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Haben die Corona-Zwangspause genutzt, um das Kreiseleck zu renovieren: Rolf Mündnich und Andrea Meyer hinter ihrem Tresen, der ebenfalls ausgetauscht wurde. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)

Hurra, sie leben noch: Kreiseleck hart am Abgrund renoviert

Haben die Corona-Zwangspause genutzt, um das Kreiseleck zu renovieren: Rolf Mündnich und Andrea Meyer hinter ihrem Tresen, der ebenfalls ausgetauscht wurde. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
Haben die Corona-Zwangspause genutzt, um das Kreiseleck zu renovieren: Rolf Mündnich und Andrea Meyer hinter ihrem Tresen, der ebenfalls ausgetauscht wurde. Noch wird dort nicht gezapft, sondern gespritzt und geputzt. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Zu den Branchen, die besonders hart von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen sind, gehört zweifellos die Gastronomie. Nicht wenige Restaurants, Kneipen oder Cafés haben bereits aufgegeben. Von denen, die noch durchhalten, stehen vor allem die Kleineren der Branche finanziell am Abgrund. Auch Rolf Mündnich, der die Schlemmerkneipe Kreiseleck in Hengsen mit seiner Partnerin Andrea Meyer betreibt, blickt in eine ungewisse Zukunft. Das Kreiseleck mussten die beiden 14. März schließen. „Wir haben also seit fast zwei Monaten keinen Cent Einnahmen und ein Ende ist noch nicht in Sicht“, stellt Rolf Mündnich fest.

 Das Kreiseleck in Hengsen ist eines der letzten echten Vereinslokale der Gemeinde. Einige der Vereine haben sich auch schon bei Mündnich gemeldet, um sich zu erkundigen, wie sie ihrem Vereinswirt helfen können. „Die Schützen haben auch nachgefragt, ob sie Gutscheine kaufen sollen“, sagt Rolf Mündnich. Doch das hat er dankend abgelehnt. „Natürlich würde ich durch Gutscheine im Moment einige Einnahmen haben. Aber im Grunde wäre das nur wie ein Kredit, den ich später zurückzahlen muss, genau wie die angebotenen Überbrückungskredite. Das nützt mir nichts, denn ich weiß ja noch nicht, wann oder ob ich überhaupt noch einmal öffnen kann.“

Seit fast zwei Monaten keine Einnahmen

Das Foto rechts oben zeigt das rückwärtige Buffet, in dem die Spiegel gegen Holz ausgetauscht wurden. Die beiden anderen Fotos zeigenden Ausbau des Tresens. (Fotos: privat)
Das Foto rechts oben zeigt das rückwärtige Buffet, in dem die Spiegel gegen Holz ausgetauscht wurden. Die beiden anderen Fotos zeigenden den Ausbau des Tresens. (Fotos: privat)

Die Schlemmerkneipe in Hengsen ist für ihre Schnitzel und gute Hausmannskost bekannt. Da läge es eigentlich nahe, es während der Zwangspause mit einem Außer-Haus-Verkauf zu probieren. „Das haben wir auch versucht“, erklärt Mündnich. Doch schnell haben die beiden Wirtsleute gemerkt, dass der Außer-Haus-Verkauf nicht funktioniert. „Wir machen ja alles frisch und unsere Gäste sind das auch so gewöhnt. Beim Außer-Haus-Verkauf konnten wir diese Frische aber nicht garantieren, weil die Bestellungen nicht kalkulierbar waren. Tiefkühlkost wollten wir aber nicht verkaufen. Ich mach‘ mir doch nicht unseren Ruf kaputt“, meint der Kreiseleck-Wirt.

Ein Grund, seinen Mut und Humor zu verlieren, ist das Rolf Mündnich und seine Partnerin aber noch lange nicht. „Wenn wir schon zwangsweise schließen müssen, wollten wir diese Zeit auch sinnvoll nutzen“, meint Rolf Mündnich. Eigentlich ist die Pause eine gute Gelegenheit, um zu renovieren und Dinge anzupacken, die schon länger vor sich hergeschoben wurden. „Wir haben zu Dritt unseren 60 Jahre Tresen aufgearbeitet, das Kernteil mit der Kühlung und Zapfanlage ausgetauscht“, so der Wirt. „Das hat fünfeinhalb Tage gedauert und war ziemlich harte Arbeit.“ Um die traditionelle Optik zu erhalten, aber auch aus Kostengründen, wurden alle Hölzer des Tresens aufgearbeitet und auch die Spiegel aus dem rückwärtigen Buffet entfernt.

Zwangspause sinnvoll genutzt

Schon seit fast zwei Monaten wegen Corona geschlossen - aber Wirt Rolf Mündnich hat seinen Humor nicht verloren. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
Schon seit fast zwei Monaten wegen Corona geschlossen – aber Wirt Rolf Mündnich hat seinen Humor nicht verloren. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

„Den Saal hatten wir ja schon voriges Jahr renoviert“, meint Andrea Meyer. „Jetzt haben wir ihn so hergerichtet, dass wir die Abstandsregelung einhalten können, wenn wir wieder eröffnen dürfen.“  Die Küche wurde renoviert und das Kühlhaus abgestellt und neu gestrichen. „Das sind alles Arbeiten“, meint Rolf Mündnich, „die macht man nicht mal eben so nebenbei im laufenden Betrieb. Jetzt haben wir die Zeit dafür.“ Auch draußen haben die beiden schon alles für den Saisonstart vorbereitet. „Wir haben alles entrümpelt und auch den Vorgarten schon bepflanzt und eine komplett neue Erdbeer-Hütte gebaut.“ In der Hütte draußen gab’s vorigen Freitag auch schon das erste Mal wieder frischen Spargel aus dem Münsterland zu kaufen.

„Jetzt ist alles klar für die Wiedereröffnung.“

– Rolf Mündnich

Die etwa 70 Mitglieder der Harley Owners Group Westfalen, Mitte, Chapter HBOG, können es kaum noch erwarten, mit ihren dicken Harleys wieder jeden 1. Freitag im Monat im Kreiseleck zu treffen. Der Vorstand schaute am vergangenen Freitag schon mal vorbei, um den Kontakt zu halten und den Newsletter des Vereins mit neuesten Info füttern zu können. Ein anderer Motorrad-Club, die ca. 130 Mitglieder zählenden Ruhr Power Tours aus Bochum, hoffen ebenfalls darauf, ihren Stammtisch wieder im Kreiseleck einnehmen zu können. Auch die Mitglieder des MGV Eintracht Hengsen, die Schützen aus Geiseke-Lichtendorf und der British Oldtimer Club CBBC würden lieber heute als morgen wieder im Kreiseleck zusammenkommen.

„Jetzt ist alles klar für die Wiedereröffnung“, versichern Rolf Mündnich und Andrea Meyer. „Wir haben drinnen und natürlich auch draußen genug Platz, um ausreichenden Abstand gewährleisten zu können.“ Bleibt den sympathischen Wirtsleuten und ihren Gästen eigentlich nur noch zu wünschen, dass sie das Kreiseleck möglichst bald wieder öffnen können.

Corona, Kreiseleck


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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