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Dunkle Wolken brauen sich über dem Clara-Schumann-Gymnasium zusammen: Die Schulleiterin Andrea Helmig-Neumann sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)

Dunkle Wolken über dem Clara-Schumann-Gymnasium: Schulleiterin sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt

Dunkle Wolken brauen sich über dem Clara-Schumann-Gymnasium zusammen: Die Schulleiterin Andrea Helmig-Neumann sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt.  (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
Dunkle Wolken brauen sich über dem Clara-Schumann-Gymnasium zusammen: Die Schulleiterin Andrea Helmig-Neumann sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Strafanzeigen, Dienstaufsichtsbeschwerden, Mobbing und Drohungen. Am Clara-Schumann-Gymnasium kracht es gewaltig. Im Mittelpunkt: Andrea Helmig-Neumann. Die Schulleiterin sieht sich schweren Vorwürfen von Schülern und Eltern, aber auch Lehrern und sogar der eigenen Schulverwaltung ausgesetzt. Aufmüpfige Schüler und auch Lehrer sollen gemobbt und bedroht, das gesetzlich verbriefte Mitspracherecht der Schülervertretung missachtet und ein Schüler sogar mit einer Strafanzeige sanktioniert worden sein. Inzwischen ist auch das Schulministerium involviert.

Dass es Konflikte mit der Schulleitung gibt, ist schon länger bekannt – auch dem Emscherblog. Doch offenbar herrscht auch ein Klima der Angst am Clara-Schumann-Gymnasium. Denn aus Angst vor Repressalien haben die jeweils Betroffenen im Umfeld oder im Kollegium bislang stets die Öffentlichkeit gescheut. Seit dieser Woche ist das nun anders: Einige der betroffenen Personen aus dem Umfeld der Schule haben die Öffentlichkeit gesucht, wie der HA berichtete und die Konflikte am Holzwickeder Gymnasium rückten in den Fokus.

Konflikt mit Schülervertretung, auch Kollegium gespalten

Steht in der Kritik: Andrea Helmig-Neumann. (Foto: P. Gräber – Emscherblog.de)

Das Verhältnis zwischen Teilen der Schülerschaft und der Schulleitung, die seit sechs Jahren im Amt ist, gilt spätestens seit Frühjahr 2022 als zerrüttet und dürfte kaum noch zu kitten sein, wie Betroffene versichern. Anlass war das strikte Verbot sämtlicher Abitur-Feierlichkeiten durch die Schulleiterin, was diese mit Hinweis auf den Infektionsschutz während der Corona-Pandemie begründete. Da aber zeitgleich viele andere Schulen im Kreis Unna schon wieder Motto-Wochen und Abi-Feiern erlaubten, empfanden die Abiturienten des CSG das Vorgehen ihrer Schulleitung als „selbstherrlich“ und „diktatorisch“. Zwar verließen die meisten Jugendlichen des Jahrganges mit ihrem Abitur das CSG. Doch insbesondere auch das Verhältnis der verbliebenen Schülervertretung (SV) zur Schulleitung ist seit dieser Zeit schwer gestört. So kritisieren die Interessenvertreter der Schülerinnen und Schüler am CSG immer wieder, dass sie bei Entscheidungen im gesetzlich verbrieften Mitsprachrecht der SV übergangen wurden.

