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Will kein Sündenbock mehr sein: Dirk Jacobi legt sein Amt als Vorsitzender des Gemeindesportverbandes mit sofortiger Wirkung nieder. (Foto: JVCH)

Dauer-Frust im Ehrenamt: Auch Vorsitzender des Gemeindesportverbandes schmeisst hin

Will kein Sündenbock mehr sein: Dirk Jacobi legt sein Amt als Vorsitzender des Gemeindesportverbandes mit sofortiger Wirkung nieder. (Foto: JVCH)
Will kein Sündenbock sein: Dirk Jacobi legt sein Amt als Vorsitzender des Gemeindesportverbandes mit sofortiger Wirkung nieder. (Foto: JVCH)

Der Ärger um die ausgefallene Sportabzeichen-Verleihung ist längst noch nicht verraucht, da wirft der nächste Ehrenamtliche verärgert die Brocken hin: Weil er sich in der Öffentlichkeit zu Unrecht als Sündenbock für die nicht stattgefundene öffentliche Verleihung hingestellt sieht, stellte der Vorsitzende des Gemeindesportverbandes heute „mit sofortiger Wirkung mein Amt zur Verfügung“, so Dirk Jacobi gegenüber dem Emscherblog.

Jacobi ist verärgert darüber, dass der Kreissportbund und auch Fachbereichsleiter Matthias Aufermann den Gemeindesportverband als allein zuständig für den zurückgetretenen Sportabzeichen-Obmann, seine Prüfer und damit auch als Sündenbock für die ausgefallene Ehrung hingestellt hatten (Emscherblog berichtete). Dem GSV-Vorsitzenden wurde daraufhin von der Lokalzeitung öffentlich vorgeworfen,  „geschlafen zu haben“.

„Der Ortsverband für Sport hatte in der Vergangenheit nichts mit der Ausbildung oder der Verleihung der Sportabzeichen zu tun. Dies hat Lothar Wolf im Ehrenamt gänzlich alleine durchgezogen“, stellt Dirk Jacobi dagegen klar. „Da Lothar Wolf und seine Prüfer keinen eigenen eingetragenen Verein haben, sind sie auch nicht im Verteiler des Ortsverbandes, der die Interessen sämtlicher Holzwickeder Vereine vertritt.“

Vom Rücktritt Wolfs, der den KSB und die Gemeinde schon im November vorigen Jahres von seinem Schritt informierte,  „habe ich als Vorsitzender des Ortsverbandes erst auf einer Sitzung beim KSB am 27. Februar erfahren“, versichert Jacobi.  „In dieser Sitzung habe ich mich sofort bereit erklärt, mit einer namentlich nicht genannten Interessentin, die sich ehrenamtlich um die Abnahme der Sportabzeichen kümmern möchte, ein Gespräch zu führen. Ich habe außerdem sofort signalisiert, dass ich mich gemeinsam mit ihr und den Prüfern vor Ort treffen würde.“

Gemeindesportverband spät informiert

Dazu habe er seine Kontaktdaten auch an Birgit Sellwich vom Kreissportbund weitergegeben. „Doch bisher hat sich noch niemand bei mir gemeldet.“  Die neue Sportabzeichen-Obfrau hat sich inzwischen aber bei Fachbereichsleiter Matthias Aufermann gemeldet, wie dieser im Rat diese Woche mitteilte: Nach den Osterferien, so Aufermann, werde er ihre Kontaktdaten an den GSV-Vorsitzenden weiterleiten.

Wie es aussieht, muss sich die neue Obfrau jetzt nicht nur nach neuen Prüfern für die Sportabzeichenabnahme umsehen.  Die Gemeinde wird sich nun auch noch nach einem neuen Vorsitzenden für den Ortsverband für Sport umschauen müssen.

„Kommunikation ist leider keine Stärke in der Gemeinde Holzwickede.“

Dirk Jacobi,  Vorsitzender des Gemeindesportverbandes

Denn wie bei Lothar Wolf hat sich auch beim Ehrenamtler Dirk Jacobi jede Menge Frust aufgebaut. Die Querelen um die Sportabzeichen haben ihm nun den Rest gegeben. „Kommunikation ist leider keine Stärke in der Gemeinde Holzwickede“, meint Jacobi und nennt Beispiele: „Im Ausschuss Schule, Sport, Kultur und Städtepartnerschaft vorigen Woche habe ich zufällig durch die Verwaltung erfahren, dass dieses Jahr eine Sportlerehrung am 22. Juni in einem tollen Rahmen mit den Vereinen geplant ist. Leider weiß der Gemeindesportverband davon überhaupt noch nichts.“

