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Der Kreis Unna reagiert auf die drohende Dürre und viel zu geringen Niederschlagsmengen und hat die Wasserentnahme aus Gewässern per Verordnung eingeschränkt. (Foto: Pixabay)

Eklatante Preisschere: Verbrauchspreis für Trinkwasser in Holzwickede 68 Cent teurer als in Bergdörfern

Trinkwasser (Foto: pixabay)
Das Trinkwasser kostet in Holzwickede deutlich mehr als in den Ortsteilen Hengsen und Opherdicke, die von der DEW21 mit dem gleichen Produkt versorgt werden. (Foto: pixabay)

Es ist noch gar nicht so lange her, da galt es als wichtigste Regel im Gemeindehaushalt, dass der Wasserpreis in Holzwickede nicht von dem in den Ortsteilen Hengsen und Opherdicke abweichen darf. Wenn der Bezugspreis für das Trinkwasser auch nur ein oder zwei Cent/Pfennig voneinander abwich, war das sofort ein Politikum und der Aufschrei groß. Beim Blick auf die seit Jahresbeginn geltenden neuen Wasserpreise in der Emscherquellgemeinde wäre wohl sofort der Streit über Sinn und Unsinn einer eigenen Wasserversorgung entbrannt.

Denn wie der Blick auf die Gebühreninformation 2023 der Gemeinde Holzwickede zeigt, müssen die Haushalte in Holzwickede satte 68 Cent (!) mehr pro Kubikmeter Trinkwasser bezahlen, als in die Opherdicke und Hengsen: Während die Wasserversorgung 1,86 Cent/m³  (zzgl. 7% MWSt.) verlangt, kostet das gleiche Trinkwasser bei den Dortmunder Stadtwerken DEW21, die Opherdicke und Hengsen versorgen nur 1,18 Cent/m³ (zzgl. 7% MWSt.).

Gleiches Wasser, unterschiedliche Preise

Nun ist es keineswegs so, dass die Bergbewohner stilles Wasser und die übrigen Holzwickeder Sprudelwasser bekommen. Beide Anbieter beziehen das gleiche Trinkwasser vom gleichen Versorger zum gleichen Preis aus der gleichen Ruhr.

Neben den genannten Verbrauchspreisen gibt es aber weitere Unterschiede: In Holzwickede verlangt die Wasserversorgung von den Haushalten eine jährliche Grundgebühr, die bei der meistverbreiteten Zählergröße (Q3=4) 260 Euro beträgt (zzgl. 7% MWSt.)

Die Dortmunder DEW21 verlangen dagegen einen Systempreis (ehem. Grundgebühr), der komplizierter zu berechnen ist. Er ist nach Größe der Wohngebäude und Anzahl der Wohneinheiten gestaffelt und kann in Gebäuden mit vielen Wohneinheiten recht teuer werden. Beispiele: In Gebäuden mit nur einer Wohneinheit (WE) liegt der Systempreis bei 235,83 Euro jährlich, mit zwei Wohneinheiten bei 310,54 Euro je WE/jährlich, mit drei Wohneinheiten bei 351,30 Euro je WE/jährlich und mit vier Wohneinheiten bei 387,32 Euro je WE/jährlich (alles ohne MWSt.)

Tarifdschungel erschwert Vergleiche

Aufgrund solcher unterschiedlichen Tarifstrukturen anderer Anbieter seien die „Wasserpreise auch nicht mehr vergleichbar“, behauptet Stefan Petersmann, Leiter des Eigenbetriebs Wasserversorgung der Gemeinde. In Holzwickede gebe es neben dem Arbeitspreis nur noch eine jährliche Grundgebühr. „Vor einigen Jahren haben die Wasserwerke Westfalen dann einen Systempreis entworfen.“

In der Folge seien in Schwerte, Dortmund, Fröndenberg überall unterschiedliche Tarifstrukturen entstanden. „Die einen arbeiten wie Dortmund mit einem Arbeits- und einem Systempreis, andere nur noch mit einem Arbeitspreis, Schwerte hat einen Arbeits-, Systempreis und auch noch eine Grundgebühr“, weiß Petersmann: „Es gibt inzwischen einen Tarifdschungel, der nicht mehr nachvollziehbar ist. Unterm Strich kommt aber bis auf ein paar Euro überall das Gleiche ‚raus“, glaubt Petersmann.

„Es gibt inzwischen einen Tarifdschungel, der nicht mehr nachvollziehbar ist. Unterm Strich kommt aber bis auf ein paar Euro überall das Gleiche ‚raus“

– Stefan Petersmann (Leiter Wasserversorgung)

Außerdem sei durch das Programm „Reine Ruhr“ allein auf die Wasserversorgung in Holzwickede eine jährliche Mehrbelastung von 70- 80.000 Euro zugekommen. Diese Mehrkosten fiele zwar auch für alle anderen Anrainer der Ruhr an. „Aber da sind alles Gesellschaften (GmbH oder AG), die das anders verpacken können, als wir mit unserem Eigenbetrieb“, betont Petersmann. „Wir sind mit der Zeit immer anlagenbezogener geworden durch neue Zähler, eine verbesserte Infrastruktur. Daran kann ich aber nichts ändern. Ich bin gefangen im Kommunalabgabengesetz (KAG) und kann nur damit kalkulieren, was mir vorgegeben wird. Ich muss diese Mehrkosten so weitergeben.“

Trinkwasserpreis, Wasserversorgung


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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