Premiere im lokalen Impfzentrum geglückt: Drei Hausärzte sorgen für den ersehnten Pieks
Der Leiterin des ev. Familienzentrums Nordlicht war die Erleichterung anzumerken: Petra Chudzinski war die erste, die heute kurz nach 14 Uhr in der Hilgenbaumhalle geimpft wurde. „Ich bin wirklich froh, dass es endlich soweit ist“, so Petra Chudzinski kurz vor dem Pieks. Ihre Tochter, die in einer Einrichtung mit behinderten Menschen arbeitet, sei auch schon vor einigen Tagen geimpft worden. „Nur meine über 80 Jahre alten Eltern haben erst im April einen Termin bekommen.“ Bedauerlich, aber anders geht es wohl nicht, solange der Impfstoff noch knapp ist.
Die erste lokale Impfaktion in der Hilgenbaumhalle, die unter der Woche von der Gemeinde als Impfzentrum hergerichtet wurde, startete heute pünktlich. Geimpft werden dort die Beschäftigten der örtlichen Kindertagesstätten, heilpädagogischen Kindertagesstätten, Grundschulen, Förderschulen, der Kindertagespflege sowie den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe. „Die Impfbereitschaft ist sehr hoch“, meint Torsten Doennges, der die Impfaktion und das -zentrum organisiert hat. „Wir kennen aus Datenschutzgründen zwar keine genaue Quote. Aber wir haben schon an den schnellen Rückmeldungen gemerkt, dass es da nur ganz wenige Ablehnungen gegeben hat.“
Auswahl der Personen in alphabetischer Reihenfolge
330 Personen wurde insgesamt zurückgemeldet. Die ersten 150 bis 160 von ihnen, in alphabetischer Reihenfolge ausgesucht, waren heute nahezu ausnahmslos Frauen. Am kommenden Freitag (19. März) sollen dann die nächsten gemeldeten Personen geimpft werden. „Ganz kurzfristig hat sich ergeben, dass wir auch noch einen dritten Impftag für die Karl-Brackmann-Schule anbieten müssen“, erklärt der stellvertretende Fachbereichsleiter Ordnung, Bürgerservice und Soziales. Der Grund: In der kreiseigenen Förderschule war man zunächst davon ausgegangen, dass die Impfungen auch vom Kreis vorgenommen werden. „Dann ist aber beim Kreis entschieden worden, dass wir es hier doch vor Ort machen“, so Doennges. Was aufgrund der kurzen Wege wohl auch vernünftiger ist.
Auch das Ärzteteam ist noch einmal kurzfristig anders zusammengesetzt worden: Mit Dr. Dirk Westermann waren heute auch noch die beiden Holzwickeder Hausärzte Dr. Udo Pappert und Dr. Frank Robben im Einsatz, jeweils mit Helferinnen aus ihren Praxen. Dr. Barbara Hegemann wird erst am kommenden Freitag in der Hilgenbaumhalle impfen.
Das Holzwickede Impfzentrum ist im Prinzip nach Vorbild des Unnaer Impfzentrums organisiert, wie Torsten Doennges erläutert: „Wir haben hier allerdings nur zwei Impfstraßen.“ Betreten werden kann die Hilgenbaumhalle nur durch den hinteren Eingang. Es gibt eine Einbahnstraßenregelung, so dass das Impfzentrum anschließend durch den vorderen Eingang verlassen werden muss. „Hier im Check in prüfen wir anhand der Listen und Personalien, ob die Impflinge gemeldet“, erläutert Torsten Doennges. „Die Arbeitgeberbescheinigungen können wir uns sparen, da wir ja die Rückmeldungen aus den Einrichtungen bekommen haben.“
Zwölf bis 15 Impflinge pro Stunde
Wer möchte, kann gleich im Eingangsbereich bei den Helferinnen und Helfern der DRK Holzwickede einen Schnelltest machen. „Die Teilnahme ist freiwillig. Diese Zielgruppe hat aber auch Anspruch auf einen solchen Schnelltest“, erinnert Torsten Doennges.
Nach dem Check-in können die Impflingen Platz im Wartebereich auf den Tribünen vor den beiden Impfstraßen nehmen. Dort warten sie dann auf ihr persönliches Aufklärungsgespräch mit einem der Ärzte. Wenn der „Papierkram“ erledigt ist, geht es in einen der beiden mit Stellwänden abgetrennten Impfbereich.
Während zwei Ärzte impfen, zieht der dritte den im Kühlschrank aufbewahrten Impfstoff bereits auf die Spritzen auf. Verimpft wird ausschließlich Serum von AstraZeneca. „Diese Impfstoff muss nicht so stark gekühlt werden und ist auch nicht so gegen Erschütterungen empfindlich“, erläutert Dr. Westermann. Übereinstimmend bestätigen alle drei Ärzte, dass der Impfstoff von AstraZeneca in der Wirkungsgweise aber genauso unbedenklich und gut geeignet sei wie jeder andere zugelassen Impfstoff.
