Neuer Name für 131 Jahre alte Nordschule: Verwaltung will Grundschule umbenennen
„Lasst es uns mal versuchen“ – mit diesem Appell wandte sich der Erste Beigeordnete der Gemeinde, Bernd Kasischke, im Schulausschuss gestern Abend (24.3.) mit dem Vorschlag an die Politik, die Nordschule umzubenennen. Dem Schulträger sei dabei bewusst, dass die schon 1890 gegründete Nordschule eine „lange Tradition mit einer wirklich hochinteressante Geschichte“ habe. Doch es gebe auch Gründe, die für eine Umbenennung der Schule sprechen.
Die kleine Nordschule sei die einzige Schule in der Gemeinde, die nicht nach einem Namenspatron, sondern nach ihrer geografischen Lage bezeichnet ist. Und noch einen weiteren Grund nannte der Beigeordnete: „Die Schule macht eine gute Arbeit und hat auch einen guten Ruf, aber sie braucht mehr Aufmerksamkeit.“
Ein Namenspatron stehe für den pädagogischen Inhalt einer Schule und könnte der Schule z einem besonderen Merkmal verhelfen. Gerne wird der Namenspatron einer Schule auch im Unterricht dazu genutzt, den Schülern das das Selbstverständnis einer Schule zu vermitteln.
„Die Schulleitung ist sehr offen für unser Anliegen. Wir haben uns gemeinsam auch schon einige Gedanken zu einer möglichen Umbenennung gemacht“, so Bernd Kasischke weiter.
Öffentlicher Ideenwettbewerb zur Namensfindung
Ins Gespräch wurden Persönlichkeiten wie Friedrich Stehfen, Astrid Lindgren, Christiane Funke, Christine Nöstlinger und Paul Maar gebracht. „Um ihnen die Sache leichter zu machen, ergänzen wir diese Vorschläge noch um den Namen Nordschule“, so der Beigeordnete in der Sitzung gestern. „Dann können alle, die gegen eine Namensänderung sind, für diesen Namen abstimmen.“
Denn mit einem öffentlich ausgeschriebenen Ideenwettbewerb soll es jetzt weitergehen, nachdem sich die Fraktionen grundsätzlich für eine Namensänderung offen gezeigt haben.
Einzig die drei CDU-Mitglieder hatten sich deutlich gegen eine Änderung des Namens der Nordschule ausgesprochen. „Ich hätte es ja nicht für möglich gehalten“, so ihr Sprecher Dieter Buckemüller. „Aber das war der emotionalste Diskussionspunkt in unserer Fraktion. Wir wollen keine Namensänderung. Unserer Auffassung nach sind es andere Themen wie die Schulwegsicherung oder Verbesserung der Ganztagsbetreuung, die für den Schulalltag wichtiger sind als der Name.“
Nach Abschluss des öffentlichen Ideenwettbewerbs soll ein Gremium aus Politik, Schule und Verwaltung über die Namensgebung beraten.
AfSSKS, Ideenwettbewerb, Nordschule
Tom
Der Erste Beigeordnete muss schon ganz viel Langeweile haben, um auf solch eine „blöde“ Idee zu kommen. Dann können Sie auch gleich das Rathaus und den Ortsnamen umbenennen.
Viktor Braun
Als hätten wir keine anderen Probleme! Wenn ich mich recht erinnere, gibt es eine touristisch stark frequentierte Gasse in einem deutschen Weinort deren Name könnte ja Vorbild für die Initiatoren dieser Idee gewesen sein. Viel Spass beim Ideenwettbewerb. Kreativität erfordern viel grössere Probleme in der Gemeinde, z.B.
das Thema Flüchtlingsunterkunft.
Torben Böcker
Vorab: ich stehe einer Umbenennung der Nordschule offen gegenüber.
Wenn die Verwaltung sagt, dass die Nordschule die einzige Schule ist, die nicht nach einem Namenspatron benannt ist, so ist das nicht korrekt.
Die Dudenrothschule wurde 1902 erbaut und in der Planungsphase als „Schule an der Hohenleuchte“, später dann als „Südschule an der Hohenzollernstraße“ oder „Südschule am Dudenroth“ bezeichnet. Im Volksmund setzte sich die Bezeichnung „Dudenrothschule“ durch, bevor die Schule 1936 ihren offiziellen Namen erhalten hat. Benannt wurde sie nach dem unmittelbar nördlich von ihr gelegenen Rittergut „Haus Dudenroth“, das auch der umliegenden Bauerschaft den Namen gegeben hat (Infos aus Wilhelmy – 100 Jahre Dudenrothschule).
In der Mitte des 15. Jahrhunderts ging das Gut bereits an die Familie Hövel zu Sölde über. Ein Namenspatron, der, wie die Verwaltung ausführt, für den pädagogischen Inhalt der Schule steht und der Schule somit zu einem besonderen Merkmal verhelfen kann, existiert folglich auch nicht für die Dudenrothschule. Hier wird jedoch wahrscheinlich niemand auf die Idee kommen, die Schule umbenennen zu wollen.
Von dem historischen Diskurs abgesehen ist der Name einer Schule sicherlich niemals alleiniger Grund für sinkende Anmeldezahlen. Eine Umbenennung sollte daher flankiert werden mit einer gründlichen Ursachenforschung. Ein Grund in den sinkenden Anmeldezahlen könnte beispielsweise darin liegen, dass im Norden nur ein Kindergarten existiert. Wenn die „Nordkinder“ nun in der Gemeindemitte in die Kindergärten gehen ist es naheliegend, dass sie mit ihren Freunden auch die dortigen Grundschulen besuchen. Die Chance, einen zusätzlichen Kindergarten im Norden zu platzieren wurde vor ein paar Jahren leider vertan.
Ohne weitere Maßnahmen würde mich die Aktion leider nur an die Werbekampagne eines Schokoriegelherstellers aus den 90er Jahren erinnern: „Raider heißt jetzt Twix, sonst ändert sich nix“.
Sascha Brandt
Die Schule braucht mehr Aufmerksamkeit, was also einen hinreichenden Grund für eine Namensänderung darstellt – Alles klar!
Gut, dass man sich dabei auch auf medienwirksame Namen, wie Friedrich Stehfen besonnen hat. Denn wer kennt Ihn nicht, den Rausinger Bauern, der 1863 das „Hellweger Erziehungshaus“ gründete – da horcht doch jedes I-Dötzchen bestimmt sofort auf.
Oder man geht mit der Zeit und opfert halt einen 131 Jahre alten Namen auf dem Altar der Moderne: Cornelia Funke [sic! im Artikel] – „Tintenherz“ ist eine bekannte und erfolgreiche Marke und lockt die Kids bestimmt in Scharen an. Da lohnt sich cancel culture doch.
Aber da es um Aufmerksamkeitwirkung von Namen geht und Himmelsrichtungen scheinbar heutzutage einfach nicht mehr genug „swag“ haben, möchte ich nicht nur meckern, sondern mich natürlich auch konstruktiv in den Diskurs einbringen:
#Fortnite-Schule (inklusive Hashtag)
Problem gelöst.
Das ist natürlich nur ein Teil meiner Meinung. Ich finde es daher gut, dass es jetzt ob des problematischen Namens „Nordschule“ einen öffentlichen Ideenwettbewerb gibt. Wir leben schließlich in einer Zeit, in der es sonst nicht mehr viel zu tun gibt.