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Liebe Freundinnen und Freunde des Emscherblogs

Peter Gräber. (Foto: Emscherblog.de)

heute möchte ich mich einmal in eigener Sache an Euch wenden, da es eine wichtige Änderung beim Emscherblog gibt. Des Öfteren bin ich schon gefragt worden, warum ich diesen Blog überhaupt anbiete. Als Anfang 2013 alle Redaktionen der Westfälische Rundschau geschlossen und ihre Verleger daraus eine Zombie-Zeitung machten, war das nicht nur für die große Leserschaft der WR eine Überraschung und herbe Enttäuschung, sondern noch viel mehr auch für uns Mitarbeiter.

Auch ich war tief getroffen und enttäuscht. Nicht etwa, weil es mich nach fast 30 Jahren journalistischer Arbeit für diese Zeitung wenige Monate vor einer möglichen Vorruhestandsregelung getroffen hatte, sondern weil ich meinen Traumberuf verloren hatte, der mich jeden Morgen mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht in die Redaktion nach Unna fahren und zumeist erst spät abends wieder nach Hause zurückkehren ließ.

Neben solchen eher privaten Befindlichkeiten gibt es aber bei jedem Zeitungs- oder besser Redaktionssterben immer auch einen negativen gesellschaftlichen Aspekt. Nun mögen manche vielleicht einwenden, dass journalistische Medien im Zeitalter des Internets und sozialer Medien völlig überflüssig sind. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall.

Kernkompetenz von Journalistinnen und Journalisten ist es, Informationen zu sammeln, zu gewichten, aufzubereiten und verständlich darzubieten. Durch das Internet, das uns scheinbar unendlich viele Informationen zur Verfügung stellt, und die sozialen Medien ist Journalismus deshalb sogar wichtiger denn je geworden. Das gilt besonders für den lokalen Bereich, der im Internet geradezu sträflich vernachlässigt wird.

Ich halte die Entwicklung, dass unabhängige Medien und ebensolcher Journalismus immer weniger wertgeschätzt werden, für fatal. Denn ohne Pressefreiheit und unabhängige Journalistinnen und Journalisten, davon bin ich fest überzeugt, wird unser demokratisches Gesellschaftssystem auf Dauer nicht funktionieren können.

Als ich vor zehn Jahren den Emscherblog ohne jedes kommerzielle Interesse startete, gingen mir solche Überlegungen durch den Kopf. Im Nachhinein ist mir allerdings auch klar geworden, dass ich das Projekt auch benötigt habe, um über den Verlust meiner Arbeit bei einer der größten deutschen Regionalzeitungen hinwegzukommen.

Anfangs waren es nur zwei oder drei kleine Beiträge täglich im Emscherblog gewesen, die auch nur wenige Leser fanden. Doch mit der Zeit änderte sich das und die Leserschaft des Emscherblogs wurde immer größer. Heute kann ich durchaus mit einigem Stolz sagen, dass der Emscherblog eine weitaus größere Reichweite und Leserschaft erreicht, als ich diese zu meiner Zeit als Redakteur bei der Westfälischen Rundschau je hatte. Fast 2.500 Follower allein bei Facebook und direkte Aufrufe der Startseite des Emscherblogs jeden Monat im hohen fünfstelligen Bereich sind für einen lokalen Nachrichtenblog in einer kaum mehr als 17.000 Einwohner zählenden kleinen Gemeinde wie Holzwickede nicht ganz so schlecht.  

Mit dieser Reichweite und Akzeptanz, auf die ich anfangs gar nicht zu hoffen wagte, sind allerdings auch der Aufwand größer und meine Arbeitszeit länger geworden, als sie zu meiner Zeit als WR-Redakteur gewesen sind. Dabei war und ist der Emscherblog noch immer ein Soloprojekt. Noch immer biete ich darin alle Inhalte völlig kostenlos und auch werbefrei an. Statt finanzieller Einnahmen haben mich die vielen dankbaren und positiven Rückmeldungen der Menschen in Holzwickede motiviert, denen meine Arbeit gefällt. Aber auch die Kritik derjenigen, denen meine Arbeit nicht gefällt, spornt mich an.

Umso schwerer fällt es mir heute, Euch allen mitzuteilen, dass sich diese Zeit unwiderruflich dem Ende zuneigt und es so nicht mehr weitergehen kann. Zum Ende des Monats stelle ich den Emscherblog ein und werde darin keine neuen Beiträge mehr veröffentlichen.

Ich weiß schon jetzt, dass mir die Arbeit an meinem Herzblut-Projekt sehr fehlen wird. Doch es haben sich in meinem privaten Umfeld einige Dinge ereignet, die mir bewusst gemacht haben, dass mich meine Familie noch dringender braucht als mein Blog und seine Leserinnen und Leser.

Meine Frau, die mich nun schon seit fast 40 Jahren mit großer Geduld, Toleranz und viel Verständnis unterstützt und so nicht zuletzt auch den Emscherblog ermöglichte, braucht nun selbst meine Unterstützung.

In den vergangenen Wochen und Monaten habe ich deshalb lange überlegt, wie ich meinen Arbeitsaufwand für den tagesaktuellen Emscherblog reduzieren und das Ergebnis trotzdem noch meinen eigenen Ansprüchen genügen kann. Eine für mich akzeptable Lösung oder gar Nachfolgeregelung habe ich nicht gefunden. Deshalb habe ich mich schweren Herzens entschieden, den Emscherblog zum 1. Dezember einzustellen und hoffe auf Euer Verständnis.

Für alle, die das wie ich bedauern, vielleicht ein kleiner Trost: Der Emscherblog wird von mir nicht ganz abgeschaltet und vorläufig auch noch weiterhin unter der bekannten Adresse im Internet zu finden sein: als lückenloses Nachschlagewerk und Archiv für die tagesaktuellen Ereignisse der vergangenen knapp zehn Jahre in der Gemeinde Holzwickede.

verabschiedung


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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