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Diskussion bei der Frauenhilfe: Spitzenkandidaten stellen sich Bürgerfragen

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Auf Einladung der Frauenhilfe diskutierten am Freitagabend die Spitzenkandidaten Ulrike Drossel (l.) und Michael Klimziak (r.) im evangelischen Gemeindehaus. Moderiert wurde die Veranstaltung von Ulla Voswinkel (M.) (Foto: Peter Gräber)

Zur ersten öffentlichen Podiumsdiskussion mit Ulrike Drossel (Bürgerblock) und Michael Klimziak (SPD), den beiden Spitzenkandidaten für das Bürgermeisteramt, hatte die Frauenhilfe am Freitagabend (21.8.) in das evangelische Gemeindehaus eingeladen. Etwa 80 bis 100 interessierte Gäste waren dazu erschienen. Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende der Frauenhilfe, Annemarie Hübbe, moderierte Ulla Voswinkel die Runde. Zunächst stellten sich beide Kandidaten vor und legten ihre politischen Schwerpunkte dar.

Michael Klimziak bezeichnete den demografischen Wandel als eine der wichtigsten Herausforderungen der Gemeinde für die Zukunft. Durch die Ausweisung neuer Baugebiete wie zum Beispiel im Bereich der Emscherkaserne könne die Bevölkerungszahl konstant und ein Verlust an Infrastruktur verhindert werden. Dass dies funktioniert, habe die jüngste Vergangenheit gezeigt. Eine weitere Möglichkeit, an der er als Bürgermeister arbeiten wolle, sei es, möglichst viele der über 9.000 täglichen Einpendler zu überzeugen, dass es sich in Holzwickede nicht nur lohnt zu arbeiten, sondern auch hier zu wohnen und zu leben.

„Wir müssen auch nach kleineren Lösungen suchen. Deshalb haben wir ein  Verkehrsentwicklungskonzept in Auftrag gegeben, das uns hoffentlich diese kleineren Lösungen aufzeigt.“

Michael Klimziak (SPD)

„Allerdings ist auch ein solides Finanzkonzept für die Kommune nötig“, so Michael Klimziak. Zwar habe die Gemeinde Holzwickede in jüngster Zeit auch ihren Bürgern „in die Tasche packen müssen“, so Klimziak. Doch inzwischen sei Holzwickede als einzige Kommune im ganzen Kreis wieder aus der Haushaltssicherung heraus. „Mit fast 13 Mio.  Euro Gewerbesteuereinnahmen sind wir ganz gut dabei“, so Klimziak weiter. Darum sei natürlich auch die Pflege der heimischen Wirtschaft sehr wichtig für ihn. Als letztes sprach der SPD-Kandidat die Verkehrsentwicklung als wichtiges Thema an, bevor seine Redezeit ablief: Die Nord-und Hauptstraße seien sehr stark belastet, weshalb man schon 30 Jahren mit der Ortsumgehung eine große Lösung auf den Weg gebracht habe. Wann diese Lösung kommt oder ob sie überhaupt noch kommt, könne zurzeit niemand verlässlich sagen. „Wir müssen auch nach kleineren Lösungen suchen“, erklärt Klimziak. „Deshalb haben wir ein  Verkehrsentwicklungskonzept in Auftrag gegeben, das uns hoffentlich diese kleineren Lösungen aufzeigt.“

Beide Kandidaten legen wichtigste Ziele dar

Ulrike Drossel nannte als ihre vornehmlichen politischen Ziele, die Gemeindeverwaltung als zukunftsorientiertes Dienstleistungsunternehmen auszurichten, das beim Bürgerservice  privatwirtschaftlichen Ansprüchen genüge sowie die Gemeinde Holzwickede insgesamt besser und erlebbarer zu gestalten. „Es gibt hier so viele dicke Pfunde, denen viel zu wenig Bedeutung beigemessen wird“, glaubt Ulrike Drossel. „Die will ich mit neuen Ideen nach vorne bringen als Bürgermeisterin.“  Als Beispiele nannte die BBL-Kandidatin ein Emscher Hostel, einen Fahrdienst für Senioren, öffentliches Internet  und Apps für Holzwickeder, mit denen man sich zum Beispiel informierten kann, was sich in Haus Opherdicke oder der Heimatstube tut.  Schließlich sehe Sie ihre „Chance, einen Nadelstich ins rote Rathaus zu setzen“.

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Aus dem Publikum wurden zahlreiche Fragen an die Bürgermeisterkandidaten gestellt. (Foto: Peter Gräber)

Anschließend konnten die Zuhörer Fragen an die beiden Kandidaten stellen. Auf die Frage nach ihrer Qualifikation in der Personalführung verwies Ulrike Drossel auf ihre Arbeit als selbstständige Unternehmerin hin. Die gemeinsam mit  ihrem Mann betriebene Medienagentur sei seit vielen Jahren Ausbildungsbetrieb. Außerdem arbeite sie mit vielen Mitarbeitern und Kunden zusammen, wobei der Unterschied i einer Hinsicht gar nicht so groß sei: Sie führe „Gespräche auf Augenhöhe, offen und ehrlich“. Was ihre Einstellung zur Gemeindeverwaltung angehe, so Ulrike Drossel, sei wichtig zu unterscheiden: „Als Fraktionsvorsitzende muss ich natürlich kritisch fragen und der Verwaltungsspitze den Stachel zeigen. Als Bürgermeisterin würde ich mich schützend vor die Verwaltung stellen und hinter den Kulissen kritisieren.“

Als Fraktionsvorsitzende muss ich natürlich kritisch fragen und der Verwaltungsspitze den Stachel zeigen. Als Bürgermeisterin würde ich mich schützend vor die Verwaltung stellen und hinter den Kulissen kritisieren.“

Ulrike Drossel (Bürgerblock)

Zur Verkehrspolitik kamen noch eine ganze Reihe von Fragen. Michael Klimziak erklärte auf Nachfrage, dass er als Bürgermeister selbstverständlich „auf eine zeitnahe Umsetzung der Vorschläge aus dem Verkehrsentwicklungskonzept“ hinarbeiten werde – auch wenn das letzte Wort natürlich beim Rat liege.

