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Beim 15. Kreisel-Talk des Hengser Ortsvorstehers Volker Schütte (li.) war die heimische Landwirtschaft der Themenschwerpunkt. Die Landwirte Wilhelm Eickel und Maik Middelschulte standen den Gästen Rede und Antwort. (Foto: privat)

„Schüttes Kreisel-Talk“ in Sachen Landwirtschaft: Zwölf Cent für ein Kilogramm Möhren sind einfach zu wenig

Beim 15. Kreisel-Talk des Hengser Ortsvorstehers Volker Schütte (li.) war die heimische Landwirtschaft der Themenschwerpunkt. Die Landwirte Wilhelm Eickel und Maik Middelschulte standen den Gästen Rede und Antwort. (Foto: privat)
Beim 15. Kreisel-Talk des Hengser Ortsvorstehers Volker Schütte (li.) war die heimische Landwirtschaft der Themenschwerpunkt. Als Experten nahmen die Landwirte Wilhelm Eickel und Maik Middelschulte an der Talkrunde teil. (Foto: privat)

Themenschwerpunkt bei der 15. Auflage von „Schüttes-Kreisel-Talk“ war die heimische Landwirtschaft. Zu diesem interessanten Thema konnte Hengsens Ortsvorsteher am vergangenen Sonntag (5.11.) gleich zwei Experten mit großem Sachverstand an seinem Stehtisch begrüßen: Den Vorsitzenden des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Holzwickede, Wilhelm Eickel sowie Ortslandwirt Maik Middelschulte, der mit seinem imposanten Traktor auf den Haarstrang gekommen war.

Bei einem kurzen „Warm up“ erfuhren Schüttes Gäste, dass es Anfang der 70er-Jahre noch 34 Bauernhöfe in Holzwickede gegeben hat, allein zwölf davon in Hengsen.

Immer weniger Höfe in der Gemeinde

Wie viele landwirtschaftliche Betriebe gibt es 50 Jahre später? „Insgesamt nur noch sieben – fünf in Hengsen und Opherdicke sowie zwei in Holzwickede“, so der Ortslandwirt.

Maik Middelschulte und Wilhelm Eickel beschrieben den Zuhörern sehr anschaulich, dass man als Landwirt von Jahr zu Jahr weniger auf dem Trecker, sondern dafür immer länger am heimischen Schreibtisch sitzt: „Die Bürokratie mit ihren unzähligen Vorschriften, Erlassen und Verordnungen nimmt nicht ab, sondern immer weiter zu.“

„Die Bürokratie mit ihren unzähligen Vorschriften, Erlassen und Verordnungen nimmt nicht ab, sondern immer weiter zu.“

— Maik Middelschulte (Ortslandwirt)

Als die erzielten Erträge, zum Beispiel für Möhren und Kartoffeln, angesprochen wurden, erinnerte sich eine Besucherin an ihren morgendlichen Blick in den Prospekt eines großen Discounters, begann zu rechnen und kam ins Grübeln: Für ein Kilo Möhren erhält der Landwirt nach eigener Auskunft vom Großhändler aktuell zwölf Cent – mit der Einschränkung, dass ca. 30 Prozent der verkauften Ernte überhaupt nicht vergütet werden. Diese Möhren – weil zu kurz oder zu krumm –  fallen bei der Abrechnung einfach durchs Raster. Im Supermarkt kostet das Kilo Speisemöhren aus deutscher Erzeugung laut Prospekt übrigens 1,29 Euro – wohlgemerkt im Sonderangebot.

Als die Hengserin nachfragte, ob man diese große Preisdifferenz verstehen muss, zuckte Landwirt Middelschulte sichtbar mit den Schultern und ergänzte: „Bei den Kartoffeln ist das ähnlich, für 100 Kilogramm bekomme ich aktuell 25 Euro, im Supermarkt zahlen sie 1,89 Euro – für einen 1,5 kg-Beutel!“

Wo wir gerade bei den Preisen sind: Für eine Tonne Weizen bekommen unsere Landwirte den Tagespreis von 187 Euro und damit 43 Prozent weniger als im Vorjahr.

Helfen würde es der heimischen Landwirtschaft, da waren sich Schütte und seine Gäste am Ende wohl einig, wenn die Behörden auf Europa-, Bundes- und Landesebene dort endlich mit der versprochenen Entbürokratisierung beginnen würden.

Der Ackerboden in Holzwickede ist nach Ansicht der beiden Landwirten viel zu gut, um darauf Photovoltaikanlagen aufzustellen. (Foto: privat)
Der Ackerboden in Holzwickede ist nach Ansicht der beiden Landwirten viel zu gut, um darauf Photovoltaikanlagen aufzustellen. (Foto: privat)

Ackerboden in Holzwickede zu wertvoll für Photovoltaik

Worüber wurde an dem regnerischen Sonntag noch gesprochen? Die Fleischerzeugung auf den örtlichen Höfen geht immer weiter zurück, die gute Bodenqualität der Holzwickeder Felder ist einfach zu wertvoll, um dort Photovoltaikanlagen zu errichten. Auf den Klimawandel muss sich natürlich auch die örtliche Landwirtschaft einstellen und die starke Zunahme von Krähen macht eine kostenintensive Nachsaat erforderlich.

Zurück zum Kreisel-Talk: Bei der Frage nach einem Hofladen auf dem Haarstrang, war bei den Landwirten ein Stirnrunzeln zu erkennen: „Aufgrund der vielen Vorgaben sowie der Personalnot dürfte das zurzeit einfach nicht zu stemmen sein“, so Wilhelm Eickel. 

Beliebte Feldfahrt wird es auch 2024 wieder geben

Auf die beliebte „Feldfahrt“ angesprochen, konnte Wilhelm Eickel etwas sehr Erfreuliches berichten: „Auch im Jahr 2024 wird der Landwirtschaftliche Ortsverein diese Traditionsveranstaltung wieder anbieten und vermutlich am 28. Juni (Freitag) mit Groß und Klein durch unsere Felder fahren.“

Kreisel-Talk, Landwirtschaft


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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