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Die Spitzenkandidaten der fünf Partien diskutierten heute (4. September) auf Einladung der Aydaco-AG im Forum mit Schülern der Jahrgangsstufe 12 (Q2). (Foto: P. Gräber - Emscherblog)

Podiumsdiskussion der Spitzenkandidaten vor Abi-Jahrgang des CSG eine Premiere

Die Spitzenkandidaten der fünf Partien diskutierten heute (4. September) auf Einladung der Aydaco-AG im Forum mit Schülern der Jahrgangsstufe 12 (Q2). (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
Die Spitzenkandidaten der fünf Partien diskutierten am Freitag (4. September) auf Einladung der Aydaco-AG im Forum mit Schülern der Jahrgangsstufe 12 (Q2). (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Für die vier Bürgermeisterkandidaten, aus Proporzgründen ergänzt um den FDP-Vorsitzenden Lars Berger, war es heute (4. September) eine Premiere: Es war der erste gemeinsame Auftritt der Spitzenkandidaten in diesem unter der Corona-Pandemie leidenden Wahlkampf. Zu verdanken hatten die Lokalpolitiker diesen Auftritt der Aydaco-AG des Clara-Schumann-Gymnasiums, die zur Podiumsdiskussion ins Forum eingeladen hatten. Das Publikum bildeten die den Schülerinnen und Schülern des Abi-Jahrgang (Q2), von denen die meisten schon wahlberechtigt sind.

„Wir hätten auch gerne noch die Jugendlichen der Jahrgangsstufe 11 dabei gehabt“, erklärte CSG-Sozialpädagogin Zuhrah Roshan-Appel. „Leider war das wegen der Abstands- und Hygienevorschriften nicht möglich. Dafür gab es zuwenig Platz im Forum.“ Mit etwa halbstündiger Verspätung, da die Q2 direkt aus einer verlängerten Klausur kam, ging es um 12 Uhr los. Vorgesehen war zunächst eine kurze Vorstellung, danach durften die Jugendlichen bis etwa 13.30 Uhr ihre Fragen stellen. Nach der Diskussion standen dann Jungpolitiker aller Parteien an Einzeltischen für weitere Fragen und Gespräche auf „Augenhöhe“ bereit. Bemerkenswert: Bei den Nachwuchspolitiker handelte es sich durch die Bank um ehemalige CSG-Schüler, die teilweise auch in der Aydaco-AG aktiv waren.

Muntere Diskussion

 Die Podiumsdiskussion vorher wurde von Anna Niederstadt und Lennard Cramer moderiert, die peinlich darauf achteten, dass keiner der Kandidaten bei den Redezeiten benachteiligt wurde. Nach der Vorstellung „befeuerten“ die beiden die Diskussion gleich mit der Frage an die Kandidaten, was sie selbst oder ihre Parteien denn ganz konkret im Rahmen der Selbstverpflichtung getan haben, die mit der Auszeichnung „Gemeinde ohne Rassismus – Gemeinde mit Courage“ übernommen wurde.

Lars Berger (FDP) verwies auf die in den Statuten seiner Partei verankerte Grundausrichtung. Konkret habe die FDP sich mit der Unterbringung und Integration von Flüchtlingen beschäftigt und auch bemüht, sozialen Wohnraum zu schaffen.

Peter Wehlack (SPD) wurde da schon etwas konkreter: Die SPD habe sich im Vorjahr bemüht, die Schirmherrschaft für ein Jahr zu übernehmen. „Das hat leider nicht geklappt. Ich persönlich habe mich schon immer sehr für Europa eingesetzt.“ Seine Familie habe etwa auch im November vorigen Jahres einen jungen Flüchtling aufgenommen und betreut. Im Mai dieses Jahres sei es dann endlich gelungen eine eigene Wohnung für ihn zu finden. „Das war sehr, sehr schwierig“, meint Wehlack. Er betonte: Um die Selbstverpflichtung mit Leben zu füllen, sei „am Ende die persönliche Haltung wichtig und nicht irgendwelche Statements“.

Die amtierende Bürgermeister Ulrike Drossel (Bürgerblock) wies darauf hin, dass gerne gemeinsamen ihrem Mann in fremde Länder reist und dabei andere Kulturen kennenlernt. „Wenn man so etwas macht, versteht man auch die Menschen besser, wenn sie hierher kommen zu uns.“ Als frischgebackene Bürgermeisterin habe sie sich gleich nach ihrem Amtsantritt mit den höchsten Zuweisungszahlen an Flüchtlingen auseinandersetzen müssen. „ich bin sehr froh, dass es uns gelungen ist, diese Menschen unterzubringen, ohne dass wir unsere Turnhallen schließen mussten. Denn das hätte die Situation sicher noch einmal verschärft.“  Schließlich verwies Ulrike Drossel auch auf die gute Zusammenarbeit mit der Aydaco-AG bei den Stolpersteinverlegungen.

„Es reicht nicht, nur eine richtige Einstellung zu haben. Manchmal ist es wichtig, auch aktiv zu werden und Denkanstöße aktiv zu geben.“

Anna Niederstadt (Moderatorin)

Susanne Werbinsky (Die Grünen) erinnerte daran, dass es vor einiger Zeit „durchaus auch Probleme mit Rechtsradikalismus in der Gemeinde“ gab. Ganz konkret habe sie mit ihrer Partei damals das Konzert „Howi bleibt bunt“ gegen die Rechten in guter Zusammenarbeit mit der Schule mitorganisiert.  Ähnlich gut habe auch die Zusammenarbeit bei der Aufarbeitung der NS-Zeit und den Stolpersteinverlegungen funktioniert. Schließlich verwies die Grünen-Kandidaten darauf: „Wir Grünen haben auch beantragt, dass das Logo ,Gemeinde ohne Rassismus – Gemeinde mit Courage‘ wieder auf den Briefkopf der Gemeinde kommt, nachdem es dort aus unerfindlichen Gründen verschwunden war.“  

Frank Lausmann (CDU) blieb eher allgemein. Er unterstrich wie wichtig der im Grundgesetz verankerte Grundsatz sei: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“  Eigentlich sollte das Prädikat im Rahmen der Selbstverpflichtung in der Gemeinde weiterentwickelt werden.  Nur: Welche Institution oder welcher Verein aktuell die Selbstverpflichtung in Holzwickede übernommen hat, wusste auf Anhieb auch Lausmann nicht zu sagen. „Leider hört man davon wenig in der Öffentlichkeit“, bedauerte er. Grundsätzlich müssten aber alle Menschen gleich behandelt und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.

