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Schon Tradition: Gerd Kolbe liest die Weihnachtsgeschichte beim Adventsfenster des HSC am Donnerstagabend vor dem Ballhaus im Montanhydraulikstadion. (Foto: Lasse Golek)

HSC-Adventsfenster mit 40 Besuchern zum besinnlichen Jahresabschluss

Schon Tradition: Gerd Kolbe liest die Weihnachtsgeschichte beim Adventsfenster des HSC am Donnerstagabend vor dem Ballhaus im Montanhydraulikstadion. (Foto: Lasse Golek)
Schon Tradition: Gerd Kolbe liest die Weihnachtsgeschichte beim Adventsfenster des HSC am Donnerstagabend vor dem Ballhaus im Montanhydraulikstadion. (Foto: Lasse Golek)

Rund 40 Besucher zählte das traditionelle Adventsfenster des Holzwickeder SC am Donnerstagabend (23.12.) im Ballhaus im Montanhydraulik-Stadion. Es ist die Zeit des Jahres, wo es abseits des Sports mal etwas ruhiger, nachdenklicher zugeht – auch als Einstimmung für den Heiligen Abend. HSC-Vorsitzender Udo Speer begrüßte die Gäste, die ihre Plätze coronaverordnungskonform vor dem Ballhaus im Freien eingenommen hatten und zuvor von HSC-Schatzmeister Wolfgang Hense mittels App auf 2G strikt kontrolliert wurden.

„Zum Abschluss dieses Jahres wünsche ich Ihnen allen ein frohes Weihnachtsfest, ein gutes und vor allem gesundes Jahr 2022“, begrüßte Udo Speer die Besucher. Gerd Kolbe, BVB-Archivar und Träger der Ehrennadel der Stadt Dortmund, trug bereits zum zehnten Mal in Folge eine selbst verfasste Weihnachtsgeschichte vor. Mit freundlicher Genehmigung von Gerd Kolbe dürfen wie diese veröffentlichen.

Über den Unterschied von „Grippe“ und „Krippe“

Eine heitere adventliche Geschichte um den Unterschied von „Grippe“ und „Krippe“ trug Doris Volke vor. Auch sie bekam viel Applaus für ihren sehr munter Vortrag, der bei vielen für Schmunzeln sorgte.

Für das leibliche Wohl sorgte das Ballhaus-Team mit Chef und Vereinswirt Torsten Potyka. Würstchen und belegte Brötchen sowie Glühwein, Punsch und kalte Getränke wurden gereicht.

Für den Organisator der Holzwickeder Adventsfenster, Klaus Pfauter, war die HSC-Aktion ein gelungener Abschluss der diesjährigen Adventsfenster-Reihe. Erstmals hatte er mit seiner Frau diese Reihe vorbereitet – und einen hervorragenden „Job“ gemacht. Ja, es war mehr als ein Job – für das Holzwickeder Ehepaar wurden die Adventsfenster 2021 zu einer wahren Herzensangelegenheit.      

Das Ballhaus geht jetzt übrigens in eine kleine Winterpause. Wiedereröffnung ist am Dienstag, 11. Januar 2022 – wenn es die Coronaverordnungen erlauben – und alles dann auch weiterhin erst einmal unter 2G.

„Sir Peter und der Stern für UNICEF“

Seitdem Sir Peter im Himmel weilte und als Beauftragter des Herrn bei wichtigen Anlässen für die Veranstaltungen zuständig war, hatte die Kultur dort oben einen neuen Stellenwert. Sir Peter, mit vielen, vielen Gaben und Talenten gesegnet, war auf der Erde Schriftsteller, Regisseur, Opernintendant, ein großer Humanist und ein überaus berühmter Schauspieler gewesen. Zweimal hatte er einen Film-Oscar erhalten. Sein eigentlicher Name lautete Sir Peter Alexander Baron von Ustinov. Da Sir Peter „in Person“ Kunst und Kultur verkörperte wie kein Zweiter, hatte er es gern übernommen, ansprechende, aber auch anspruchsvolle „paradiesische“ Programme auf die Beine zu stellen. Meistens trat er dabei sogar selber auf, rezitiere, musizierte und parodierte. So konnte er perfekt den himmlischen „Juniorchef“ nachmachen. Dann war echt Stimmung angesagt, und selbst die Sterne in der Nähe leuchteten ausnehmend hell vor Vergnügen.