Auf diese Konflikte angesprochen erklärte Andrea Helmig-Neumann gegenüber dem HA, dass diese „von einigen wenigen Schülern ausgegangen“ und „inzwischen zu den Akten gelegt“ seien. Der Versuch der Schulleiterin, den Konflikt auf „einige wenige Schüler“ einzugrenzen, ist allerdings wenig glaubwürdig. Denn auch das Kollegium des CSG ist gespalten und sieht das Verhalten der Schulleiterin teilweise äußerst kritisch. So ist dem Emscherblog mindestens ein Fall bekannt, in dem sich ein Lehrer durch Helmig-Neumann gemobbt und gezielt von den ersten Corona-Impfungen mit den zunächst streng limitierten Impfstoffen ausgeschlossen sah, obwohl er von seinem Gesundheitsstatus höchste Impfpriorität hatte. Der Lehrer beantragte daraufhin eine Überprüfung der Angelegenheit durch die Bezirksregierung. Als diese das Verhalten der Schulleiterin nicht beanstanden wollte, erstattete er Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Dortmund gegen Andrea Helmig-Neumann wegen „Verstoß gegen die Richtlinien der StiKo (Verstoß gegen Impfpriorisierung)“ sowie „Missachtung der Fürsorgepflicht der beamteten Dienstvorgesetzten“. Als die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren ebenfalls einstellte, beantragte der Lehrer seine Versetzung vom CSG und „flüchtete“ zu einer anderen Schule.

Mobbing, Drohungen, Strafanzeigen

Auch ist der Konflikt längst nicht „zu den Akten gelegt“, wie die Schulleiterin behauptet. Tatsächlich würde sich das wohl nur ihr Schüler wünschen, gegen den die CSG-Leiterin nach Informationen des Emscherblogs Strafanzeige erstattet hat, weil er in der Schule eine Bildmontage verbreitete, die ein von ihm bearbeitetes Portrait der Schulleiterin beim Rauchen zeigte. Ob das nun eine Beleidigung und Verstoß gegen das Urheberrecht ist, wie Andreas Helmig-Neumann meint, oder Satire, wie der Schüler glaubt, muss nun ein Amtsrichter in Dortmund entscheiden. Denn die Schulleiterin zog es vor, ihren Schüler vor ein ordentliches Gericht zu bringen, anstatt pädagogisch auf ihn einzuwirken. Der Prozess findet – weil der Angeklagte noch minderjährig ist – im März unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, wie der Presserichter des Amtsgerichts Dortmund dem Emscherblog bestätigte. Einem weiteren ehemaligen Schüler soll die Schulleiterin mit einer Strafanzeige gedroht haben, weil er laut nachgedacht hatte, sich wegen des Verhaltens der Schulleiterin an die Presse zu wenden.

Offenbar haben sich einige der Betroffenen auch an den HA gewandt, der berichtet in dieser Woche von zwei Dienstaufsichtsbeschwerden gegen Helmig-Neumann berichtet. Spätestens seit diesen Beschwerden kennt auch die Schulaufsicht in Arnsberg den Konflikt am CSG in Holzwickede. Zwar wies Arnsberg eine diese Dienstaufsichtsbeschwerden zunächst ab. Doch die Beschwerdeführer ließen nicht locker und schrieben eine weitere Dienstaufsichtsbeschwerde an das Schulministerium nach Düsseldorf – diesmal gegen die Bezirksregierung Arnsberg. Der Vorwurf: mangelnde Objektivität. Wie der HA schreibt, fanden die Beschwerdeführer Gehör im Schulministerium, das die Entscheidung der Bezirksregierung überprüfen wolle. Das Ergebnis stehe noch aus.

Bezirksregierung: „Nehmen Situation aufmerksam wahr“

Eine Anfrage des Emscherblogs, ob sie zu einer Stellungnahme oder einem Gespräch bereit sei, lehnte Andrea Helmig-Neumann dagegen ab. Über ihre Schulsekretärin ließ die Leiterin des CSG heute (22. Februar) ausrichten, dass sie keine Fragen beantworte und verwies auf die Pressestelle der Bezirksregierung.

