Junge Familien fordern bedarfsgerechten Ausbau des Familienbüros in Holzwickede
„Was für eine Gemeinde möchte Holzwickede für junge Familien, Säuglinge, Kinder und Eltern sein?“ Mit dieser Frage an die Verwaltungsspitze und Kommunalpolitik beginnt ein Schreiben, das 26 junge Familien aus Holzwickede unterzeichnet haben und das von Stephanie Elsing im Ausschuss für Jugend, Familie, Senioren und Soziales vergangene Woche verlesen wurde. Darin fordern die Unterzeichner eine bedarfsgerechte personelle Aufstockung des Familienbüros in Holzwickede.
In dem Schreiben betonen die Eltern zunächst, welche „außerordentlich wertvolle Anlaufstelle“ vor zwei Jahren mit dem Familienbüro für die vielfältigen Anliegen junger Familien in Holzwickede wurde. Die seitdem geschaffenen Strukturen seien für die Gemeinde und die hier lebenden Familien sehr wichtig.
Eingerichtet wurde das Familienbüro seinerzeit vor Ort, um die gesetzlich vorgeschriebenen Neugeborenenbesuche durchzuführen: Katja Kortmann besuchte die Eltern bzw. Erziehungsberechtigten nach der Geburt ihrer Kinder.
Schreiben der Eltern im Fachausschuss verlesen
„Aufgrund der geltenden Corna-Schutzmaßnahmen konnten diese Neugeborenenenbesuche während der Pandemie nicht mehr durchgeführt werden“, erläutert Stephanie Elsing, eine der Unterzeichnerinnen des Schreibens. Stattdessen wurden bedarfsorientierte Angebote von Katja Kortmann im Familienbüro angeboten, wie
- eine wöchentliche öffentliche Sprechstunde zur Beratung, Unterstützung und Information
- ein wöchentliches Elterncafé zum Austausch über Herausforderungen des neuen Eltern-Seins
- monatliche Mütter- und Vätertreffen zum Austausch über Familienlebens- und Erzieherungsfragen
- Vernetzung mit anderen Angeboten: Hebammensprechstunde, Stillberatung, Kurberatung u.a.
- Organisation von Veranstaltungen (Erste-Hilfe-Kurse, familienpädagogische Vorträge)
Das Problem: Seitdem die Neugeborenenbesuche wieder von Katja Kortmann durchgeführt werden können, ist für die bedarfsorientierten Angebote keine Zeit mehr vorhanden. „Angebote wie das Elterncafé gibt es nicht mehr“, bedauert Stephanie Elsing. „Ich persönlich konnte das Elterncafé noch besuchen und habe das immer sehr geschätzt. Diese bedarfsorientierten Angebote haben wirklich für junge Familien in Holzwickede eine große Bedeutung.“
Zahlreiche Mütter und Väter finden in den Räumen und Angeboten des Familienbüros die nötige Beratung, Unterstützung und den so wichtigen Austausch mit „Gleichgesinnten“, um ihren Familien und Kindern das geben zu können, was sie brauchen, heißt es in dem Schreiben weiter. In einer geschützten und vertrauensvollen Atmosphäre wird Eltern zu einem sehr frühen Zeitpunkt die Gelegenheit gegeben, Herausforderungen des Alltags anzusprechen und professionelle Unterstützung zu erhalten – und das ist wichtig für Familien aller gesellschaftlichen Schichten.
Aus diesem Grund fordern die Unterzeichner „dass die zuständigen Entscheidungsträger die Stelle des Familienbüros um die nötigen Stunden erweitern, um diese Arbeit auch in Zukunft in der qualitativ und professionell notwendigen Weise durchführen zu können“.
Kreis Unna berät im Mai über das Thema
Der Fachausschuss vorige Woche nahm das Schreiben der Eltern zur Kenntnis. „Wir wissen, dass im Familienbüro sehr gute Arbeit geleistet wird“, so die Ausschussvorsitzende Stefanie Meier. Zuständig für das Familienbüro sei allerdings der Kreis Unna.
Dort hat man die Problematik offenbar bereits erkannt, wie der Emscherblog auf Nachfrage erfuhr. Vor dem Hintergrund der steigenden Kosten im Bereich Jugendhillfe, die über die differenzierte Kreisumlage auf die Kommunen Holzwickede, Fröndenberg und Bönen umgelegt werden, hatte die Kreisverwaltung ein Orga-Gutachten anfertigen lassen. „Als ein Ergebnis dieses Gutachtens wird eine Intensivierung der frühen Hilfen und Angebote für Familien empfohlen“, so Kreis-Sprecher Max Rolke. „Im nächsten Jugendhilfeausschuss wird dieses Thema auf der Tagesordnung stehen und beraten.“ Die Sitzung findet am Montag, 8. Mai, im Kreishaus statt und ist öffentlich.