Besonders schön war es in der Vorweihnachtszeit. Also genau jetzt! Speziell die Adventssonntage lagen Sir Peter am Herzen.

Heute war der vierte Advent. Alles war festlich geschmückt, die Lichter strahlten um die Wette, und der Chor der Engel wartete schon voller Ungeduld auf seinen späteren Auftritt. Sir Peter hatte sich wieder etwas Feines ausgedacht und war gespannt, wie es ankommen würde.

Der große Himmelssaal war bis auf den letzten Platz besetzt. Alle hatten sich schön gemacht und die Engel sogar ihre Flügel auf Hochglanz poliert.

Sir Peter nahm das himmlische Mikrophon und begann:

„Ihr Lieben, als ich noch auf der Erde lebte, war ich auch Sonder-Botschafter von UNICEF. Das ist, wie Ihr wisst, eine Organisation, die sich um die armen Kinder in der Welt kümmert. Es gibt leider viel Hunger und Elend dort unten, worunter ganz besonders die Kleinen und die ganz Kleinen zu leiden haben. Deshalb bemüht sich UNICEF, deren Not zu lindern und dafür zu sorgen, dass sie wenigsten einmal am Tag satt zu essen bekommen. Außerdem baut man Schulen und Krankenhäuser, Brunnen und Kindergärten und vieles mehr. Eine ganz, ganz wichtige Aufgabe, die leider von Jahr zu Jahr an Bedeutung gewinnt. Im Rahmen meiner Tätigkeit bei UNICEF durfte ich Anfang 1980 einen Scheck über 500.000 DM in Empfang nehmen, der aus Dortmund kam. Das liegt in Nordrhein-Westfalen, also in Deutschland.

Benefizspiel des BVB gegen Weltauswahl

Aber „die Geschichte hinter der Geschichte“ dieser Spende will nicht ich erzählen. Das wird unser Freund Johan machen.

Der angesprochene Johan trat nach vorn. Sein irdischer Name lautete Johan Cruyff. Er war neben Franz Beckenbauer, Maradona und Pele einer der besten Fußballer überhaupt und holte mit der holländischen Nationalmannschaft und seinen Clubs Ajax Amsterdam und dem FC Barcelona viele nationale und internationale Titel und Meisterschaften.

Johan begann:

„Ich war damals auf der Erde ein recht erfolgreicher Fußballer,“ sagte er bescheiden, wie es sich im Himmel gehört.

„Anfang November 1979 erhielt ich einen Anruf vom Präsidenten von Borussia Dortmund. Er hieß Dr. Reinhard Rauball und war gerade erst vor wenigen Wochen in sein neues Amt gewählt worden. Rauball erzählte mir, dass sein Verein eine  Anfrage mit einer Bitte von UNICEF erhalten habe, die man gern erfüllen wolle. Es ging um ein Benefizspiel zugunsten der ärmsten Kinder der Welt. Sämtliche Einnahmen sollten dafür gespendet werden. Der BVB sei als der aktuelle Spitzenreiter des Fußball-Bundesliga ausgewählt und angesprochen worden. In diesem Zusammenhang hätte man in Dortmund die Idee geboren, die Borussia gegen eine Weltelf spielen zu lassen, um eine möglichst hohe Einnahme zu erzielen. Was ich, Johan Cruyff, davon halten und vor allem, ob ich in der Weltauswahl eventuell mitspielen würde. Franz Beckenbauer sei dabei, mein langjähriger Freund Johan Neeskens, Oleg Blochin, Kevin Keegan, Gerd Müller und andere mehr. Eine Ansammlung derartiger Superstars hätte selbst das in aller Welt berühmte Westfalenstadion noch nicht erlebt. Als Coaches der internationalen Mannschaft habe man Hennes Weisweiler und Branko Zebec ins Auge gefasst und als Termin für das Spiel den 28. Dezember 1979.

