufig in Anspruch genommen. „Das sah vor fünf Jahren teilweise noch anders aus“, weiß Dr. Petra Winzer-Milo.
Positive Nachrichten gibt es auch mit Blick auf das Thema Übergewicht: „Der Anteil von Kindern, die zu viel Gewicht auf die Waage bringen, ist rückläufig“, erklärt die Leiterin des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes. 8,7 Prozent der diesjährigen Schulanfänger sind übergewichtig. 2011 waren es noch 11 Prozent der Kinder.
Die aktuellen Schuleingangsuntersuchungen haben ergeben, dass Kinder aus interkulturellen Familien in diesem Bereich noch immer im Hintertreffen sind: „12 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund gelten als übergewichtig, während es bei den Kindern, die Deutsch als Erstsprache sprechen, nur 7,5 Prozent sind.“ Gleichzeitig sind mehr als die Hälfte der deutschsprachigen Kinder schon im Kindergartenalter in einem Sportverein organisiert, aber nur 27 Prozent der Migrantenkinder.
Insgesamt untersuchten die Schulärztinnen des Kreises zwischen September 2015 und Juli 2016 bei den Gesundheits-Checks, die für angehende i-Männchen zum Pflichtprogramm gehören, rund 3.300 Mädchen und Jungen. Die Schuleingangsuntersuchung dauert in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich eine Stunde. „Sie ist eine gute Grundlage für die gezielte Förderung der Kinder“, betont Dr. Petra Winzer-Milo.
Jungen häufiger therapiebedürftiger als Mädchen
Insgesamt wurden in den Bereichen Motorik, Sprache, Wahrnehmung und Verhalten ähnlich häufig Störungen und Auffälligkeiten festgestellt wie im Vorjahr. Wie in den vergangenen Jahren zeigten Jungen auch jetzt wieder häufiger therapiebedürftige Entwicklungsdefizite als Mädchen.
Der Anteil der Kinder, die als erste Sprache nicht Deutsch lernen, hat gegenüber den Vorjahren um rund drei Prozent auf 28 Prozent zugenommen. Der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst führt diesen Anstieg auf die Flüchtlingsbewegung zurück. Zum Zeitpunkt der Untersuchung konnten sich 204 Kinder nicht in der deutschen Sprache artikulieren.
Die Schulärztinnen im Kreis Unna stellten auch in diesem Jahr wieder bei mehr als jedem vierten Einschulungskind (28 Prozent) kontrollbedürftige Befunde fest. Dabei ging es oft um Auffälligkeiten am Skelettaufbau und um Verdacht auf Entwicklungsstörungen (10 Prozent), eine augenärztliche Kontrolluntersuchung (9,2 Prozent) oder eine Empfehlung zur Kontrolle beim HNO-Arzt (6 Prozent).
Die Gesundheits-Expertinnen des Kreises empfehlen darüber hinaus rund einem Fünftel (21 Prozent) der Kinder ausdrücklich, Sport zu treiben, um gesundheitliche Probleme in den Griff zu bekommen oder ihnen vorzubeugen. 2011 erhielt noch jedes vierte Kind diese Empfehlung.
Die Übersicht der Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen 2016 nach Kommunen finden Sie hier