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Ein Rundgang durch das neue Rat- und Bürgerhaus: Eröffnung verzögert sich bis November

Bei einem Rundgang durch den Neubau des Rat- und Bürgerhaus erläuterten Bürgermeisterin Ulrike Drossel und Uwe Nettlenbusch dem Fachbereichsleiter Technische Dienste, den Baufortschritt. (Foto: P. Gräber – Emscherblog).

Quasi auf der Zielgeraden hat es die Gemeinde doch noch erwischt: Aufgrund einer Lieferverzögerung bei den Holztüren verzögert sich die Fertigstellung des neuen Rat- und Bürgerhauses um vier Monate. Statt wie geplant im August kann der Neubau nun erst im November eröffnet werden. Immerhin: Die Kosten laufen nicht aus dem Ruder. Kostenmäßig liege die Baumaßnahme noch innerhalb des Budgets von knapp 21 Mio. Euro. Das gab der Leiter des Fachbereichs Technische Dienste, Uwe Nettlenbusch, diese Woche im Planungs- und Bauausschuss (11.5.) mit. Bei einem Rundgang mit Bürgermeister Ulrike Drossel durch den Neubau erläuterten die beiden Einzelheiten.

Bei den Türen handelt es sich selbstverständlich nicht um gewöhnliche, sondern mit Türen mit Klassifizierung. Problematischer als die Bürotüren sind dabei die Aufputztüren, die mit entsprechender Verglasung etwa auch als Brandschutztüren dienen. Für solche Türen gibt es bundesweit nur drei oder vier Hersteller.

Das größte Problem sind die Türen

„Unser Auftragnehmer hat uns vor einer Woche die neuen Liefertermine genannt“, so Nettlenbusch. Ändern lässt daran nichts. Das Problem:  Die fehlenden Türen lösen eine ganze Folgenkette aus, Teppiche können nicht verlegt, Wände noch nicht verputzt, Malerarbeiten nicht durchgeführt werden. Vor allem aber: „Ohne Türen bekommen wir auch keine technische Abnahme und Betriebsgenehmigung“, weiß Nettlenbusch. „Auch eine Teilabnahme ist nicht möglich, weil wir das Gesamtgebäude brauchen, um die Flucht- und Rettungswege aufzeigen zu können.“ 

Schließlich werden die Türen auch benötigt, um die Technik innerhalb des Neubaus ganz am Ende der Baumaßnahme einzuregeln. „Wir haben eine Riesenlüftungsanlage für den großen Bürgersaal, die einreguliert werden muss“, erläutert Nettlenbusch. Das sei ein komplizierter Vorgang: „Dabei darf die Anlage kein Körnchen Staub ziehen, d.h. wir müssen am Ende erst feucht durchwischen und einen blitzblanken Neubau haben, wo niemand drin ist. Dafür müssen auch die Türen vorhanden sein, um den Bürgersaal schließen zu können. Sonst können sich nicht die richtigen Drücke aufbauen.“ Allein vier Wochen, in den scheinbar nichts passiert, werden am Ende für diese Einregulierung der Technik benötigt.

Bürgerhalle noch eingerüstet für Arbeit an Lichtkuppeln

Blick in die große Bürgerhalle auf die Gerüste, die für die Arbeiten an den Lichtkuppel unter der Decke erforderlich sind. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
Blick in die große Bürgerhalle auf die Gerüste, die für die Arbeiten an den Lichtkuppel unter der Decke erforderlich sind. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Der großen Bürgersaal ist derzeit noch mit einem Wirrwarr von Gerüsten und Stangen zugestellt, da an den Lichtkuppeln unter der Decke gearbeitet wird. „Das ist eine relativ aufwendige Konstruktion mit Gipskartonplatten. Dafür mussten besondere Formteile bestellt werden. Das hat auch endlos gedauert, bis sie endlich hier waren“, erklärt Nettlenbusch. „Der Einbau ist eine richtig handwerkliche und filigrane Arbeit.“ 

Ukrainer verließen Baustelle

Unerwartete Probleme gab es auch mit dem Personal: Für die Arbeiten im Deckenbereich sind drei Kolonnen abgestellt mit jeweils drei bis vier Handwerkern. Eine dieser Kolonnen bestand ausschließlich aus Ukrainern. „Die waren eines Morgens plötzlich nicht mehr da“, so Nettlenbusch. „Wo waren die? Klar, die sind zurück in ihre Heimat gefahren, wo sie die Werkzeuge gegen Waffen vertauscht haben, um ihr Land zu verteidigen.“ Bis ein Ersatz gefunden werden konnte, gingen wieder zwei bis drei Wochen ins Land. Solange die Gerüste noch in der Bürgerhalle stehen, kann selbstverständlich auch kein Boden gelegt und ebenerdig gearbeitet werden.