Ich fand die Idee super und schaute schnell auf meinen Terminplaner. Keine Verpflichtung an diesem Tag! Deshalb sagte ich gern zu und freute mich sehr über die Einladung. Zum einen, um meine Kollegen wie „Kaiser“ Franz Beckenbauer einmal wiederzusehen, zum anderen aber auch deshalb, weil ich an Dortmund sehr gute Erinnerungen hatte. Immerhin habe ich mit der holländischen Nationalmannschaft im Rahmen der WM 1974 drei Mal dort gespielt und dabei sogar Brasilien als den Titelverteidiger mit 2:0 geschlagen. Da wurden viele Erinnerungen wach! An das Westfalenstadion mit seiner unschlagbaren Atmosphäre, aber auch an die Gastfreundschaft der Menschen dort, die gerade uns Holländer sehr in ihr Herz geschlossen hatten. Und für UNICEF antreten zu dürfen, war immer eine Ehre!“

Mit diesen Worten beendete Johan seine kleine Ansprache.

Sir Peter ergänzte: „Für den BVB passte diese Aktion gut in den Reigen der eigenen sozialen Aktivitäten, die man bereits 1919 mit dem ersten Benefizspiel der DFB-Geschiche für die aus dem 1. Weltkrieg zurückgekehrten Soldaten begonnen hatte.

Von Stund an war eine Menge zusätzlicher Arbeit angesagt in der BVB-Geschäftsstelle, die selbst an den Weihnachtsfeiertagen mit Freude und Leidenschaft bewältigt wurde.

Gut 30.000 Fußballfans füllten das Stadion, als es am 28. 12. 1979 unter Flutlicht zur Sache ging. Der BVB hatte wenige Tage vor dem Fest noch den 1. FC Kaiserslautern mit 6:2 besiegt, befand sich also in einer ausgezeichneten Verfassung und wurde von Trainer Udo Lattek gut eingestellt.

Größte Einzelspende in der Geschichte von UNICEF

Es gab ein tolles Match mit vielen, vielen fußballerischen Leckerbissen, das die Schwarz-Gelben letztlich mit 3:2 gewannen. Aber  das Ergebnis war absolut zweitrangig. Wirklich wichtig war, dass für UNICEF und damit für die armen Kinder der Welt die stolze Summe von 500.000,- DM zusammenkam, die BVB-Präsident Dr. Rauball dann in Richtung New York auf den Weg bringen konnte. Bis zu diesem Zeitpunkt war das die größte Einzelspende in der gesamten Geschichte von UNICEF überhaupt. Und ich, wie gesagt, durfte sie als UNICEF-Botschafter in Empfang nehmen.“

Sir Peter Alexander Baron von Ustinov blickte auf und schmunzelte. Dann machte er eine Kunstpause und sagte in die „Tiefe des Raumes“: „Und mit dieser Spende machte ich auch meinen persönlichen Frieden mit Borussia Dortmund. Ich bin nämlich ein großer Fan des FC Liverpool und habe es dem BVB lange nicht verziehen, dass er 1966 meine „Reds“ im Endspiel um den Europacup der Pokalsieger mit 2:1 geschlagen hatte und damit Deutschlands erster Europapokalsieger überhaupt geworden war!“

Und dann gab der große Künstler und Humanist dem wartenden Himmelschor das lang ersehnte Zeichen und dieser sang: „Im Jahre 1909, da wurd`ein Stern gebor`n. Und man sah sofort an seinem Schein, er kann nur aus Dortmund sein.“

Alle Anwesenden stimmten in das Lied mit seiner wunderschönen Melodie ein. Es war ein echter musikalischer Genuss und ein bewegender Augenblick.

Als direkt danach die Stelle kam „Dieser Stern, der heißt Borussia,“ dachte Sir Peter ganz still für sich: “Und am 28. 12. 1979 war der Stern Borussia ein leuchtender Stern für UNICEF!“

In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!

HSC

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