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Krieg um Parkplätze im Karree Bismarckstraße: Vandalismus vergiftet das Klima

In der Bismarckstraße und dem angrenzenden Karree tobt ein Krieg um Parkplätze: Immer wieder werden legal geparkte Pkw im öffentlichen Straßenraum von Unbekannten mutwillig zerstört. Die Wut richtet sich dabei ganz offensichtlich gegen Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen. Doch wie es bei allen Kriegen dieser Welt so ist, sind längst Unbeteiligte zwischen die Fronten geraten und Unschuldige zu Opfern der Auseinandersetzung geworden.

Eine davon ist Gisela M., deren Namen wir auf ihren Wunsch hin geändert haben. Dass sie uns darum gebeten hat, zeigt bereits, wie es um das Klima im Karree bestellt ist.  „Ich stehe zu meiner Meinung, habe aber Sorge, dass nach einer Veröffentlichung auch unser Auto beschädigt wird“, meint M.

Fahrzeuge zerkratzt, Reifen zerstochen

Immer wieder würden parkende Pkw in der Bismarckstraße und angrenzenden Straßen von Unbekannten zerkratzt, Reifen zerstochen oder die Scheiben mit beleidigen Sprüchen beklebt. Auffällig: Die beschädigten Fahrzeuge haben ausnahmslos auswärtige Kennzeichen. Offenbar sind die Vandalen der Meinung, dass auswärtige Fahrzeuge in „ihrer“ Straße nicht geparkt werden dürfen.

Auch das Fahrzeug ihrer Tochter, berichtet die Anwohnerin, ist wohl schon mutwillig beschädigt worden: „Meine Tochter fährt ein Auto mit auswärtigen Kennzeichen. Vor vier Tagen kam sie morgens an ihr Auto und ein Reifen war platt.“ Beweise dafür, dass ihr der Reifen zerstochen wurde, so wie es anderen schon öfters im Viertel passiert ist, hat M. nicht. Doch der Reifenhändler hat ein auffälliges Einstichloch in der Seitenwand des Reifen direkt neben dem Ventil gefunden – von einem Nagel oder anderen Gegenstand keine Spur.

„Meine zweite Tochter hat als einzige in der Familie ein UN-Kennzeichen“, erzählt. M., die erst vor wenigen Tagen Geburtstag hatte. „Zur Geburtstagsfeier hatten wir viele Gäste, die alle auswärtige Kennzeichen hatten. Die waren wirklich in großer Sorge um ihre Autos.“

Holzwickede führt Kriminalstatistik an

Dass dies nicht unbegründet ist, zeigt ein weiterer, fast zeitgleicher Vorfall: Dabei waren wieder vier Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen von Unbekannten zerkratzt worden. „Darunter war auch ein nagelneuer schwarzer BMW, der auf der ganzen Fahrzeugbreite einen tiefen Kratzer bis auf das Blech hatte“, berichtet M., die die Polizei verständigte.

Die Polizeibeamten, die den Schaden aufnahmen, wundern sich schon lange nicht mehr über solche Vorfälle: Holzwickede führt mit weitem Abstand die Polizeistatistik in Sachen Sachbeschädigungen an Pkw im Kreis Unna an. Den Haltern der beschädigten Fahrzeuge haben die Beamten, nein, keine „Knöllchen“, sondern Hinweise unter den Scheibenwischern hinterlassen, dass die Sachbeschädigungen schon protokolliert und angezeigt worden sind, sie als Halter also keine weitere Strafanzeige mehr erstatten müssen. Den finanziellen Schaden regelt ohnehin die jeweilige Kaskoversicherung, was über steigenden Prämien letztlich zu Lasten aller Versicherungsnehmer gehen wird.

 „Ich mag solche Selbstjustiz überhaupt nicht“, begründet Gisela M., warum sie Anzeige erstattet hat. „Was kommt denn als nächstes: eine Bürgerwehr in Holzwickede?“

„Ich mag solche Selbstjustiz überhaupt nicht? Was kommt denn als nächstes: eine Bürgerwehr in Holzwickede?“

– Anwohnerin Gisela M. (Name geändert)

Dabei gibt es aus ihrer Sicht überhaupt keinen Grund für derartige Selbstjustiz – außer blinder Zerstörungswut. Zwar räumt M. ein, dass einzelne Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen auch schon mal länger als eine Woche in der Straße parken. „Aber das ist schließlich nicht verboten. Und trotzdem kann man hier in der Bismarckstraße oder den angrenzenden Straßen eigentlich immer noch einen Parkplatz finden“, weiß die Anwohnerin aus Erfahrung.

Gisela M. hat wunderbare Nachbar, mit denen sie sehr gut auskommt, wie sie betont. „Ich möchte, dass das so bleibt. Sie glauben nicht, was hier im Viertel für eine Aufregung wegen dieser Sachen herrscht. Durch diesen Vandalismus wird das Klima zusehends vergiftet. Auch das gegenseitige Misstrauen wird größer. Ich würde mir wirklich wünschen, dass sich die Leute mit der gleichen Energie für sinnvollere Dinge engagieren würden.“

Bismarckstraße, Vandalismus


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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