Blick in die große Bürgerhalle auf die Gerüste, die für die Arbeiten an den Lichtkuppel unter der Decke erforderlich sind. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
Blick in die große Bürgerhalle auf die Gerüste, die für die Arbeiten an den Lichtkuppel unter der Decke erforderlich sind. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Nebenan im späteren Multifunktionssaal stehen ebenfalls noch die Gerüste. Allerdings sind die Lüftungsschächte dort bereits verlegt und auch die Decke ist schon drin. „Dabei handelt es sich um eine Elementdecke, die gleichzeitig heizt und kühlt“, erklärt der Fachbereichsleiter. Die Heiz-/Kühldecke ist innerhalb von zwei Wochen eingebaut gewesen. Die Wände müssen nur noch holzverkleidet werden. Auch da sind die Lieferengpässe wieder Thema. Mit dem Holzparkett hat die Gemeinde Glück gehabt. „Das haben wir bevorraten können“ berichtet der Fachbereichsleiter. „Wir hatten schon vor Monaten die Chance, das Parkett  zu kaufen und bei unserem Lieferanten einlagern zu lassen. Deshalb ist es schon da und kein Problem mehr.“

Wo es möglich war, wurden Arbeiten im Neubau vorgezogen: Viele Treppenläufe sind schon fertig oder müssen nur noch gestrichen werden. Die Aufzüge stecken schon seit Monaten in den Schächten und sind funktionsfertig. Auch alle Klinkerarbeiten sind erledigt. Sogar der Schreiner hat einige wenige Arbeiten erledigen können.

Büros bis auf Türen fix und fertig

Die Büros im Verwaltungstrakt sind wegen der fehlenden Türen noch offen, aber bis auf eine Wand komplett fertig. Auf dem Flur fehlt noch die Installation der Lichtleisten. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
Die Büros im Verwaltungstrakt sind wegen der fehlenden Türen noch offen, aber bis auf diese eine Wand komplett fertig. Auf dem Flur fehlt noch die Installation der Lichtleisten. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Der Büro- und Verwaltungstrakt ist ebenfalls bereits weit gediehen. „Bis auf eine Wand sind alle Büros eigentlich fix und fertig. Da hängen sogar schon die Lampen drin“, meint Nettlenbusch. „Drei Wände sind bereits gestrichen und auch der Oberboden liegt schon drin.“ Große Fenster und Glasflächen sorgen für Transparenz nach Außen und Innen. Die IT-Infrastruktur in den Büros liegt versteckt im Boden und ist über eine Klappe zentral zugänglich.

In den Gängen im Büro- und Verwaltungstrakt sucht man Lampen vergeblich. Sie werden durch eine lange durchgehende, schmale in der Decke versenkte Lichtleiste  ersetzt, die aktuell noch fehlt.

Olivgrünes Farbkonzept im ganzen Haus

Das Farbkonzept für die Böden und andere Akzente im ganzen Haus ist in einem dezenten Olivgrün gehalten. „Wir haben uns bei dieser Farbwahl am Fliesenspiegel im Eingangsbereich orientiert“, erläutert die Bürgermeisterin.

Was man nicht vergessen darf: Bis zum ursprünglich geplanten Eröffnungstermin im August wären schließlich noch vier Monate Zeit. „In dieser Zeit hätten wir auch alles geschafft“, ist Nettlenbusch sicher.

Die Büros der Bürgermeisterin und des Beigeordneten sind nicht im Neubau, sondern im ehemaligen Sitzungsaal im Altbau untergebracht. Auch dort sind alle Decken schon fertig. Nur die Lampen fehlen noch. „Hier in diesem Bereich werden die Arbeiten in den nächsten Tagen und Wochen auch schwerpunktmäßig durchgeführt“, kündigt Nettlenbusch an.

