Kanalbaustelle Stehfenstraße entpuppt sich als finanzielles schwarzes Loch
Hat die Gemeindeverwaltung einige hunderttausend Euro bei der Kanalsanierung in der Stehfenstraße verschwendet? Der Verdacht steht im Raum und konnte auch im Planungs- und Bauausschuss am Dienstagabend nicht ausgeräumt werden.
Wir erinnern uns: Die Kanalbaustelle an der Stehfenstraße nervte nicht nur Holzwickedes Autofahrer viele Woche lang, sondern kostete die Bürger auch eine Stange Geld mehr als erwartet. Rd. 270 000 Euro sollte die Kanalsanierung anfangs kosten. Am Ende waren es über 750 000 Euro. Wesentlicher Kostentreiber: Trotz eines genauen Kanalkatasters und mehrerer Befahrungen mit einer Videokamera durch eine Fachfirma lag der schadhafte Kanal in acht Meter Tiefe nicht dort, wo ihn die Verantwortlichen vermuteten. Folge: Die Baustelle musste verlegt werden. Allein eine Viertelmillion Euro Mehrkosten sind durch diese Panne entstanden.
Nach Abschluss der Baumaßnahme thematisierten die Holzwickeder Grünen die horrende Endabrechnung, die offensichtlich aus einer Reihe von Fehleinschätzungen und Pannen resultierte. Über ihren sachkundigen Bürger Rolf Rehling, ein renommierter Tiefbaufachmann und Diplom-Ingenieur, legten sie der Verwaltung einen Katalog mit über 20 Fragen vor, die die Aspekte Zuständigkeiten, Planung und Kosten betreffen.
Verwaltung tut sich schwer mit Antworten
So wollten die Grünen nicht nur wissen, ob bestimmte kostengünstigere technische Verfahren geprüft worden seien. Auch fragten sie nach, ob der Kanal überhaupt der Gemeinde und nicht vielmehr der Bahn gehöre, da er auf ehemaligen Bahngelände liegt. Schließlich wollten sie auch wissen, ob die Verwaltung mögliche Regressansprüche oder Kostenbeteiligungen geprüft habe.
Mit der Beantwortung der Fragen tut sich die Verwaltung allerdings sehr schwer. Nachdem bereits im vorigen Fachausschuss keine befriedigen Antworten zu erhalten waren, sah es in der Sitzung diese Woche nicht anders aus. Der Leiter der Technischen Dienste, Uwe Nettlenbusch, räumte ein, dass die Beantwortung des Fragenkatalogs „nicht ganz einfach“ sei, auch weil „der seinerzeit zuständige Mitarbeiter nicht mehr da“ ist.
„Unser Kanalkataster hat den Kanal dort ausgewiesen, wo er ursprünglich sein sollte, aber letztlich nicht lag“, so Nettlenbusch. Die Fehleinschätzung habe aber auch nicht durch die Befahrung mit der Videokamera vermieden werden können, so Nettlenbusch weiter. „Auch der Geo-Orter konnte keine eindeutigen Ergebnisse zeigen, wie uns ein Gutachter bestätigt hat.“ Letztlich sei dazu „eine Kamera mit einem sehr starken Sender nötig gewesen“, mit der ein Experte in einem dritten Anlauf endlich die richtige Lage des Kanals orten konnte. „Es gab auch ein Kataster und ein Geo-Radar, aber letztlich führte diese Kamera zum Erfolg.“
Keiner verantwortlich für hohen Schaden
„Das überzeugt mich in keinster Weise“, so Rolf Rehling in der Sitzung am Dienstagabend. „Dass ein Mitarbeiter nicht mehr da ist, hat ja nichts mit dem Loch vor einem Jahr in der Erde zu tun. Hier ist so viel faul, das stinkt zum Himmel“, schimpfte Rehling, der keine seiner über 20 Fragen durch die Verwaltung beantwortet sieht.
„Selbst banalste Fragen nach den Vordersätzen sind falsch beantwortet worden“, so der Tiefbaufachmann frustriert. „Aber es macht wohl keinen Sinn, jetzt weiter auf einem alten Esel herumzureiten. Hier ist sehr viel Geld verschwendet worden. Doch um das zu beweisen, müsste man die Baustelle wieder öffnen.“
Auch der zweite anerkannte Fachmann im Ausschuss, der Vorsitzende Wilfried Brinkmann (Bürgerblock), bedauerte: „Hier hat jemand etwas falsch gemacht und es müsste doch herauszufinden sein, wer für diese Fehler zur Verantwortung zu ziehen ist.“ Doch genau das wird wohl nicht mehr passieren.