Schule, Digitalisierung, Verkehr und Umwelt

Lennard Cramer und Anna Niederstadt moderierten die Podiumsdiskussion. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
Lennard Cramer und Anna Niederstadt moderierten die Podiumsdiskussion. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Auch wenn Rechtsradikalismus in Holzwickede nicht mehr offen sichtbar sind, ist das rechte Gedankengut doch vorhanden. Darauf machte Moderatorin Anna Niederstadt die Kandidaten aufmerksam. „Es reicht nicht, nur eine richtige Einstellung zu haben. Manchmal ist es wichtig, auch aktiv zu werden und Denkanstöße aktiv zu geben.“

Die Fragen in der Podiumsdiskussion drehten sich erwartungsgemäß um zwei große Themenfelder: Schule und Digitalisierung sowie Verkehr, Mobilität und Umwelt.

So wollten die Schüler etwa wissen, was die Politik gegen die Raumnot im CSG/Schulzentrum zu tun gedenkt?

Frank Lausmann verwies hier auf einen parteipolitischen Konsens: „Schule ist ganz wichtig für alle Parteien. Die Gemeinde hat als Schulträger dafür zu sorgen, dass die Raumprobleme gelöst werden. Bei der Finanzierung hat aber auch das Land ein entscheidendes Wort mitzureden. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir die Probleme lösen werden.“ Ähnlich äußerte sich auch Susanne Werbinsky.

Ulrike Drossel erklärte die Raumnot mit den veränderten Aufgaben und dem Wandel im Schulsystem: Der Wechsel von G8 auf G9 und die Schule des gemeinsamen Lernens hätten zu einem erhöhten Raumbedarf geführt. Die Erweiterung sei geplant.  „Zunächst wird es in den Herbstferien aber  Container auf dem Schulhof und danach auch ein größeres Raumangebot geben.“

Auch Raumnot im Schulzentrum ein Thema

Dies wollte Peter Wehlack der Bürgermeisterin nicht so einfach durchgehen lassen. „Ich höre immer nur Planung. Ich frage mich, warum jetzt erst in die Planung eingestiegen wird?  Container auf dem Schulhof, der eh schon zu klein ist, sind keine Alternative. Wir müssen ein vernünftiges Raumkonzept für die Schule erstellen. Ein Anbau wäre das Vernünftigste. Da müssen wir nicht über Inklusion oder G9 reden – das ist alles schon seit Jahren bekannt gewesen.  Aber natürlich ist es auch eine sehr schwierige Frage, wie kriegen wir in diesen Coronazeiten und knappen Finanzmitteln eine vernünftige Beschulung hin.

In die gleich Kerbe schlug Lars Berger: „Der Raumbedarf im Schulzentrum ist schon lange bekannt gewesen. Da hätte ich mir auch ein etwas schnelleres Vorgehen der Verwaltung gewünscht.“

 „Warum sind die schönen Sportplätze nach der Schule nicht öffentlich nutzbar?“, so die Frage eines Schülers. Die Bürgermeisterin erklärte das mit den Sportvereinen, denen die Nutzung vorbehalten sei und verwies ansonsten auf die Bolzplätze der Gemeinde und die Multisportanlage. „Für besondere Aktionen ließe sich aber sicher darüber reden, dass ihr den Platz auch nach Absprache nach der Schule nutzen könnt.“  Überzeugen konnte Ulrike Drossel den Fragesteller offenbar nicht: „Die Multisportanlage ist doch ein lächerlich kleiner Käfig.“

„Die Multisportanlage ist doch ein lächerlich kleiner Käfig.“

Justus (Schüler Q2)

„Ich höre diese Frage jetzt schon zum dritten Mal in diesem Wahlkampf“, wunderte sich Frank Lausmann. „Das scheint ein wichtiges Thema für euch zu sein.“ Grundsätzlich müsse das zu regeln sein, meint Lausmann under versprach: “Sollte ich Bürgermeister werden, werde ich das Thema angehen und auch die Haftungsfrage klären.“

Die Kandidatin der Grünen punktete damit, dass ihre Partei im Ferienspaß-Programm voriges Jahr drei Wochen lang eine eigene Aufsicht gestellt hatte, damit der Platz am Schulzentrum öffentlich bespielt werden konnte. Denn die drei Bolzplätze, auf die die Bürgermeisterin verwies, seien nämlich nicht bespielbar. Voraussetzung dafür wäre, den Boden vernünftig herzurichten, was bisher nicht geschehen sei.

In diesem Stil ging die Podiumsdiskussion noch etwa eineinhalb Stunden munter weiter. „Auch die Diskussion anschließend mit den Jungpolitikern ist wirklich super angekommen“, freute sich Zuhrah Roshan-Appel. „Unsere Schülerinnen und Schüler waren sehr interessiert und haben mit ihnen noch bis 14.40 Uhr weiterdiskutiert.“

CSG, Podiumsdiskussion


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

Kommentare (2)

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