Lärmschutz an A 44 muss nachgebessert werden
Im Planungs- und Bauausschuss stand am Dienstag (9.12.) der scheinbar langweilige Tagesordnungpunkt 5: Gemeindliche Stellungnahme zum Deckblattverfahren IV. Hinter dieser bürokratisch verschleiernden Bezeichnung verbirgt sich ein Bauvorhaben, das die Gemeinde Holzwickede nachhaltig beeinträchtigen wird: der sechsspurige Ausbau der A 44/B 1.
So sind nicht nur die beiden Tankstellen an der A 40 in Holzwickede (Westfalen und Esso) durch den Ausbau in ihrer Existenz massiv gefährdet. Auch die Autobahnbrücke zwischen der Vincenz-Wiederholt- und Nordstraße, über die ein Wirtschaftsweg führt, soll dem Ausbau nach den bisherigen Planungen ersatzlos zum Opfer fallen. Darüber hinaus wird der sechsspurige Ausbau der A 44 die Gemeinde natürlich auch verkehrsbedingt mit mehr Schadstoffen und Lärm beeinträchtigen. Vor diesem Hintergrund sind umfangreiche Lärmschutzmaßnahmen im Bereich der Gemeinde Holzwickede zwischen der Vincenz-Wiederholt-Straße und dem Oelpfad geplant. In Höhe der Zu- und Abfahrten der Nordstraße sind diese Lärmschutzmaßnahmen teilweise auch schon realisiert worden.
Stellungnahme der Gemeinde kommentarlos abgenickt
Gleich nach der Eröffnung des Planfeststellungsverfahrens und ersten Anhörungen im Beteiligungsverfahren vor etwa fünf Jahren ging eine Klage gegen das Vorhaben ein. Im Kern der Klage ging es darum, dass die Planer für ihre Berechnungen den erwarteten Verkehr nur für einen Zeitraum bis zum Jahr 2020 berücksichtigt hatten. Die Kläger bekamen Recht – und mussten ihre Planungen für die Verkehrsmengen in einem um fünf Jahre längeren Zeitraum auslegen. Mehr Verkehr bedeutet mehr Beeinträchtigungen.
Als eine Konsequenz aus dieser veränderten Ausgangslage müssen alle bisher vorgesehenen Maßnahmen zum Schutz vor Lärm und Schadstoffen nachgebessert werden. Und genau dazu sollte die Gemeinde Holzwickede nun ihre Stellungnahme abgeben. Die Verwaltung empfahl keine weiteren Anregungen und Bedenken zu dem Vorhaben abzugeben. Die Mitglieder im Bau- und Planungsausschuss nickten diese Empfehlung kommentarlos ab.
Was bedeuten die Nachbesserungen für Holzwickede?
Was bedeuten die Nachbesserungen aber nun für Holzwickede? Waren die ursprünglich vorgesehenen Lärmschutzwände zwischen der Vincenz-Wiederholt-Straße und dem Oelpfad noch maximal vier Meter hoch, so sollen die jetzt notwendigen Lärmschutzwände auf der südlichen Seite der A 44 immerhin bis zu sechs Meter hoch werden. Auf der nördlichen Seite der Autobahn sind die Lärmschutzmaßnahmen in dieser Höhe nur zwischen Oelpfad und Nordstraße beabsichtigt. Danach folgt in Richtung Dortmund überwiegend gewerbliche Bebauung, an die keine so hohe Schutzforderung gestellt ist wie an Wohnbebauung. Soweit der Lärmschutz bereits in Höhe Nordstraße realisiert ist, muss auch dort noch aufgestockt werden. Rund 1,45 Mio. Euro mehr als bisher kostet diese Nachbesserung. Nach Ansicht der Verwaltung bringt sie aber eine Verbesserung für die Anwohner und Gewerbebetriebe mit sich: Tatsächlich sollen 97 Prozent der beeinträchtigten Wohn- und Gewerbebereiche geschützt sein.
Aber eben nicht alle: So wurde etwa aus Kostengründen auf Lärmschutzmaßahmen zwischen den Rampen der Zufahrt in Fahrtrichtung Dortmund verzichtet, wodurch es einen Wohnort und fünf Gewerbebetrieb mehr geben wird, in denen die Grenzwerte für Lärm und Schadstoffe später überschritten werden. Auch auf noch bessere Schutzmaßnahmen, die alle betroffenen Wohn- und Gewerbebereiche geschützt hätten, wurde aus Kostengründen verzichtet. Mit fast 3,4 Mio,. Euro wäre dieses Plus an Schutz „unverhältnismäßig“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung dazu.
Nach Ansicht der Verwaltung haben deshalb bestimmte Wohnorte/Bewohner einen Anspruch auf passive Maßnahmen.
Nördlich der A 44 sind dies:
Südlich der A 44 sind dies:
Vorhaben eng mit Ostumgehung verbunden
Spannend ist der geplante sechsspurige Ausbau der A 44 aber auch noch aus einem ganz anderen Grund. Denn diese Maßnahme ist eng mit dem Bau der Ostumgehung (L 677n) in Holzwickede verbunden, die ja bekanntlich mit einem neuen Anschluss an die A 44 in Höhe Oelpfad anbinden soll. Die für den sechsspurigen Ausbau der A 44 geplanten Lärmschutzmaßnahmen sind folglich auch bis in den Bereich des neuen Anschlusses am Oelpfad vorgesehen. Umgekehrt ist nur schwer vorstellbar, dass der neue bAnschluss für die L 677n am Oelpfad gebaut wird, ohne dass bereits der ein sechsspuriger Ausbau der A 44 erfolgt ist. Beide Baumaßnahmen bedingen sich also gegenseitig. Was die Bauvorhaben außerdem gemeinsam haben: Sie sind recht teuer und Bund und Land müssen mit erheblichen Widersprüchen in den öffentlichen Beteiligungsverfahren und, wie sich gezeigt hat, auch Verzögerungen durch juristische Klagen vor dem Verwaltungsgericht rechnen. Deshlab erwarten Experten auch, dass bis zum Beginn des sechsspurigen Ausbaus der A 44 noch mindestens fünf Jahre ins Land gehen werden.
Lageskizze der vorgesehenen Schallschutzmaßnahmen:
A 44, Planungs- und Bauausschuss, Verkehr