„Wir gehen davon aus, dass wir so etwa zwölf bis 15 Impflinge pro Stunde schaffen“, sagt Torsten Doennges. „Wahrscheinlich werden wir alle bis heute Abend gut zu tun haben.“ Die zweiten Impftermine stehen für die Geimpften dann in zwölf Wochen an.
Nach der Impfung wird jeder Impflingen in einen Bereich zur Nachbeobachtung gebeten, wo etwa 15 bis 20 Minuten lang etwa auftretende Impfreaktionen beobachtet werden. „Solche Reaktionen kommen aber nur höchst selten vor. Natürlich stehen hier auch Ärzte und medizinisches Personal bereit“, sagt Torsten Doennges. Danach geht es zum Check out. „Wir müssen tagesaktuell dem Gesundheitsamt melden, wer geimpft worden ist.“
Hausärzte wollen bald auch in ihren Praxen impfen
Auch die Frage, was mit etwa übrig bleibendem Impfstoff passiert, ist geklärt: „Zunächst einmal ziehen die Ärzte nur soviel Impfstoff auf, wie benötigt wird. Sollte dann aber tatsächlich etwas übrig bleiben, dann haben wir eine Nachrückliste mit Personen, die ganz kurzfristig geimpft werden könnten, etwa bei der Feuerwehr oder Mitarbeiter aus den Übergangswohnheimen“, erklärt Torsten Doennges. „Wir reden hier aber nur über einen sehr kleinen Rahmen. Denn das Impfmittel ist auch wieder lagerfähig, solange es noch nicht aufgezogen ist.“
Schon bald, davon gehen alle Beteiligten aus, werden auch die Hausärzte gegen Corona in ihren Praxen impfen. Für die Ärzte, so Dr. Pappert, Dr. Robben und Dr. Westermann übereinstimmend, ist das größte Problem, dass Impfstoff derzeit noch immer nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung steht. Die Organisation und Durchführung der Impfungen in ihren eigenen Praxen sei dagegen absolut unproblematisch und praktikabel.
Ganz so einfach wird es nicht sein, fürchtet der stellvertretende Fachbereichsleiter der Gemeinde. „Es gibt da schon einige Probleme bei der Durchführung, beispielsweise können viele Ärzte gar nicht die vorgeschriebene Einbahnregelung in ihren Praxen umsetzen“, glaubt Torsten Doennges. „Möglicherweise wäre es deshalb für unsere fünf Ärzte vor Ort leichter, wenn sie gemeinsam an einem Wochenende oder im Schichtdienst impfen würden. Dann wäre doch die Hilgenbaumhalle hier ideal“, meint Torsten Doennges. „Wir als Gemeinde könnten dann auf jeden Fall behilflich sein. Man muss ja nicht jedes Mal das Rad neu erfinden.“
Corona, Hilgenbaumhalle, Impfzentrum
Viktor B.
Schön und traurig zusammen. Schön das viele geimpft werden konnten und traurig das sich die Mitarbeiter der Verwaltung in den Vordergrund spielen müssen um sich unbedingt auch impfen zu lassen. Wer am Montag einen Termin haben wollte bekam von einer zuständigen Mitarbeiterin gesagt dass die Impfung bei vielen Kollegen gerade im Sozial und Bürgerservice spuren hinterlassen hat. Ein Termin bitte erst ab Dienstag. Ich glaube das es eine Rangfolge gegeben hat. Die Leute sahen heute nicht aus als das sie zu einer Risikogruppe gehören würden. Mit den Impfdosen hätten auch Personen im kritischen Umfeld von alten Leuten spontan geimpft werden können.
Ich glaube das war schon mal ein Vorgeschmack auf die spätere Hausarzt Impfung. Erst die Privaten dann Angestellte und zum Schluss kommen die Turnschuhe.
Traurig aber für die Verwaltung die ihre Position so auszunutzen muss.
F.Redix
Zitat: „Geimpft werden dort die Beschäftigten der örtlichen Kindertagesstätten, heilpädagogischen Kindertagesstätten, Grundschulen, Förderschulen, der Kindertagespflege sowie den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe.“
Ich lese da nichts von Sozial- und Bürgerservice!? Also einfach nur mal gemoppert, um des Mopperns willen?
Ja, es gab eine Rangfolge! Geht aus dem Artikel auch hervor: „Die ersten 150 bis 160 von ihnen, in alphabetischer Reihenfolge ausgesucht,…“
Zum Schluss noch eine Frage an den Vorschreiber: Wie haben denn Menschen auszusehen, damit sie einer Risikogruppe angehören können? Auf die Definition bin ich nun gespannt.
Viktor Braun
Leider bin ich nicht der Meinung meines Duplikates. Vom Grundsatz ist wichtig . daß zügig geimpft wird, wer und wann ist dabei zweitrangig. Wenn rechtzeitig da richtige Impfmittel bestellt worden wäre, tauchte die Thematik gar nicht auf. Andere Staate nwie z.Israel haben es vorgemacht.Die Kritik trifft daher die Falschen und muss sich ausschliesslich auf die für die Beschaffung verantwortlichen Entscheidungsträger richten.