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Oberstufenschüler des CSG bereiten Direktkandidaten „heißen Stuhl“

Rund 250 Schüler der Oberstufe (Jf. 11-12) des CSG diskutierten heute mit den Direktkandidaten bei der kommenden Landtagswahl. (Foto: P. Gräber – Emscherblog.de)

Das Clara-Schumann-Gymnasium hatte heute (31. März) die sieben heimischen Direktkandidaten bei der kommenden NRW-Landtagswahl zu Gast. Die Politiker stellten sich den Fragen der Schüler im Rahmen einer schulinternen Podiumsdiskussion. Wobei manch einer auf dem Podium sich angesichts der kritischen Fragen der Schüler wie auf einem „heißen Stuhl“ gefühlt haben dürfte.

Alle rund 250 Schüler der Oberstufe des CSG (Jg. 10, 11 und 12) nahmen an der zweieinhalbstündigen Veranstaltung im Forum des Schulzentrums teil. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es um bildungspolitische Fragen wie G8/G9 oder Inklusion, aber auch landespolitische Themen. Im Anschluss daran stellten sich die Direktkandidaten den Fragen der Schülerschaft, wobei vor  allem die Bildungs- und Flüchtlingspolitik auf großes Interesse stieß. Moderiert wurde die Veranstaltung von Frederick Vonhoff und Marcal Zilian.

Von besonderem Interesse waren natürlich das Thema Studiengebühren. Kein Wunder, schließlich dürften viele der anwesenden Jugendlichen ein Studium nach der Schule beabsichtigen. Ein „Herumeiern“ in dieser Frage gestatteten die Schüler den Kandidaten auf dem Podium nicht. Das bekam vor allem die CDU-Kandidatin Bianca Dausend zu spüren.  „Ich weiß gar nicht, wie Sie darauf kommen, dass wir für Studiengebühren sind“, versuchte sie zunächst sich um eine klare Aussage zu drücken.

Wir lernen hier am CSG , was Anstand und Respekt ist. Dazu gehört auch, dass wir im Unterricht das Handy ausschalten. Darum möchte ich einfach mal vorschlagen, dass Sie auch Ihr Handy mal kurz ausmachen und weg legen.“

Leo Töpper (Jahrgangsstufe 12)  zur FDP-Landtagskandidatin Susanne Schneider, die andauernd mit ihrem Handy während der Podiumsdiskussion beschäftigt war

„Ganz einfach, weil wir das seit vier Jahren von der CDU im Landtag hören“, nahm Herbert Goldmann, Kandidat der Grünen, diesen Steilpass auf. Von den rund 250 Schülern bekam er viel Beifall dafür. Auch Hartmut Ganzke (SPD) erinnerte die CDU-Politikerin daran, dass ihre Fraktion gerade erst bei den Plenartagen im Landtag gemeinsam mit der FDP gegen die Abschaffung der Studiengebühren ausgesprochen hat. Wobei sich Hans-Jörg Rohwedder (Piraten) einen Seitenhieb gegen den Grünen Goldmann nicht verkneifen konnte: In Baden-Württemberg seien gerade erst von einem Ministerpräsidenten der Grünen Studiengebühren eingeführt worden. „Allerdings nur für Ausländer. Und so etwas geht gar nicht nach meinem Verständnis.“

Klarer als die CDU-Frau sprach sich Susanne Schneider (FDP) für Studiengebühren aus. „Die brauchen wir, weil unsere Hochschulen teilweise nur noch grottig ausgestattet sind. “ Die Hochschulen sollten aber auch selbst festlegen können, ob sie Studiengebühren wollen und was mit den Einnahmen machen.

Studiengebühren und Flüchtlingspolitik im Mittelpunkt

Auf dem „heißen Stuhl“ : Moderiert wurde die Veranstaltung im Forum von zwei Schülern, Frederick Vonhoff und Marcal Zilian (M.) (Foto: P. Gräber – Emscherblog.de)

Es gehe auch um Chancengleichheit in der Bildungspolitik, erinnerte Walter Wendt-Kleinberg (Die Linke) und war sich darin mit dem SPD-Kandidaten ausnahmsweise einmal einig. „Deshalb müssen wir auch bei der Beseitigung der Armut ansetzen.“ Immerhin lebten 20 Prozent der Bevölkerung in Armut. Ähnlich sah es auch Herbert Goldmann von den Grünen: „Wir stehen vor einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft. Bildung ist hier die einzige Klammer, die bestehenden Unterschiede halbwegs zu überdecken. Schon weil Armut auf die nächste Generationen übertragen wird, sind wir verpflichtet, etwas dagegen zu tun.“ Darum dürfe es keine Studiengebühren geben. „Mit dem Studium fertig und dann ein Sack voll Schulden  – das wollen wir nicht.“