Ulrike Drossel bestätigte einer Fragerin aus dem Norden der Gemeinde, dass auch sie eine Verkehrsentlastung auf der Nord- und Hauptstraße für zwingend erforderlich hält. Alle von der Gemeinde zuletzt beschlossenen Maßnahmen wie Tempo 30 oder ein Abbiegeverbot für schwere Lkw seien vom Kreis bzw. Land NRW abgelehnt oder wieder zurückgenommen worden. Jetzt hoffe Sie auf das Verkehrskonzept, das vielleicht neue Möglichkeiten zur Entlastung aufzeigen kann.

Fragen zum Thema Verkehr, Schule, Flüchtlinge

Schließlich kam auch die Frage nach dem Erhalt der Grundschulen: Michael Klimziak räumte ein, dass seine SPD-Fraktion sich noch im vergangenen Jahr für die Zusammenlegung von Schulstandorten ausgesprochen hatte. „Das war allerdings auf der Zahlenbasis von rund 100 Kindern.“  Inzwischen seien diese Zahlen mit aktuell über 130 Kindern überholt – und „kein Mensch denkt mehr an eine Zusammenlegung der Grundschulen“, versichert Michael Klimziak. Diese Entwicklung zeige aber auch, dass Neubaugebiete wie die Caroline oder auch die Emscherkaserne ein Mittel der Schulsicherung sein können. Für alle Zukunft könne aber trotzdem niemand alle vier Schulstandorte garantieren. Wenn nur noch 15 Kinder eingeschult würden oder eine Grundschule insgesamt nur noch 92 Kinder hätte, sei eine Schule in akuter Gefahr.  Darum müsse die konkrete Situation in Holzwickede „von Jahr zu Jahr neu bewertet werden.

Ich bin von Anfang an gegen die Schließung von zwei Grundschulen und die Gründung einer neuen Grundschule gewesen.“

Ulrike Drossel (Bürgerblock)

Ulrike Drossel erklärte dagegen „von Anfang an gegen die Schließung von zwei Schulen und die Gründung einer neuen Grundschule gewesen“ zu sein. Zumindest bis 2018 seien die vier Grundschulen nun sicher.

Rand-, Hinterland- und Lückenbebauung angemahnt

Eine weitere Frage zielte auf das Baugebiet westliche Hauptstraße ab, das in den 90er Jahren zurückgestellt wurde, bis die Verkehrserschließung durch die Ostumgehung realisiert sei. Nun soll aber die Emscherkaserne bebaut werden, ohne dass die Ostumgehung schon realisiert worden ist. Ulrike Drossel, die eine erklärte Gegnerin der Bebauung der Kaserne ist, sah sich durch die Frage bestätigt und setzte noch eins drauf:  In einer Studienarbeit des Raumplaners Jan Fischer habe dieser aufgezeigt, dass ein neues Baugebiet keine Probleme in Holzwickede löse. Nötig seien vielmehr altengerechte Sanierungen im Bestand, Hinterland- und Lückenbebauung. Um das zu erreichen schwebe ihr die Gründung eines Netzwerkes von Architekten und Handwerkern vor.

„Bezahlen muss das am Ende der Hauseigentümer“, erinnerte Michael Klimziak und fragte nach: „Die Frage ist: Wollen die das auch?“  Er selbst habe überhaupt nichts gegen Rand-, Hinterland- oder Lückenbebauung. „Das kann natürlich jeder machen wie er will“ und wie es rechtlich zulässig sei, so Klimziak.

„Wir wollen aber unter allen Umständen verhindern, dass Flüchtlingen in Turnhallen untergebracht werden müssen“

Michael Klimziak (SPD)

Schließlich kam auch die Frage zur Flüchtlingssituation: Hier betonten beiden Kandidaten, wie froh sie über das ehrenamtliche Engagement in der Gemeinde und die Willkommenskultur in Holzwickede seien und diese fördern wollen. Die Flüchtlingsproblematik sei eine der größten Herausforderungen überhaupt. Leider könne heute niemand sagen, wie viele Flüchtlinge und woher diese noch kommen.  Die Kommunen seien hier das letzte Glied einer Kette. „Wir stehen vor einem Buch mit sieben Siegeln“, so Klimziak. Wo man die Flüchtlinge künftig unterbringen muss, könne man darum nicht sagen. „Wir wollen aber unter allen Umständen verhindern, dass Flüchtlingen in Turnhallen untergebracht werden müssen“, versprach Michael Klimziak. Denn wenn erst die Kinder der Gemeinde kein Sport mehr machen können, weil die Hallen belegt sind, könnte die positive Stimmung auch ins Gegenteil umschlagen.

Nach rund zwei Stunden Diskussion endete die Veranstaltung mit einem Appell von Ulla Voswinkel, unbedingt zur Bürgermeisterwahl am 13. Oktober September zu gehen.

Eine weitere Podiumsdiskussion mit den beiden Spitzenkandidaten findet auf Einladung des Ortsjugendringes am Dienstag, 1. September, 19 Uhr, im Forum des Schulzentrums statt.

Frauenhilfe


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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