Gemeinde düpiert das Ehrenamt
In diesem Jahr wird der Verein „Wir für Holzwickede“ 25 Jahre alt. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr wird der Verein von der Gemeinde düpiert. Dabei kam der Anstoß zur Gründung dieses Vereins seinerzeit von der Gemeinde selbst, genauer gesagt: der damaligen Bürgermeisterin Margret Mader. Ziel des Vereins war und ist es seitdem, die bedürftigsten und schwächsten Menschen in Holzwickede durch ehrenamtlichen Einsatz zu unterstützen, die Emschergemeinde etwas menschlicher zu machen. Dazu unterstützt der Verein die ärmsten Kinder und Senioren mit Zuschüssen zu Mittagessen in der Schule, bei Ausflügen und Ferienfahrten oder zum Jahreswechsel mit einem kleinen Weihnachtsgeld von 30 Euro oder 40 Euro, das nicht gleich wieder von der offiziellen „Stütze“ abgezogen wird.
Seine selbstgewählten Aufgaben finanziert der Verein größtenteils durch Spenden. Etliche Privatpersonen, auch Betriebe und Initiativen kennen die ehrenamtliche Arbeit und Bedeutung des Vereins und unterstützen ihn mit ihren kleinen und großen Zuwendungen. Zu einem nicht unwichtigen Teil finanziert sich der Verein aber auch aus den Erlösen eigener Aktivitäten, wie dem Verkauf gebrauchter Bücher an Büchertischen oder auf dem Weihnachtsmarkt.
Bücherzelt wird es zum Weihnachtsmarkt nicht geben
Diese Aktivitäten fallen den Ehrenamtlichen immer schwerer. Wie in vielen anderen Vereinen auch, sind die Mitglieder auch im Verein „Wir für Holzwickede“ immer älter und weniger geworden. Die verbliebenen Aktiven, zumeist Frauen, haben immer größere Probleme, die schweren Bücher zu schleppen und Verkaufstische aufzubauen, weshalb es von diesen auch immer weniger gibt.
Eine letzte, besonders wichtige verbliebene Aktivität ist das Bücherzelt auf dem Holzwickeder Weihnachtsmarkt, das zu diesem seit 25 Jahren gehört wie das Christkind zur Bescherung.
Doch in diesem Jahr wird es kein Bücherzelt auf dem Holzwickeder Weihnachtsmarkt geben. Warum?
Die Antwort sagt viel über die Entwicklung dieser angeblich so unkommerziellen Veranstaltung, ja dieser ganzen Gemeinde aus: Schon monatelang im Vorfeld hatte der Vorstand des Vereins in der Gemeindeverwaltung angefragt, ob der Baubetriebshof die Ehrenamtlichen beim Aufbau des Bücherzeltes auf dem Weihnachtsmarkt unterstützen könnte.
„Wir für Holzwickede“ bat vergeblich um Unterstützung
Die Antwort der Gemeindeverwaltung müsste alle, die seit Jahren überlegen, wie man das Ehrenamt in der Gemeinde honorieren und fördern kann, vor Scham im Boden versinken lassen: Die 200 Euro, die von der offenbar völlig verarmten Gemeinde für ihre Unterstützung verlangt wurden, hätte der Vorstand von „Wir für Holzwickede“ sogar noch schweren Herzens aus dem Topf mit den gesammelten Spenden für die Kinder und Senioren abgezweigt. Doch auf eine verbindliche Zusage der Hilfe wartete der Verein bis zur Stunde vergeblich.
Deshalb wird der Verein „Wir für Holzwickede“ in diesem Jahr nicht auf dem Holzwickeder Weihnachtsmarkt vertreten sein. Das ist leider sicher. Denn selbst wenn es noch eine Zusage auf Unterstützung durch die Gemeindespitze gäbe, ließe sich der Bücherverkauf für den Verein so kurzfristig nicht mehr organisieren.
Um es einmal geradeheraus zu sagen: Das ganze Gerede im Rathaus von der Stärkung und Anerkennung des Ehrenamtes kann man sich eigentlich sparen. Eine Gemeinde, die so agiert, braucht auch keinen Ehrenamtstag mehr. So viele Getränke können die Ratsmitglieder nämlich gar nicht schleppen, um diese Missachtung ehrenamtlichen Engagements wieder gutzumachen.
