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In der geplanten Diamorphinambulanz erhalte die Partienten unter medizinischer Aufsicht industriell gefertigtes Heroin verabreicht. (Symbolfoto: Unsplash)

CDU kritisiert Bürgermeisterin scharf wegen geplanter Heroin-Ambulanz in Holzwickede

In der geplanten Diamorphinambulanz erhalte die Partienten unter medizinischer Aufsicht industriell gefertigtes Heroin verabreicht. (Symbolfoto: Unsplash)
In der geplanten Diamorphinambulanz erhalte die Partienten unter medizinischer Aufsicht industriell gefertigtes Heroin verabreicht. (Symbolfoto: Unsplash)

Die CDU Holzwickede ist auf der Palme: „Wir strampeln uns das Hemd aus der Hose, um die Gemeinde nach vorne zu bringen und dann werden wir als Kommunalpolitiker nicht informiert über so etwas“, schimpft Frank Lausmann. Was den CDU-Vorsitzenden und Bürgermeisterkandidaten so verärgert: Erst auf der Lokalpresse hat Holzwickedes Politik erfahren, dass am 1. November eine Ambulanzpraxis für schwerst Drogenabhängige in Holzwickede eröffnet.

Auchschon zu Beginn des Umweltausschuss gestern (7.9.) hatte es dazu ind er Bürgerfragestunde eine Anfrage von Thomas Bergermann (SPD) gegeben. In ihrer Antwort bestätigte Bürgermeisterin Ulrike Drossel die geplante Praxiseröffnung, lehnte aber unter Hinweis auf den Datenschutz dazu weitere Informationen ab.

Bis zu 200 schwerst drogenabhängige Patienten

Wie der Hellweger Anzeiger berichtete, soll es sich bei der Ambulanzpraxis um eine Diamorphinambulanz des Düsseldorfer Arztes Dr. Christian Plattner handeln, der in der privatwirtschaftlich eingerichteten Ambulanz schwerst drogenabhängige Menschen Diamorphin (industriell gefertigtes Heroin) unter Aufsicht als Medikament verabreicht. Nach dessen eigenen Angaben soll die Praxis in Holzwickede Kapazitäten für bis 200 Patienten haben und zum 1. November eröffnet werden. Zwei weiterer solcher Ambulanzen betreibt der Mediziner in Düsseldorf und Wuppertal. In der Nachbarstadt Dortmund, wo die Ambulanz zunächst eröffnet werden sollte, wurde die Ambulanz allerdings „von Kollegen mit viel Energie verhindert“, wie Dr. Plattner zitiert wird.

„Wir wollen niemanden stigmatisieren. Uns geht es um
Transparenz und Aufklärung.“

Frank Lausmann (CDU-Vorsitzender)

Mit der kurz angebundenen Antwort der Bürgermeisterin im Umweltausschuss will sich die CDU nicht zufrieden geben. „Wir sind entsetzt von diesem Ansiedlungsvorhaben aus der Presse erfahren zu müssen“, heißt es in einem Schreiben, das die CDU-Fraktion heute (8. September) an die Bürgermeisterin geschickt hat. „Wir machen uns Sorgen über mögliche Auswirkungen für unsere Bürgerinnen und Bürger, auf das Wohnumfeld unseres Ortes und fordern Informationen bis zur Sitzung des Haupt-, Finanz- und Personalausschusses am 10. September.“

CDU fordert Transparenz und Aufklärung

Offenbar war für die Standortvorgabe keine Beteiligung der Kommunalpolitik notwendig, räumen die CDU.-Spitzen ein. Trotzdem wollen sie Antwort auf insgesamt zehn Fragen, darunter auch diese: An welchem Standort genau die Ansiedlung erfolgt? Warum der genaue Standort geheim gehalten wird? Aus welchem Gebietsradius die Patienten anreisen? Ob die Sicherheit gewährleistet ist und ein Sicherheitskonzept notwendig ist?

„Wir wollen niemanden stigmatisieren“, betont Frank Lausmann. „Uns geht es um Transparenz und Aufklärung.“ Wenn es an ausreichender Information fehlt, werden möglicherweise unnötige Ängste geschürt, so Lausmann weiter. „Schließlich soll es sich um keine ,normale‘ Praxis handeln. Es ist erneut eine große Enttäuschung für uns, wie die Bürgermeisterin, die sonst doch immer Transparenz einfordert, mit dieser Ansiedlung umgeht.“

Bürgermeisterin beruft sich auf Datenschutz

Holzwickedes Bürgermeisterin bestätigte auf Nachfrage gegenüber dem Emscherblog, lediglich dass es sich bei der fraglichen Ansiedlung um „eine Arztpraxis“ handelt, für die „in Holzwickede passende Räume gesucht und gefunden“ wurden. Auch die „Zulassung von der Kassenärztlichen Vereinigung“ sei „erfolgreich“.  Aus Sicht der Gemeinde habe es keine Möglichkeit gegeben, diese Praxiseröffnung zu verhindern.

„Wir sind da als Gemeinde völlig außen vor. Von daher steht es uns auch nicht zu, über diese Praxiseröffnung zu informieren.“

Ulrike Drossel (Bürgermeisterin)

Allerdings war die Verwaltungsspitze durchaus von dem Ansiedlungsvorhaben informiert, wie die Bürgermeisterin einräumt. „Dr. Plattner hat bei uns aus nachbarschaftlicher Freundlichkeit seine Praxis angekündigt und das Projekt vorgestellt“, erklärt Ulrike Drossel. „Das wäre aber gar nicht erforderlich gewesen.“  Denn die Praxiseröffnung sei nicht zustimmungspflichtig. Auch eine Beteiligung oder das Einvernehmen wäre nicht erforderlich. „Wir sind da als Gemeinde völlig außen vor“, betont die Bürgermeisterin. „Von daher steht es uns auch nicht zu, über diese Praxiseröffnung zu informieren.“

Auch die genaue Adresse der Ambulanz will die Bürgermeisterin nicht nennen, lediglich verraten, dass die Ambulanz „im Norden der Gemeinde“ eröffnet wird. Bei dem Gespräch mit Dr. Plattner habe es sich „um ein vertrauliches Gespräch“ gehandelt. „Ich bin nicht berechtigt, diese Informationen weiterzugeben.“

Drogenambulanz


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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