Gemeinde sagt Pflanzaktion im Bürgerwald ab: Fläche an Unnaer Straße „nicht geeignet“
Der Holzwickeder Bürgerwald droht vollends zu verkümmern: Jetzt hat die Gemeinde das nächste Pflanzfest im November abgesagt. Aufgrund „vermehrter Abgänge der Jungbäume sowie wiederholter Nachpflanzungen“ sehe man sich zu dieser „schweren Entscheidung“ gezwungen, so Holzwickedes Umweltbeauftragte Tanja Flormann. Der Standort an der Unnaer Straße soll als Pflanzfläche ganz aufgegeben werden.
Begonnen hat das Trauerspiel eigentlich vielversprechend: Seit der Holzwickeder Bürgerwald 2009 ins Leben gerufen wurde, konnten zahlreiche Baumpaten ihren persönlichen Erinnerungsbaum setzen und als bleibende Erinnerung beim Wachsen und Gedeihen beobachten. Mit durchschnittlich 20 Neupflanzungen pro Pflanzfest war das Interesse an der Aktion groß, bestätigt die Umweltbeauftragte, sodass schnell die beiden Areale im nördlichen Gemeindegebiet auf einer Gesamtfläche von ca. 13.500 m² ausgeschöpft waren. Mit dem 13. Pflanzfest im Herbst 2020 wurde schließlich die dritte Fläche an der Unnaer Straße zum Bürgerwald eröffnet.
„Seither sind insbesondere bei den empfindlichen Jungbäumen vermehrt Abgänge zu verzeichnen“, erklärt Tanja Flormann. Trotz verschiedener Gegenmaßnahmen wie das Anbringen von Bewässerungssäcken, die Bereitstellung von Wasserkanistern, die tatkräftige Unterstützung bei der Bewässerung durch Baumpaten, die Anpassung der Baumarten bei der Pflanzauswahl sowie der Verwendung einer besseren Pflanzqualität häuften sich die Ausfälle. „Für die Ersatzpflanzungen kam selbstverständlich die Gemeinde auf“, betont die Umweltbeauftragte.
Suche nach alternativer Fläche hat schon begonnen
An einigen Standorten mussten die Bäume mehrfach nachgepflanzt werden. Abgesehen vom Ausfall der Bäume und den immensen Kosten für die Neuanschaffung sowie Pflege sei der Verlust des selbst gepflanzten Erinnerungsbaumes letztlich auch für die Baumpaten ein „emotionaler Rückschlag“, so die Umweltbeauftragte weiter. „Darum haben wir uns nunmehr dazu entschieden, die geplante Pflanzaktion abzusagen.“
Grundsätzlich sei es nicht unüblich, dass Neupflanzungen aufgrund verschiedener Rahmenbedingen im
Einzelfall nicht angehen oder aufgrund von Trockenheit und Hitze absterben. Die klimawandelbedingten Witterungsverhältnisse und deren Folgen bekam die Gemeinde allerdings auch am gemeindlichen Baumbestand, wie den Straßenbäumen oder auf den Grünflächen, zu spüren. Dennoch ist die Umweltbeauftragten wegen der Anzahl der Baumabgänge auf der Bürgerwaldfläche inzwischen zur Ansicht gelangt, dass es sich bei der Fläche an der Unnaer Straße um „keinen geeigneten Standort für die Pflanzaktion handelt“.
Geleistete Zahlungen für Pflanzfest werden erstattet
„Die Gemeindeverwaltung bedauert die Absage des diesjährigen Pflanzfestes sehr und ist bemüht, schnellstmöglich eine alternative Fläche zur Fortführung der Aktion zu finden“, erklärt die Umweltbeauftragte. „Bereits geleistete Zahlungen für das Pflanzfest 2023 werden automatisch an die Baumpaten zurückerstattet.“
Thomas Griesohn-Pflieger
Chance nutzen: Klima-Blühwiese entwickeln
Die NABU Ortsgruppe schlägt die Fläche zu einer „Klima-Blühwiese“ zu entwickeln. Damit würde die Gemeinde gleich zwei sehr sinnvolle und wichtige Bereiche fördern: zum einen die Biodiversität als auch die CO2-Bindung im Boden. Artenreiche Wiesen binden, wie alte Wälder, sehr viel CO2 im Boden und dienen zugleich durch das möglichst diverse Pflanzenartenspektrum dem Schutz der Biodiversität.
Im Grunde könnte die Wiese so bleiben wie bisher, müsste aber zweimal im Jahr mit einem Balkenmäher gemäht werden und das Mahdgut müsste abgeräumt werden. Der bisherige Baumbestand könnte so bleiben wie er ist. Mittelfristig könnte eine Hecke im Osten und Süden die Fläche abschirmen. Wir stehen gerne mit unseren Erfahrungen in der Pflege und Anlage von Blühwiesen zur Verfügung!
Michaela Schultz-Franck
Sehr gute Idee!
Ich würde das Anlegen einer Blühwiese voll unterstützen, aber statt der zweimaligen Mahd auf ökologische Beweidung setzen…
(Hätte da Kontakte )
Thomas Griesohn-Pflieger
Beweidung wäre natürlich auch gut, kommt aber drauf an, wer da weidet. Vielleicht nehmen Sie mit dem NABU in Howi Kontakt auf? https://www.nabu-unna.de/willkommen/ortsgruppen/ortsgruppe-holzwickede/
Michaela Schultz-Franck
Mit Schafen natürlich… 😉
Ich melde mich bei euch.
Ulrike Dürholt
Wir Grünen hier in Howi würden die Idee der NABU gerne unterstützen und sehen viele Vorteile im Erhalt der Grünfläche in dieser Form:
Was spricht dafür:
Die vielen verschiedenen Pflanzenarten auf Blühwiesen und Blühflächen blühen zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr. Dadurch wird eine lange Blütezeit von Frühjahr bis Herbst geschaffen. Das ist für Insekten ein wichtiger Aspekt, denn viele Insekten sind auf verschiedene Blühpflanzen und verschiedene Blühzeiten angewiesen. Es wird für viele Monate ein Nahrungsangebot bereitgestellt. Das ist vor allem im Sommer wichtig. Im Frühjahr blühen viele Gehölze und stellen reichlich Nahrung für Bestäuber bereit. Im Juni und Juli blüht in der Agrarlandschaft dann nur noch wenig. Auf Blühwiesen und Blühflächen hingegen findet sich auch in dieser Zeit ein reichliches Blühangebot.
Oft werden Blühwiesen und Blühflächen auch als Bienenweiden bezeichnet, doch nicht nur Bienen wird geholfen. Neben Honigbienen und Wildbienen essen auch Schmetterlinge, Fliegen und sogar Käfer die Pollen und Nektar von Blühpflanzen. Und auch Tiere, die gar nicht auf Blüten angewiesen sind, profitieren. Sie finden auf verschiedenste Art und Weisen Nahrung und Schutz in den Flächen.
Blühwiesen und -flächen können einen positiven Effekt auf die Bodenstruktur, Bodenfruchtbarkeit, Bodenbiologie und auf die Bodenerosion haben …………
Es gibt so viel was für diese Art von Weiternutzung der Grünfläche spricht.
Vielleicht ergibt sich auch eine Kombination aus der Idee die Michaela Schulz-Frank, das würde uns freuen ☺️