Die eigentliche Pointe ist jedoch, dass Jacobi im Vorjahr die Veranstaltung ehrenamtlich ganz alleine stemmen musste – und das in diesem Jahr wohl wieder von ihm erwartet worden wäre. Bereits Monate vorher hatte Jacobi voriges Jahr der Verwaltung ein fertiges Konzept auch noch für eine weitere Veranstaltung präsentiert. Er wollte einen Tag der Ehrenamtlichen organisieren. Doch die Verwaltung wiegelte ab, weil dafür angeblich kein Geld zur Verfügung stand – ohne Rücksprache mit der Politik. Die zerbrach sich gleichzeitig monatelang in den Fachausschüssen die Köpfe, wie man Ehrenamtliche am besten würdigen könne… Als Ergebnis wurde schließlich veranstaltet:  ein Tag der Ehrenamtlichen!

Zahlreiche Anträge des GSV ignoriert

Vorfälle wie diese führten dazu, dass Dirk Jacobi – ähnlich wie auch Lothar Wolf – sein ehrenamtliches Engagement durch die Gemeinde nicht wertgeschätzt sieht. Beispiele dafür gibt es viele weitere: So hat Dirk Jacobi bereits im Januar 2015 (!) einen schriftlichen Antrag gestellt, weil die Vereine gerne Schlüssel auch für die beiden großen Sporthallen hätten,  damit ihre Übungsleiter nicht ständig vor verschlossenen Türen stehen müssen. „Die Hausmeister schließen die beiden großen Sporthallen um 16.45 Uhr auf – und sind danach weg“, nennt Dirk Jacobi den Hintergrund des Antrages. „Wenn danach ein Übungsleiter kommt, muss er schon viel Glück haben, dass ihm jemand öffnet, der schon vor ihm in der Halle ist.“  Trotz regelmäßiger Erinnerungen durch ihn und die Vereinsvertreter habe die Verwaltung bisher nicht auf den Antrag reagiert.

Für die kleinen Hallen haben die Vereine Schlüssel und müssen diese auch zum offiziellen Hallenschluss um 21.30 Uhr ordentlich abschließen. „Weil in den kleinen Hallen aber anschließend kein Reinigungspersonal mehr kommt, haben wir darum gebeten, die Hallen eine halbe Stunde länger nutzen zu dürfen“, beschreibt Jacobi einen weiteren Antrag des GSV. Schließlich seien die Nutzungszeiten in allen Hallen sehr eng.  Das habe Fachbereichsleiter Matthias Aufermann ihm mündlich gestattet. „Aber ein einfaches ,Mach doch‘ reicht da nicht“, weiß Dirk Jacobi. „Was, wenn in dieser halben Stunde nach offiziellem Hallenschluss etwas passiert? Dann sind die Übungsleiter und Vereine die Dummen. Darum möchten wir etwas Schriftliches haben von der Gemeinde.“  Monatelang werde die Bitte nach etwas Schriftlichem aber trotz ständiger Nachfragen ignoriert, so der GSV-Vorsitzende.

Namensrecht am Stadion verkauft –  Vereine gehen leer aus

Dem GSV sei auch von der Gemeinde schon bei der ersten Vergabe der Namensrechte für das Montanhydraulikstadion in Aussicht gestellt worden, dass ein Teil der so eingenommenen Gelder an die übrigen Vereine in der Gemeinde zurückfließen soll. „Im Vorjahr waren das noch einmal für ein Jahr 7 500 Euro, für die Jahre davor war die Summe natürlich viel höher“, weiß Jacobi. Mehrfach habe er nachgefragt, was mit dem Geld sei und auch ein formaler Antrag wurde gestellt: „Der GSV hätte gerne aus diesem Geld einen eigenen Etat bekommen für unsere Vereine. Stattdessen sind alle Einnahmen aus dem Verkauf der Namensrechte in den Gemeindehaushalt geflossen.“ Auch dieser Antrag wurde ignoriert von der Gemeinde.

Als schließlich im vorigen Jahr noch offen war, ob Montanhydraulik überhaupt noch einmal die Namensrechte für das Stadion haben wollte, teilte der GSV-Vorsitzende Dirk Jacobi der Verwaltung offiziell mit, dass sich auch noch ein weiterer potenter Investor für die Namensrechte interessiere und dieser ihn angesprochen habe.  „Bis heute hat nicht einmal jemand bei mir nachgefragt, wer das denn ist“, wundert sich Dirk Jacobi. „Solche Dinge lassen mich in meinem Ehrenamt einfach verzweifeln und deshalb trete ich jetzt mit sofortiger Wirkung zurück.“

Gemeindesportverband, Sportabzeichen


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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