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Holzwickede braucht vierzügiges Gymnasium: Sonst müssen erstmals Kinder abgewiesen werden

Jetzt will sich die Holzwickeder Verwaltungsspitze auf allen Ebenen bemühen, eine weitere Ausnahmegenehmigung für eine vierte Eingangsklasse zu bekommen: das Clara-Schumann-Gymnasium. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Am vergangenen Freitag (26.2.) war Anmeldeschluss für das Clara-Schumann-Gymnasium. Doch wie viele Anmeldungen für das kommende Schuljahr vorliegen, will der Erste Beigeordnete der Gemeinde auch nach dem interfraktionellen Gespräch gestern Abend noch immer nicht preisgeben. „Wir haben uns mit der Schulleitung darauf verständigt, die genaue Zahl vorerst noch nicht öffentlich zu machen“, so Bernd Kasischke. „Offiziell ist das Anmeldeverfahren ja auch erst am 19. März beendet und es könnte sich bis dahin auch noch etwas ändern.“

Die Zurückhaltung der Verwaltung und Schulleitung ist verständlich: Man möchte auf jeden Fall vermeiden, dass der Eindruck entsteht, dass das Holzwickeder Gymnasium Kinder abweisen muss. Doch die Zurückhaltung zeigt auch: Es gibt bereits deutlich mehr als die maximal 81 Anmeldungen für drei neue Eingangsklassen am CSG.

Weitere Ausnahmegenehmigung jetzt Chefsache

Bliebe es bei der bisherigen Ankündigung der Bezirksregierung, dass nach zwei Ausnahmen ein weiteres Mal keine Ausnahme mehr gemacht werden kann und eine vierte Eingangsklasse darum nicht mehr genehmigt wird, müsste das Holzwickeder Gymnasium tatsächlich einen Teil der angemeldeten Kinder ablehnen. „Das wäre fatal in der aktuellen Situation“, so Bernd Kasischke. Allerdings macht der Beigeordnete auch klar, dass die dann abzuweisenden Kinder „definitiv aus Dortmund“ kommen würden. „Rechtlich wäre das durchaus möglich, auch jetzt schon. Dafür müsste auch kein Schulbezirk definiert werden.“

So weit will es die Verwaltung aber auf keinen Fall kommen lassen. Zwar gab es gestern im Ältestenrat von den Vertretern der Fraktionen durchaus Kritik an der Verwaltungsspitze, die – diplomatisch ausgedrückt – etwas unglücklich bei der Antragstellung für das vierzügige Gymnasium agiert hat. Doch Verwaltung und Politik wollen auch gemeinsam nach vorne denken und aus der vertrackten Situation herauskommen.

„Ich sehe keinen Passus im Schulgesetz, der eine solche Ausnahme auf zwei Genehmigungen begrenzt.“

– Bernd Kasischke (1. Beigeordneter)

Mit Rückendeckung und im Auftrag der Politik sollen die beiden Holzwickeder Verwaltungsspitzen sich jetzt „auf allen Ebenen bemühen, noch einmal eine Ausnahmegenehmigung für eine vierte Eingangsklasse genehmigt zu bekommen“, erklärt Holzwickedes Beigeordneter. „Ich sehe keinen Passus im Schulgesetz, der eine solche Ausnahme auf zwei Genehmigungen begrenzt.“ 

Bürgermeisterin Ulrike Drossel und ihr Beigeordneter haben auch bereits einen Gesprächstermin mit Regierungspräsident Hans-Josef Vogel vereinbart, wie Bernd Kasischke bestätigt. Gemeinsam wollen die beiden Holzwickeder Veraltungsspitzen ins Bewusstsein rufen, warum das Clara-Schumann-Gymnasium als Schule des Gemeinsamen Lernens einen besonderen Status hat und dies bei der Entscheidung über den Antrag auf Vierzügigkeit besonders gewürdigt werden sollte.

Vereinbarung mit Dortmund soll Vierzügigkeit sichern

Doch auch noch aus einem anderen Grund wollen die Holzwickeder auf eine weitere Ausnahmegenehmigung drängen: Denn eigentlich geht es dabei nur um das nächste Schuljahr. Für die weitere Zukunft will die Gemeinde Holzwickede mit der Nachbarstadt Dortmund eine Schulvereinbarung treffen, die im Kern darauf hinausläuft, dass die Nachbarstadt auf die Beschulung der Dortmunder Kinder aus dem Süden in einer ihrer eigenen Schulen verzichtet. „Mit einer solchen Vereinbarung würde die Bezirksregierung auch dem Antrag auf Vierzügigkeit am CSG zustimmen“, betont Bernd Kasischke. Erste Gespräche mit den Verantwortlichen in Dortmund wollte Kasischke bereits heute führen.

Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum die Schulleitung und die Gemeinde vor einer endgültigen Entscheidung aus Arnsberg unbedingt vermeiden wollen, dass Dortmunder Schüler und Eltern am CSG abgewiesen werden könnten. „So etwas würde sich natürlich rasend schnell, fürchtet Holzwickedes Beigeordneter. Und hätte vermutlich negative Auswirkungen auf die Schulwahl im übernächsten Schuljahr. Spätestens dann aber soll das CSG nach einer Vereinbarung mit Dortmund vierzügig sein. Davon gehen Politik und Verwaltung derzeit optimistisch aus und wollen deshalb auch die Planung für den Erweiterungsbau am CSG noch nicht abspecken.

Verkorkste Schullandschaft

Schulplanung hat immer auch etwas von Spökenkiekerei. Sollte es den Verantwortlichen in Holzwickede gelingen, eine dritte Ausnahmegenehmigung für das CSG zu erhalten und eine Schulvereinbarung mit der Nachbarstadt Dortmund zu treffen, könnte die Vierzügigkeit des Clara-Schumann-Gymnasiums tatsächlich noch gelingen.

Was der Entwicklung des Holzwickeder Gymnasiums ohne Zweifel förderlich wäre.

Möglicherweise sind Politik und Verwaltung aber auch etwas zu optimistisch. Was, wenn ab 2023/24 das unter großen Mühen vierzügig gewordene Clara-Schumann-Gymnasium plötzlich nur noch Anmeldungen für drei Eingangsklassen zusammen bekäme? Vergessen wir nicht: Seit Bestehen des Clara-Schumann-Gymnasiums war das stets die Regel.

Was wir ebenfalls nicht vergessen sollten: Auch mit einem vierzügigen Holzwickeder Gymnasium kann ein Großteil der Holzwickeder Schüler in der Heimatgemeinde überhaupt nicht beschult werden. Die Rede ist von den vielen Schülerinnen und Schülern, die eine Realschule in Unna oder eine der Gesamtschulen in Unna oder Fröndenberg besuchen. Hinzu kommen die Holzwickeder Jugendlichen, die es vorziehen, ein anderes Gymnasium außerhalb der Gemeinde zu besuchen.

Umgekehrt existieren die Hauptschule und das Gymnasium nur, weil aus dem Umland viele Schülerinnen und Schüler zur Josef-Reding-Schule und zum CSG einpendeln. Weshalb die Gemeinde als Schulträger enorme Summen an Schülerbeförderungskosten aufbringen muss. Nur diese Kosten seien hier genannt, weil von der übrigen Infrastruktur ja auch die Kinder aus der Gemeinde profitieren.

Was lehrt uns diese total verkorkste Schullandschaft in Holzwickede?

Hätten sich unsere Altvorderen vor mehr als 20 Jahren für den Bau einer Gesamtschule entschieden, müssten wir uns heute vermutlich mit einem Berg ganz anderer Probleme herumschlagen. Von den dargestellten wäre aber ganz sicher kein einziges darunter. von Peter Gräber

CSG


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

Kommentare (3)

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