Skip to main content
Peter Gräber, Avatar, Kommentar

Kommentar: Ein klägliches Bild

Bei allem Respekt für den größten Sportverein der Gemeinde Holzwickede und seine vielen ehrenamtlich engagierten Mitglieder: Das Schreiben ihrer Vereinsführung an den Planungs- und Bauausschuss ist, um es klipp und klar zu sagen, eine Unverschämtheit.
Damit ist ausdrücklich nicht gemeint, dass die Verantwortlichen des HSC bisher ganz offensichtlich sehr darauf bedacht sind, kein unnötiges Geld für ein Projekt auszugeben, das sich am Ende dann möglicherweise doch nicht umsetzen lässt. Dieses Vorgehen ist nur verantwortungsvoll und aller Ehren wert.
Allerdings agiert die HSC-Führung schon länger äußerst unglücklich soweit es um ihr Lieblingsprojekt, das Forum, geht. Dabei geben sie ein nicht gerade vertrauenswürdiges Bild ab. So wurde aus den genannten Gründen bisher vermieden, ein Fachbüro einzuschalten, das eine konkrete Planung erarbeitet, auf die sich aufbauen ließe – obwohl der Verein doch angeblich schon seit mehr als vier Jahren ein ernsthaftes Interesse an der Realisierung dieses Vorhabens hat. Vorweisen kann der HSC darum bisher – nichts.
Andererseits wollen die HSC-Verantwortlichen die verlockende Vorstellung von einer großartigen, eigenen Sportstätte partout nicht aufgeben. Nur: Auf dieser Basis ist eine vernünftige Zusammenarbeit zwischen Verein und den Entscheidungsträgern der Gemeinde nicht möglich.   
Die HSC-Granden täten gut daran, auf den Boden der Tatsachen zurückzukommen und ihre hochtrabenden Pläne an der Realität zu überprüfen. Sich dabei an Fakten zu orientieren, kann hilfreich sein.
Erklärtes Vorbild für das Forum des HSC ist das Forum des TV Jahn Rheine, das man auch schon mit Vertretern der Politik besucht hat.
Fakt ist: Der TV Jahn ist eine deutlich größere Nummer als Holzwickedes größter Verein. Der TV Jahn hat rund 8.000 Mitglieder, drei Millionen Euro in sein Forum investiert und bietet darin 30 verschiedene Sportarten an. Damit kann der TV Jahn sein Forum mit den eigenen Abteilungen komplett auslasten. Nichts von alledem kann der HSC auch nur annähernd bieten.
Der HSC hatte es sich ursprünglich so schön ausgemalt: Die Gemeinde stellt das Grundstück kostenlos zur Verfügung. Sie mietet anschließend auch noch mindestens ein Drittel der darauf neu geschaffenen Hallenkapazität für den Schulsport an und legt damit eine solide finanzielle Basis für den Betrieb des Forums. Die übrigen zwei Drittel des Forums könnte der HSC mit seinem Gesundheitssport sowie zusätzlichen neuen Fitness- und Gymnastikangeboten auslasten, was lukrative Einnahmen bringt – und nebenbei bestehenden privaten Konkurrenten wie Fit ‚n‘ well das Wasser abgraben würde.
Fakt ist: Diesen „Zahn“ hat die Gemeinde dem HSC spätestens im Januar 2021 gezogen, als Politik und Verwaltung den HSC-Vertretern nach einer ihrer ersten Präsentationen des Projektes unmissverständlich klar machten, dass sie keine Hallenkapazitäten für den Schulsport in dem geplanten Forum anmieten werden. Der einfache Grund: Die Gemeinde Holzwickede hat – soweit es den Schulsport angeht – nicht zu wenig Hallenkapazitäten, sondern sogar eine Überkapazität. Damit war das von den HSC-Verantwortlichen ausgedachte Finanzierungsmodell für das Forum mit einem lauten Knall geplatzt.
Seit dieser Absage der Gemeinde sind die HSC-Verantwortlichen nun auf der Suche nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten, mal kommen Fachärzte, Physio-Praxen, die allgemeine Volksgesundheit oder eben nun sogar ein noch unbekannter Investor ins Spiel.

Fakt ist: Eine weitere „Kröte“, die die HSC-Verantwortlichen schlucken mussten, ist der einzig mögliche Standort an der Montanhydraulikstraße. Es ist kein Geheimnis, dass sie eigentlich einen anderen Standort favorisieren und das Forum viel lieber am Schulzentrums realisieren würden.
Trotz dieser genannten Fakten halten die HSC-Verantwortlichen scheinbar unbeirrt an dem Projekt Forum fest.
Fakt ist aber auch: Die Finanzierung ist nicht das einzige Problem der HSC-Verantwortlichen. Auch beim Umgang mit der Gemeinde machen sie viele Fehler und geben ein wenig vertrauenerweckendes Bild ab. Der HSC kann nicht im Ernst erwarten, dass die Vertreter der Gemeinde und Politik ein wertvolles Grundstück praktisch verschenken, ohne zu wissen, was damit passiert. Gleichzeitig soll die Gemeinde auch noch alle Lasten und Risiken übernehmen, während den Nutzen aus dem Projekt allein der HSC ziehen würde. Das ist schon rechtlich gar nicht zulässig.
Zur Durchsetzung ihrer Interessen setzen die HSC-Verantwortlichen ganz auf die zahlreichen Mitglieder und Sympathisanten ihres Vereins und versuchen mit deren Hilfe, alle möglichen politischen Strippen zu ziehen. Das ist durchaus legitim und nicht verwerflich.
Bedenklich wird es allerdings, wenn versucht wird, die Verwaltung und Politik, konkret hier den Planungs- und Bauausschuss, mit einem gezielt kurzfristig überreichten Schreiben unter Druck zu setzen. Eine solche Überrumpelungstaktik ist mehr als ärgerlich. Und was soll man von der Peinlichkeit halten, dass es keiner der HSC-Vertreter für nötig erachtet hat, persönlich an der Ausschusssitzung teilzunehmen, die doch eine so wichtige Vorentscheidung treffen sollte?
Die Verantwortlichen beim HSC scheinen sich darauf verlassen zu wollen, dass es ihre vielen Mitglieder und Sympathisanten unter den Entscheidungsträgern der Gemeinde schon richten werden. Die müssen allerdings sehr genau aufpassen und sich prüfen, in wessen Interesse sie entscheiden: zum Wohl der Gemeinde und Menschen, die sie gewählt haben oder des Vereins ihres Herzens.

Forum, HSC


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

Kommentare (3)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert