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Warum es Ulrike Drossel als Bürgermeisterin sehr schwer haben wird

Wahl (6)
Die neue Bürgermeisterin, Ulrike Drossel, und ihr Mann Detlef feiern ihren Wahlsieg. (Foto: Peter Gräber)

Am Tag nach der Bürgermeisterwahl herrscht Katerstimmung bei denen, die sich als Verlierer fühlen und die mutmaßlichen Gewinner der Wahl können es noch immer nicht richtig glauben: Ulrike Drossel wird die nächste Bürgermeisterin von Holzwickede.

Über die Gründe zu spekulieren, warum sie und nicht, wie von fast allen erwartet, der Spitzenkandidat der SPD die Wahl gewonnen hat,  ist müßig: Lag es an Michael Klimziaks hanseatisch kühl-sachlichem Auftreten, das ihm von vielen als arrogant und wenig empathisch ausgelegt wurde? Lag es an den Protestwählern, die der mutmaßlichen roten Phalanx unbedingt eins auswischen wollten? Lag es am Frauen-Bonus? Oder daran, dass der Noch-Bürgermeister Jenz Rother trotz aller Warnungen eine gemeinsame Bürgermeister- und Kommunalwahl im vergangenen Jahr durch sein Beharren auf eine volle Amtszeit verhindert hat?

Man muss kein Prophet sein, um zu konstatieren, dass viele, die sich von der Wahl Drossels eine Wende in der Politik und Verwaltung der Gemeinde versprechen, enttäuscht sein werden.“

Wir wissen es nicht und werden es wohl auch nie erfahren. Was sich nüchtern betrachtet am Tag nach der Wahl allerdings feststellen lässt, ist, dass es Ulrike Drossel in den nächsten fünf Jahren als Bürgermeisterin ausgesprochen schwer haben wird. Man muss kein Prophet sein, um zu konstatieren, dass viele, die sich von der Wahl Drossels eine Wende in der Politik und Verwaltung der Gemeinde versprechen, enttäuscht sein werden. Wobei diese Einschätzung gar nicht einmal in der Person Ulrike Drossels begründet liegt.

Man könnte es auch so formulieren: Als Bürgermeisterin wird Ulrike Drossel angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Rat politisch gerade so viel bewegen können, wie es die drei kleineren Parteien, die sie unterstützt haben, zusammen nach der Kommunalwahl auch schon getan haben: wenig bis nichts.

Ob Ulrike Drossel es allein aufgrund ihrer Persönlichkeit schafft, politische Gräben zu überwinden, andere als ihre Parteigänger im Rat für sich ein- und mitzunehmen oder gar neue Mehrheiten zu schmieden, darf bezweifelt werden. Es wäre ihr im Interesse der Gemeinde ganz sicher zu wünschen, dass sie es schafft. Doch es muss an dieser Stelle auch daran erinnert werden: Die CDU wird ihre guten Gründe gehabt haben, warum sie Ulrike Drossel als Bürgermeisterkandidatin ihre Unterstützung verweigert hat. Und selbst bei den Grünen waren längst nicht alle für sie als Kandidatin.

Politik braucht Netzwerke und „Strippenzieher“

Wie schwierig das politische Geschäft für die Bürgermeisterin Ulrike Drossel sein wird, zeigt ein einfaches Beispiel, das sie selbst immer wieder im Wahlkampf genannt hat: So ist es ja durchaus richtig, dass die Solaranlage auf dem Schulzentrum auf einen Antrag von ihr zurückgeht. Richtig ist aber auch, dass zwischen ihrer Initiative und der endgültigen Realisierung einer  Solaranlage ein paar Jahre ins Land gegangen sind. Und auch dann wurde die Solaranlage nicht so umgesetzt, wie sie von ihr zunächst beabsichtigt war.

Politik ist nun einmal die Kunst der Kompromisse. Und sie erfordert Netzwerke und politisches Strippenziehen. Genau daran mangelt es Ulrike Drossel und ihrer Fraktion, dem Unabhängigen Bürgerblock. Gleich hinter dem Ortsausgangsschild von Holzwickede kennt sie niemand mehr. Und selbst im Kreis Unna sind Ulrike Drossel und ihr Bürgerblock nahezu ohne Anbindung und ohne Lobby. Welcher Nachteil das ist, wird sich spätestens dann zeigen, wenn es um die Förderung des nächsten Projektes in der Gemeinde Holzwickede mit öffentlichen Mittel geht und eine Holzwickeder Bürgermeisterin politische Lobbyarbeit in Arnsberg und Düsseldorf betreiben muss.

Das mag man bedauern und es muss im Einzelfall auch kein unüberwindbares Hindernis sein, ein politisches Ziel umzusetzen. Erleichtern wird es die Arbeit der neuen Bürgermeisterin von Holzwickede mit Sicherheit nicht.

Allerdings hat sich Ulrike Drossel in ihrem Wahlkampf auch kaum zu politische Zielen und Visionen geäußert. Ob sie das aus Unbedarftheit getan hat, wie ihr ihre Gegner unterstellt haben, oder mit Bedacht, weil sie genau weiß, welche dicken Bretter sie als Bürgermeisterin zu bohren hat, wird sich schon bald zeigen.“

Allerdings hat sich Ulrike Drossel in ihrem Wahlkampf auch kaum zu politische Zielen und Visionen geäußert. Ob sie das aus Unbedarftheit getan hat, wie ihr ihre Gegner unterstellt haben, oder mit Bedacht, weil sie genau weiß, welche dicken Bretter sie als Bürgermeisterin zu bohren hat, wird sich schon bald zeigen.

Als ihr wichtigstes Ziel hat Ulrike Drossel dagegen immer wieder im Wahlkampf genannt, dass „rote Rathaus“ service- und bürgerfreundlicher zu machen und „frischen Wind“  in die Verwaltung zu bringen – und damit ganz offensichtlich einen Nerv bei den Wählern getroffenen.

Verwaltung wird noch einflussreicher werden

Gerade dabei kann man der neuen Verwaltungschefin nur eine glückliche Hand und viel Glück wünschen. Denn in der Gemeindeverwaltung gibt es tatsächlich einiges an Verbesserungspotenzial. Die Frage ist nur: Wie kann Ulrike Drossel, die völlig unerfahren ist, was öffentliche Verwaltungen angeht, Veränderungen im Rathaus bewirken?  Sicher, auch der ehemalige Pastor Jenz Rother hatte keine Verwaltungserfahrung als er ins Amt gewählt wurde, mag man jetzt einwenden. Doch genau das wird Rother ja von seinen Kritikern vorgehalten: dass er für Vieles, was im Rathaus schief läuft und was auch vom Bürgerblock zurecht kritisiert wird, die Verantwortung trägt und einen personalpolitischen Scherbenhaufen hinterlässt.

Auch Ulrike Drossel unterliegt personalpolitischen und arbeitsrechtlichen Sachzwängen und kann – selbst wenn sie es wollte – altgedientes Personal nicht einfach wie Schachfiguren verschieben oder austauschen. Und selbst wenn es dann doch mal möglich werden sollte eine Neueinstellung vorzunehmen, hat jede Kommune in der Größenordnung Holzwickedes das gleiche Problem: Im Vergleich mit größeren Kommunen kann Holzwickede sein Personal nur sehr bescheiden entlohnen, was ein objektiver Nachteil im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter ist.

Gerade deshalb hat Ulrike Drossel jetzt eine faire Chance verdient, zu beweisen, dass sie als erst hauptamtliche Bürgermeisterin Holzwickedes dieser Gemeinde positive Impulse geben und sie weiterentwickeln kann – auch ohne ein Parteibuch der beiden größten Fraktionen im Rat in der Tasche zu haben“

Um innerhalb des sehr eng gesteckten Handlungsspielraumes in einer Verwaltung wirklich noch etwas bewegen zu können, ist Verwaltungserfahrung und versierte Verwaltungskenntnis nötig, mindestens aber große Kooperationsbereitschaft auf beiden Seiten. Dass alles dies bei Ulrike Drossel nicht vorhanden ist, darf man ihr nicht vorwerfen. Der Gesetzgeber hat es so vorgesehen. Nur: Mit Ausnahme der Großstädte im Revier gibt es zahlreiche Beispiel dafür, was nach Abschaffung der Doppelspitze passiert, wenn Bürgermeister ohne Verwaltungserfahrung als hauptamtliche Chefs an die Verwaltungsspitze rücken: Die Verwaltung gewinnt noch mehr Übergewicht gegenüber der Politik.

Für Holzwickede bedeutet das salopp ausgedrückt: Dem 1. Beigeordneten Uwe Detlefsen dürfte es egal sein, wer unter ihm Bürgermeisterin geworden ist. Sein Einfluss wird eher noch größer in Zukunft. Dass genau dies bei einem Bürgermeister, der Michael Klimziak geheißen hätte, nicht anders gewesen wäre, macht die Sache nicht besser.

Gerade deshalb hat Ulrike Drossel jetzt eine faire Chance verdient, zu beweisen, dass sie als erste hauptamtliche Bürgermeisterin Holzwickedes dieser Gemeinde positive Impulse geben und sie weiterentwickeln kann – auch ohne ein Parteibuch der beiden größten Fraktionen im Rat in der Tasche zu haben. Zu wünschen wäre es ihr und allen Holzwickedern allemal. Skepsis ist allerdings angebracht. Damit die Enttäuschung nicht zu groß wird, wenn es anders kommt.


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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