Ulrike Hettwer
Erst heute habe ich davon erfahren und war ehrlich entsetzt darüber das unsere Gemeinde nicht in der Lage ist für so einen Verein das Zelt aufzubauen. Ein Verein der einspringt, wo der Gemeinde die Möglichkeiten fehlen zu helfen!!
B. Krakau
Also ich glaube an das Gute im Menschen.
Daher vermute ich das die Gemeinde eine Überraschung für den Verein parat
hat.
Damit die Ehrenamtlichen dieses Jahr nicht im zugigen kalten Zelt ausharren müssen, wird die Bürgermeisterin in einer Geste der Barmherzigkeit das größte
„Zelt“ welches die Gemeinde zur Verfügung hat bereitstellen….das Foyer unseres Bürgerhauses. ( Überraschung )
Wahnsinn !!! Soviel Nächstenliebe…einfach unglaublich !!
Danke liebe Gemeinde, ihr seit die Allergrößten ! ( Herzsmiley )
Also ihr undankbaren Bürger, nicht immer gleich meckern, wird doch !!
Chris
Schade auch, dass ich erst jetzt davon höre.
Die Mitarbeiter vom Baubetriebshof können sicherlich nicht gezwungen werden, aber für ne Kiste Bier (Zwinkersmiley) hätte sich der ein,- oder andere Freiwillige gefunden. Ohne sicher auch.
Yilmaz B.
Wer kauft denn bitte noch Bücher?????
Jörg Häusler
Ich!
Hans-Peter Brinkmann
…Menschen die lesen können und Fantasie haben!
Yilmaz B.
Lesen können setzt das Lesen eines Buches voraus. Danke für diesen tollen Kommentar.
Michael Schmidt
Umgekehrt wird ein Schuh draus. 😉
Kurt
Der Kommentar ist doch gut. Nicht verstanden?
Peter
Menschen die ohne Internetabstürze lesen wollen.
Yilmaz B.
Also mit meinem e-book brauche ich kein Internet wenn ich auf der Couch lesen will. Sie sollten sich vielleicht etwas besser über dieses neuartige Internet und seine Möglichkeiten informieren. Es gibt dort wirklich viele tolle Dinge zu entdecken
Peter
Wie kommt denn der Inhalt auf Ihre Couch? Danke für nichts!!
Benedikt K.
Vielleicht hätte man auch einfach nach Hilfe bei anderen Vereinen fragen können. Angeblich hat Wir für Holzwickede ja eine so tolle Anhängerschaft im Ort. Die Presse zum guten Nutzen wäre da eine hilfreiche Lösung gewesen. Der Bericht ist ein Schlag ins Gesicht für alle anderen die Ihre Buden selber aufbauen Herr Gräber. Wird denen dann auch unentgeltlich geholfen? Oder sind diese Vereine weniger wert? Ich selbst werde den Weihnachtsmarkt trotzdem besuchen und werde das Bücherzelt nicht vermissen. Ich hab nen Tolino (Super-Zwinkersmiley)
Aus Gründen nicht genannt
Vielleicht hätte eine einfache Rundmail an die Mitglieder Abhilfe schaffen können? Ich als Mitglied des Vereins habe zumindest keine erhalten. Ansonsten hätte ich mich anbieten können.
Benedikt K.
oh… das hört sich nach eigenem Versagen an
F.B.
Sehr geehrter Benedikt K.,
Fast wäre mir bei Ihrem letzten Kommentar jegliche Zurückhaltung in sprachlicher Hinsicht entglitten.
Aber vielleicht verstehen Sie es auch ohne, dass ich es näher ausführe: Wenn man keine Ahnung hat, einfach einmal….
Benedikt K.
Lieber Herr Behr (Zwinker), dann entgleiten Sie doch ruhig. Man muss der Wahrheit leider auch mal ins Auge sehen. So lange Sie nur verbal entgleisen ist doch alles okay.
