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Bundesverdienstkreuz für Marie-Luise Wehlack: Einsatz für Völkerverständigung

Erhielt das Bundesverdienstkreuz: Nach der Ordensverleihung stellte sich Marie-Luise Wehlack (M.) zum Gruppenfoto mit Patricia Brock, Bürgermeisterin Ulrike Drossel, ihrem Mann Jochen sowie Landrat Michael Makiolla und Edward Nash (v.l.) (Foto: P-. Gräber - Emscherblog.de)
Erhielt das Bundesverdienstkreuz: Nach der Ordensverleihung stellte sich Marie-Luise Wehlack (M.) zum Gruppenfoto mit Patricia Brock, Bürgermeisterin Ulrike Drossel, ihrem Mann Jochen sowie Landrat Michael Makiolla und Edward Nash (v.l.) (Foto: P-. Gräber – Emscherblog.de)

„Häh, schon wieder ein Knöllchen“, dachte Marie-Luise Wehlack zunächst, als sie aus dem Urlaub kommend das amtliche Schreiben in ihrer Post fand. Doch als es öffnete und las, dass sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet werden soll, war sie „überwältigt und total überrascht“, gesteht Marie-Luise Wehlack. Beinahe vorwurfsfvoll fügt sie hinzu: „Das wurde wirklich top secret behandelt. Alle haben dicht gehalten.“ Spätestens seit heute (5. September) ist es jetzt ganz offiziell: Bundespräsident Frank Steinmeier zeichnet die Mitgründerin und langjährige Vorsitzende des Deutsch-Britischen Clubs mit dem Bundesverdienstkreuz aus.

Landrat Michael Makiolla zeichnet Marie-Luise Wehlack im Namen des Bundespräsidenten Frank Steinmeier mit dem Bundesverdienstkreuz aus. (Foto: P. Gräber - Emscherblog.de)
Landrat Michael Makiolla zeichnet Marie-Luise Wehlack im Namen des Bundespräsidenten Frank Steinmeier mit dem Bundesverdienstkreuz aus. (Foto: P. Gräber – Emscherblog.de)

Im Beisein ihrer Familie, alter Weggefährten wie Patricia Brock und Edward Nash, sowie Freunden und Bekannten überreichte Landrat Michael Makiolla heute stellvertretend für den Bundespräsidenten an Marie-Luise Wehlack die höchste zu vergebende Auszeichnung der Bundesrepublik in einer kleinen Feierstunde im Haus Opherdicke.

„Marie-Luise Wehlack“, so die offizielle Begründung für die Auszeichnung, „hat durch ihr jahrzehntelanges Engagement vor allem im Bereich der Völkerverständigung auszeichnungswürdige Verdienste erworben.“ In seiner Laudatio erinnerte der Landrat ebenso wie später Edward Nash in seiner Rede an die Anfänge in Holzwickede im Jahr 1970:

Amerikanische und britische Soldaten waren in der Emschergemeinde stationiert und die Atmosphäre zwischen der deutschen Zivilbevölkerung und den Soldaten und ihren Familien war alles andere als freundlich und von gegenseitigem Misstrauen geprägt. „Marie-Luise Wehlack, die schon immer eine anglophile Ader hatte, wollte nicht einfach zusehen, als die Animositäten sich zuzuspitzen drohten“, so Michael Makiolla. „Sie beschloss zu handeln und suchte sich Bündnispartner.“

„Es waren nicht die Soldaten, die unter der Einsamkeit litten, sondern ihre Frauen“, nennt Marie-Luise Wehlack den Grund, weshalb sie damals zunächst die ausländischen Mütter mit ihren Kindern zu wöchentlichen Treffen einlud und auch ein Konzert organisierte: Musik verbindet. Und es sollten noch viele weitere Aktivitäten folgen.

Es waren nicht die Soldaten, die unter der Einsamkeit litten, sondern ihre Frauen.“

Marie-Luise Wehlack, zur Gründung des deutsch-britischen Frauengesprächskreises Anfang der 70er Jahre

1981 gründete Marie-Luise Wehlack gemeinsam mit anderen den Deutsch-Amerikanisch-Britischen Club Holzwickede e.V., der sich nach Abzug der amerikanischen Truppen in Deutsch-Britischer Club (DBC) umbenannte. Dass Marie-Luise Wehlack damals ziemlich überraschend zur 1. Vorsitzenden des DBC gewählt wurde, hat sie Patricia Brock zu verdanken, die es sich ebenso wie der ehemalige britische Offizier Edward Nash nicht nehmen ließ, heute zur Feierstunde ihrer alten Freundin anzureisen. Patricia Brock meldete sich nämlich damals in der Wahlversammlung energisch zu Wort: „Ich kenne nur Marie-Luise Wehlack und werde auch nur sie wählen.“