Christoph Söbbeler, Sprecher des RP, erklärte auf Nachfrage heute, dass „die Problemsituation“ am Clara-Schumann-Gymnasium „aufmerksam wahrgenommen“ und „auf den unterschiedlichsten Ebenen begleitet“ werde. Am kommenden Montag (27. Februar), bestätigte der RP-Sprecher, sei dazu „ein Termin unter vielen anderen“ in der Schule anberaumt worden. Nach Informationen des Emscherblogs sollen an diesem Termin zunächst aber nur das Kollegium und Eltern teilnehmen, für die Schüler soll es einen eigenen, späteren Termin geben. Auch heute soll der zuständige Dezernent aus Arnsberg bereits das CSG besucht haben. Und wie soll es aus Sicht der Schulaufsicht nun weitergehen am CSG? Es brauche jetzt „Zeit und Ruhe“, meint der RP-Sprecher, um daran zu arbeiten, „mit allen Beteiligten die Dinge zu klären“. Entscheidend sei für Arnsberg in diesem Prozess aber: „Es geht um die Schüler und nicht um die Schule“ , betont Christoph Söbbeler.

Schulverwaltung: CSG-Leiterin zeigt keine Einsicht

Die Holzwickeder Verwaltungsspitze sieht die Situation an der größten Schule in Holzwickede jedenfalls mit „größter Sorge“, wie der Beigeordnete Bernd Kasischke heute im Gespräch mit dem Emscherblog erklärte. „Wir beobachten die Situation am CSG schon länger und wissen, dass es dort Probleme mit der Schulleitung gibt.“  Ausdrücklich bezieht der Beigeordnete dies nicht nur auf die „massiven Probleme zwischen der Schulleitung und der Schülervertretung“.  Die Gemeinde als Schulträger habe in der Vergangenheit „immer wieder versucht, vermittelnd zu wirken“. Ohne Erfolg. Denn auch die Kommunikation zwischen der Verwaltung und Schulleitung war in der Vergangenheit ein ums andere Mal gestört. Mehr ins Detail gehen wollte der Beigeordnete öffentlich nicht.

Hoffnung, dass sich die Situation am Gymnasium noch gütlich regeln lässt, hat die Verwaltung allerdings auch keine mehr. „Wir haben eigentlich immer gehofft, dass sich die Schulleitung irgendwann doch noch einsichtig zeigt, doch inzwischen glauben wir nicht mehr daran.“  Das sieht übrigens Holzwickedes Bürgermeisterin genauso, wie Ulrike Drossel bestätigt: „Auch in der Beurteilung der Situation am CSG passt kein Blatt zwischen uns.“

Längst hat das Problem auch die Politik in Holzwickede erreicht. „Wir sind schon öfters aus verschiedenen Fraktionen auf die Situation am CSG angesprochen worden“, bestätigt Kasischke. „Was auch verständlich ist: Schließlich hat unser Gymnasium immer eine sehr positive Wahrnehmung in der Öffentlichkeit gehabt. Deswegen sehen wir die Situation nun auch so kritisch.“ Um, den guten Ruf der Schule zu wahren, wurden die Konflikte um die Schulleitung deshalb auch lange aus der Öffentlichkeit gehalten.

Verwaltungsspitze stärkt Schülern den Rücken

Angesichts der jüngsten Entwicklung ist die Verwaltungsspitze jetzt nicht nur bereit, über das Thema öffentlich zu sprechen. Sie stärkt auch ausdrücklich den Schülern, die sich wehren und den Weg in die Öffentlichkeit gesucht haben, den Rücken: „Das war ja keine spontane Entscheidung von den Schülern. Es gab sicher einen großen Leidensdruck. Letztlich soll Schule doch auch selbstbewusste junge Menschen fördern und das CSG ist eine Schule mit Courage. Die haben die Schüler gezeigt, wenn sie für ihre eigenen Interessen einstehen. Das können wir nur begrüßen.“ Zumal auf anderer Ebene die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde und den Schülern des CSG stets gut war, etwa bei den Stolpersteinverlegungen. „Leider ist dieses soziale Engagement zuletzt durch diesen Konflikt in den Hintergrund gedrängt worden“, bedauert Holzwickedes Beigeordneter.

CSG, Konflikte


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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