Imposante Haustechnik zur Belüftung nötig

Imposant: Die Haustechnikzentrale mit der Lüftungstechnik, die ausschließlich für den offenen Innenbereich mit dem Bürgersaal benötigt wird. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
Imposant: Die Haustechnikzentrale mit der Lüftungstechnik, die ausschließlich für den offenen Innenbereich mit dem Bürgersaal benötigt wird. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Vorbei an der großen Glasfront in der oberen Etage mit Blick auf den Marktplatz  geht es wieder in den Neubau hinüber. Der Boden hier ist mit Fliesen gepflastert, die dem Marktplatz entnommen sein könnten. Gleich links befindet sich die imposante Haustechnikzentrale. In dem großen, mit Technik vollgepfropften Raum befinden sich ausschließlich die Lüftungstechnik für den Bürgersaal. Die für die Küche befindet sich in einem anderen Raum. In die komplett fertiggestellte Haustechnik-Zentrale kann sich der neue Hausmeister, der am 1. Juni seinen Dienst antritt, schon einmal einarbeiten. In den übrigen Räumen der oberen Etage werden die Schulverwaltung sowie die Finanzen und Kasse untergebracht sein. 

Alter Ratskeller auf Lehmboden gebaut

Nahezu fertig ist auch der Außenbereich auf der rückwärtigen Seite zur Poststraße hin. Der Boden ist gepflastert, Stellplätze und Zuwege sind farblich abgesetzt. Im kleinen Gebäude wird der im Rat- und Bürgerhaus anfallende Müll bis zur Entsorgung gelagert. Außerdem ist ein Trafohäuschen integriert mit einem kleinen Unterstand für die Raucher. Auf der zur Allee gelegenen Seite befinden sich außerdem zwei Steinbänke, die zum Verweilen einladen.

Die Treppenanlage und der Erker am alten Ratskeller konnte wegen des Übergangs zwischen dem alten und neuen Rathaus nicht erhalten werden. Hier wird später ein großes Glasfenster eingesetzt. Besucher des Ratskellers werden später dennoch eine vertraute Optik vorfinden. Viel Historisches ist noch da, etwa die dunklen Holzverkleidungen an Wänden und Decken. Beim Öffnen des Boden gab es allerdings eine Überraschung: Die Handwerker stießen sofort auf Lehmboden, eine Betonplatte war nicht vorhanden. Darum musste erst noch eine komplette neue Bodenplatte eingebracht werden.

Neue Gastronomie im Industrie-Stil

Der Übergang vom alten in das neue Rathaus mit dem Glasfront zur Allee ist komplett fertiggestellt. Für die einst winzige Teeküche (hinter dem runden Fenster) im alten alten Bau, gibt es im neuen modernen, großzügigen Ersatz. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
Der Übergang vom alten in das neue Rathaus mit dem Glasfront zur Allee ist komplett fertiggestellt. Für die einst winzige Teeküche (hinter dem runden Fenster) im alten alten Bau, gibt es im neuen modernen, großzügigen Ersatz. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Im völligen Kontrast dazu die neue Gastronomie im Rat- und Bürgerhaus. Bei der Gestaltung reden die Pächter, das Ehepaar Schott, ein entscheidendes Wort mit. „Hier sind wir in ganz intensivem Austausch mit den Pächtern“, bestätigt Uwe Nettlenbusch. „Herr Schott sprudelt nur so vor Ideen und auch ein ganz klares Konzept vor Augen für die Gestaltung hier.“ Was ihm vorschwebt sei ein Industrie-Stil mit nackten Wänden und einer blanken Decke. Die vordere Glasfront der Restauration kann komplett zum Marktplatz hin geöffnet werden.

Die öffentlichen Toiletten, darunter auch behindertengerechtes WC, werden auch durch das Bistro zugänglich sein, was außerhalb der üblichen Dienststunden der öffentlichen Verwaltung wichtig werden könnte. Über die Öffnungszeiten der Toiletten auf der Rückseite des Rathauses ist noch nicht entscheiden.

Zur Eröffnung des neuen Rat- und Bürgerhauses soll es eine große Eröffnungsveranstaltung geben. „Gerne hätte die Gemeinde die Eröffnungsfeier ganz groß gefeiert. Eingeladen werden sollen Gäste aus Arnsberg, aus Düsseldorf, aus den Partnerstädte und natürlich auch die Holzwickeder Bevölkerung. „Gerne hätten wir die Eröffnungsfeier an den Holzwickeder Sommer angebunden“, bedauerte die Bürgermeisterin. „Das Ganze ist jetzt aber erst einmal wieder auf Eis gelegt worden.“

Wie es aussieht, könnte die Eröffnungsfeier nach dem neuen Zeitplan eher an den Weihnachtsmarkt als an den Holzwickeder Sommer angebunden werden.

Rat- und Bürgerhaus, Rundgang


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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