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Esso-Tankstelle mit Messer überfallen: Prozess gegen mutmaßlichen Täter eröffnet

Auftakt des Prozesses gegen den mutmaßlichen Täter des Raubüberfalls auf die inzwischen abgerissene Esso-Tankstelle am Ruhrschnellweg (B1) im Juni des Jahres: Auf der Anklagebank der 34. Großen Strafkammer des Landgerichts Dortmund sitzt der 33-jährige C.K. aus Kamen. Er ist dringend verdächtig, den schweren Raub am 9. Juni gegen 0.30 Uhr gemeinsam mit einem bislang noch unbekannten Mittäter verübt zu haben. Bei dem Raubüberfall wurde die zur Tatzeit 51-jährige Angestellte von den Tätern mit einem 20 cm langen Fleischermesser bedroht und gezwungen, die Kasse zu öffnen. Die Täter konnten mit 520 Euro in bar sowie Zigaretten im Wert von 650 Euro in einem Kleinwagen flüchten.

Bei der Durchsuchung der Wohnung des Angeklagten wenige Tage später am 16. Juni in Kamen beschlagnahmten die Ermittler ca. 470 Gramm Marihuana, das für den gewinnbringenden Verkauf bestimmt gewesen sein soll.  

Der Angeklagte C.K., ein deutscher Staatsbürger, befindet sich seit Juni in Untersuchungshaft. Zum Prozessauftakt heute ließ er durch seinen Verteidiger erklären, dass er von seinem Schweigerecht Gebrauch macht und auch selbst weitere Beweise in den Prozess einbringen will.

Unbekannter Mittäter noch flüchtig

Die Vorsitzende Richterin Dr. Susanne Binder stimmte zunächst den geplanten weiteren Verlauf dieses durch einen Coronafall bereits verzögerten Prozesses mit den Vertretern der Staatsanwaltschaft und Verteidigung ab. Danach sind voraussichtlich bis zur Urteilsverkündung Mitte Januar noch fünf weitere Verhandlungstermine erforderlich.

Danach eröffnete die Richterin die Beweisaufnahme. Als Zeugin sagte heute die inzwischen 52 Jahre alte Angestellte aus, die im Juni während ihrer Nachtschicht in der Esso-Tankstelle überfallen worden war. Gegen Uhr sei ein Kleinwagen, den sie zunächst als Fiat 500 erkannt haben wollte, der sich später aber als Opel Adam herausstellte, vor zwei nachts gesperrte Zapfsäulen vorgefahren.  Ein junger Mann, der eine Mund-Nase-Maske trug, ausgestiegen und auf sie zugekommen.

Im Verkaufsraum der Tankstelle habe der junge Mann ihr erklärt, dass er „nur ein Wasser“ haben wolle. Er sei zum Wasserschrank gegangen und habe von dort gefragt, wie er Wasser mit oder ohne Sprudel bekommen kann. Dabei fiel der Angestellten auf, dass die Finger seiner linken Hand mit Pflaster überklebt waren. Dieser erste Täter, so die Zeugin auf Nachfrage der Richterin, sei „kleiner als ich“ gewesen.

Zeugin erkennt Angeklagten wieder

In diesem Moment betrat ein zweiter, größerer Mann den Verkaufsraum. In der Hand hielt er „ein großes blankes Fleischermesser“.  Er forderte die Zeugin auf, die Kasse zu öffnen. Der Täter mit dem Messer machte sich am Zigarettenschrank zu schaffen, während der kleinere Täter in aller Seelenruhe die Kasse ausräumte. Ihr Eindruck sei gewesen, so die Zeugin auf eine Frage der Richterin, dass die beiden Täter „ein eingespieltes Team“ waren. „Ich hatte auch das Gefühl, dass sie sich auskannten. Wir haben viele Schränke mit Getränken, aber sie gingen sofort auf den richtigen Schrank mit dem Wasser zu.“

Als in diesem Moment zwei weitere Kunden den Verkaufsraum der Tankstelle betreten wollten, flüchteten die beiden Täter. Der größere der beiden Täter habe das Fluchtfahrzeug gefahren. Wobei sich der kleinere der beiden sogar noch von der Zeugin beim herauslaufen „verabschiedete“.

Nach Angaben der Zeugin sei der erste Täter, der die Tankstelle betrat, „kleiner als der andere“ gewesen, mit „dunklen Haare“ und bekleidet mit einer Maske, Jogginghose und einem dunkelblauen Strickpullover. Über seinen Handschuhen trug er ein grünes Gummiband. Der andere Täter sei größer als die Zeugin gewesen. Gesprochen habe der Mann nicht. Auch das Gesicht des Mannes habe sie nicht gesehen. Auf Nachfrage der Richterin erkannte die Zeugin den Angeklagten C.K. als Täter wieder: „an seinen dunklen Augen und den Haaren hier an der Seite“, so die Zeugin und deutete dabei auf eine markante Narbe oder Verfärbung im Haaransatz.

Mehrere Verhandlungstage angesetzt

„Wie ging es Ihnen denn nach Tat?“, erkundigte sich Richterin Dr. Susanne Binder. „Nicht so gut in der ersten Zeit“, erklärte die 52-Jähgrige. „Aber habe die Sache relativ gut verdrängen können und auch sofort wieder gearbeitet. Durch die Verhandlung heute kommt die Sache natürlich wieder hoch.“

Der eigentlich Überfall ist relativ gut auf Fotos dokumentiert und auch ein Video aus der Überwachungskamera existiert.

Zwei weitere Zeugen, die heute geladen waren, erschienen nicht, so dass der erste Verhandlungstag mit der Vernehmung der Angestellten endete.  Die Verhandlung wird fortgesetzt.

Esso-Tankstelle, Raubüberfall


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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