Jeff
wenn ich doch das Ehrenamt ausführen möchte warum soll dann ein anderer Betrieb oder Kommune seine Ressourcen zur Verfügung stellen damit ich mich dann mit deren federn schmücken kann ? woher kommt dieser Anspruch? warum helfen die Vereine sich da auch nicht gegenseitig? kann man doch eben ein paar Leute zusammentrommeln…und das Geld kann man den wirklich bedürftigen zu gute kommen lassen. Holzwickede ist doch bunt. dann nimmt man das Geld und spendet es den armen Menschen, die täglich die Diamorphinpraxis im Norden frequentierten. Oder auch den Flüchtlingen die Weihnachten oder was immer für ein Fest nicht in ihrer Heimat feiern können
Frank Behr
Liebe Leser:innen des Emscherblogs!
Trotz aller Widrigkeiten wird die Aktion Weihnachtsgeld auch im 25. Jahr des Vereinsbestehens stattfinden. Bei aller Diskussion um den Weihnachtsmarkt geht es uns in allererster Weise um die Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und Senior:innen aus finanziell schlecht gestellten Familien in Holzwickede. Die erwarteten Einnahmen aus dem Bücherverkauf auf dem Weihnachtsmarkt fehlen uns. Das gefährdet allerdings nichts.
Zur Klarstellung im Blick auf den Zeltaufbau: Selbstverständlich hat auch der Verein WfH nicht alles, was irgendwie möglich gewesen wäre, unternommen, um den Aufbau des Zeltes doch noch bewerkstelligen zu können. Allerdings haben wir durchaus eine ganze Reihe von Personen um Unterstützung beim Zeltaufbau gebeten, vielleicht die falschen (per Rundmail ist uns das wegen kaum vorliegender E-Mail-Adressen nicht möglich).
Als wir trotz mehrmaliger Nachfrage und Nichteinhaltung versprochener Rückmeldetermine seitens der Kommune vor der Frage „auf Risiko setzen oder Teilnahme absagen“ haben wir uns für die zweite Option entschieden.
Das ist v.a. erfolgt, um den vielen anderen Helfer:innen Gewissheit geben zu können. Denn ungefähr 20 Personen sind involviert für Transport von etwa 2.000 Büchern und den Verkauf während der 3 Tage des Weihnachtsmarktes. Alle diese Helfer:innen stellen ihre persönlichen Planungen entsprechend darauf ein und sagen andere Verpflichtungen ab. Dem sollte durch eine rechtzeitige Absage der Teilnahme Rechnung getragen werden.
Im Übrigen ist es auch so schon in den ersten Wochen des Advents für alle sehr herausfordernd den Alltag gut zu organisieren.
Die Durchführung der Aktion Weihnachtsgeld (Organisation der Bereitstellung von Schecks etc.) selbst bedarf eines nicht unerheblichen Zeitaufwandes, den wir aber gerne zum Wohle der Bedürftigen leisten.
WfH ist sehr dankbar für die breite Unterstützung in der Holzwickeder Bevölkerung (auch und in erheblichem Umfang von Nichtvereinsmitgliedern). Wir hatten allerdings auch darauf gehofft, dass die Kommune uns mehr in unserem Bemühen zur Seite steht. Wie in den zurückliegenden 25 Jahren ist das nämlich eine Notwendigkeit, um überhaupt helfen zu können.
Bücherverkauf und nicht vorhandene Möglichkeiten per Rundmail mit Mitgliedern kommunizieren zu können mögen vielleicht etwas „old school“ sein, der Vereinszweck ist es (leider) nicht. Und was droht, wenn ein Verein aufgrund der Altersstruktur seine Aufgaben nicht mehr erfüllen kann, zeigt unsere Nachbarkommune Unna: Dort ist 2023 das letzte Jahr der unserer Aktion Weihnachtsgeld vergleichbaren Aktion.
Lassen wir es in Holzwickede nicht so weit kommen. Wir freuen uns über Angebote zur Unterstützung bei Vereinsaktionen wie dem Bücherverkauf und selbstverständlich über neue Mitglieder, die sich einbringen (wollen). Kontaktaufnahme und auch Mitgliedsanträge unter: www wirfürholzwickede.de.
Debix
Wer kümmert sich eigentlich um die trockene Einlagerung des Zeltes nach dem Weihnachtsmarkt? Aus eigener Erfahrung weiß ich dass das nicht mal eben so kurz gemacht werden kann. Gerade im Dezember. Trockener Frost ist da meistens nur Wunschdenken. Da braucht man schon zupackende Leute im Verein.
Ich kann die Gemeinde verstehen. Aber das hätte man vielleicht besser kommunizieren können.