Deutsch-Britischen Club und Jugendcamp organisiert

Mit Musik und Spielen erfolgten die ersten zaghaften Annäherungsversuche der deutsch-britischen Freundschaft in der Briten-Siedlung am Arnsberger Weg. Auch Anfang der 70er Jahre gab es schon Gummistiefel-Weitwurf, wie man sieht. (Foto: privat)
Mit Musik und Spielen erfolgten die ersten zaghaften Annäherungsversuche der deutsch-britischen Freundschaft in der Briten-Siedlung am Arnsberger Weg. Auch Anfang der 70er Jahre gab es schon Gummistiefel-Weitwurf, wie man sieht. (Foto: privat)

Seit dieser Zeit setzt sich Marie-Luise Wehlack in vielfältiger Weise für gemeinsame Aktivitäten und die Völkerverständigung ein. Mit großem Organisationstalent sorgte Marie-Luise Wehlack dafür, dass Frauengesprächs- und Fortbildungskreise entstanden, landeskundliche Vorträge gehalten, gemeinsame Ausstellungsbesuche, Dichterlesungen und Musikveranstaltungen durchgeführt wurden. Der DBC, den sie bis 2013 leitete, hat heute etwa 175 Mitglieder. Mit regelmäßigen Besuchen in Weymouth and Portland bereitete Marie-Luise Wehlack den Weg für eine Städtepartnerschaft, die übrigens auch schon als Ziel in die Vereinssatzung des DBC aufgenommen worden war.

1986 war es dann soweit und die Städtepartnerschaft zwischen Holzwickede und Weymouth and Portland wurde besiegelt.

Die Jugend lag Marie-Luise Wehlack stets besonders am Herzen. Was also lag näher, als ein Jugendcamp zu organisieren? Von 1987 bis 1995 leitete sie ehrenamtlich das von ihr selbst ins Leben gerufene „Internationale Jugendcamp“ mit deutschen, britischen und französischen Jugendlichen aus allen drei Partnerkommunen. Bis zum Jahr 2000 stand Marie-Luise Wehlack dem Organisationsteam noch weiter mit Rat und Tat zur Seite.

Das ist heute ganz sicher einer der schönsten Tage in meinem Leben.“

Marie-Luise Wehlack, nach der Ordensverleihung in Haus Opherdicke

Anfang der 90er Jahre verließen die britischen Truppen die Emschergemeinde. „Doch die Freundschaft ist geblieben“, wie es Edward Nash heute formulierte. Dass Deutschland wie eine zweite Heimat für ihn geworden sei, habe maßgeblich auch an Marie-Luise Wehlack gelegen, meint der ehemalige britische Offizier aus Holzwickede.

Auch nach dem Abzug der Briten aus Holzwickede kümmert sich Marie-Luise Wehlack weiter um regelmäßige gegenseitige Besuche. Seit mehr als zehn Jahren führt sie die Besucherdelegationen an, die sich im jährlichen Wechsel in Holzwickede oder Großbritannien treffen.

Neben diesen Aktivitäten ist Marie-Luise Wehlack seit ihrer Jugend in der Turngemeinde Holzwickede aktiv und engagiert. Von 1982 bis 2003 war sie Jugendwartin und Vorstandsmitglied des Vereins. 2001 initiierte sie den „FitClub“ der TGH mit, den sie bis heute leitet. Angeboten werden von ihr unter anderen Kurse in Reha- und Herzsport, Fitnessgymnastik und Beckenbodentraining – teils gegen ein geringes Entgelt.

Ein Bild aus den Anfängen: Treffen zum 10. Jahrestag der Partnerschaft von Holzwickede mit Weymouth and Portland, hier mit Jochen und Marie-Luise Wehlack und den beiden Bürgermeister Brian Ellis und Margret Mader (v.r.) (Foto: privat)

Zudem engagiert sich Marie-Luise Wehlack von 2009 bis 2014 als sachkundige Bürgerin für die FDP im Rat der Gemeinde.

In ihrer Rede dankte Marie-Luise Wehlack insbesondere ihrem Mann Jochen, ihren Kindern und der Familie, ohne deren Unterstützung die ganzen Jahre über ihr ehrenamtliches Engagement nicht möglich gewesen wäre. Schließlich dürfe man nicht vergessen, räumte die frischgebackene Ordensträgerin ein, dass auch sie persönlich sehr viel von ihrem ehrenamtlichen Engagement zurückbekommen habe: Sie habe war immer mit jungen Menschen zusammen sein können, was auch sie jung gehalten habe. „Und ich habe sehr viel erleben dürfen.“

Zweifellos gehört auch der heutige Tag der Ordensverleihung für Marie-Luise Wehlack dazu: „Das ist heute ganz sicher einer der schönsten Tage in meinem Leben.“

Bundesverdienstkreuz, Marie-Luise Wehlack


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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