Hans-Otto Dinse (AfD) definierte Chancengleichheit so, dass diese immer dann bestehe, wenn die Qualität der Bildung der jeweiligen Schulform angepasst ist. Beim Thema Inklusion sei das nicht der Fall. Beispiel: Es gebe es im Kreis Unna aktuell fünf hochbezahlte und -qualifizierte Sonderpädagogen, die zwischen den Realschulen hin- und herpendelten, um bestimmte Schüler in separaten Räumen nach separaten Aufgabenstellungen zu unterrichten.  “ So etwas ist für mich keine Inklusion“, meint  der AfD-Kandidat. „Solche Schüler gehören eigentlich in eine Förderschule, wo sie die beste Förderungen erhalten.“

Kritische Fragen musste sich der AfD-Kandidat vor allem zum Thema Flüchtlingspolitik gefallen lassen. So wollte ein Schüler von Hans-Otto Dinse wissen: „Sie sind doch selbst Flüchtling (Anm.: aus der DDR) wie Sie uns erzählt haben. Warum haben Sie sich dann ausgerechnet einer Partei angeschlossen, die so stark gegen Flüchtlinge polarisiert?“   In seiner Antwort verwies Dinse darauf, dass er ja „immer Deutscher“ gewesen und nicht aus dem Ausland geflüchtet sei. „Uns ging es wirtschaftlich in der DDR auch gut. Wir sind aus politischen Gründen geflohen.“ Aktuell seien auch nur die wenigsten Asylberechtigten Kriegsflüchtlinge, nämlich 0,5 Prozent, ein Drittel Bürgerkriegsflüchtlinge und der überwiegende Rest Wirtschaftsflüchtlinge, die kein Recht auf Asyl haben. „Wir haben als AfD aber auch kein Problem damit, auch Wirtschaftsflüchtlinge aufzunehmen. Nur wenn die gesetzlichen Vorgaben nicht erfüllt sind, müssen diese Menschen nach zwei bis drei Jahren wieder zurück in ihre Heimat“, so Dinse. „Die AfD steht hier voll uns ganz auf dem Boden des Grundgesetzes.“  Wirtschaftliche Not oder Umweltprobleme seien nun mal kein Asylgrund. „Wir können auch nicht alle Menschen aus Afrika aufnehmen, die zu uns wollen. Das geht einfach nicht.“

Behauptungen des AfD-Politiker prompt widerlegt

Musste sich vielen kritischen Nachfragen der Schüler stellen: Hans-Otto Dinse (r.). (Foto: P. Gräber – Emscherblog.de)

So einfach wollten die Schüler dem AfD-Politiker allerdings auch seine Behauptung nicht durchgehen lassen. „Woher haben Sie ihre Zahlen? Können Sie uns Quellen nennen?“, hakten die Moderatoren nach.  „Die können Sie überall nachlesen“, druckste Dinse zunächst herum, um dann die Bundesanstalt für Migration und Flüchtlingen (BAMF) zu benennen. Aber auch damit kam er bei den Schülern nicht durch: Noch während der AfD-Politiker redete, hatten einige die Internetseite der BAMF mit dem Handy aufgerufen und seine Behauptungen widerlegt: „Komisch, bei der BAMF werden aber ganz andere Zahlen genannt…“

Als der AfD-Politiker sich schließlich gegen Ende der Veranstaltung sogar zu der Behauptung verstieg, dass „jeder Terrorist auch ein Muslim“ sei und den Islam als Religion grundsätzlich gewaltbereit beschrieb („Schon der Religionsstifter war ein hundertfacher Mörder.“) sah sich schließlich Fachlehrer Gebhard Brömmel (Sozialwissenschaften) dazu veranlasst, Dinse darauf hinzuweisen, dass am Clara-Schumann-Gymnasium andere  Werte vermittelt werden.

Alles in allem ein unterhaltsam-informativer Vormittag, den sich einige der Polit-Profis auf dem Podium sicher leichter vorgestellt hatten.


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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