Bedarf wächst weiter: Stiftung Kinderglück verteilt rund 3.500 Schulranzen-Sets an bedürftige Erstklässler
Die Stiftung Kinderglück realisiert trotz vieler Hindernisse das Schulranzenprojekt 2022. Allein gestern (2. Juni) verteilten die Ehrenamtlichen in der Kinderglück-Halle an der Gottlieb-Daimer-Straße 33 rund 3.500 hochwertige Tornistersets an insgesamt 193 Antragsstellerinnen und Antragsteller aus sozialen und kommunalen Einrichtungen. Das Projekt richtet sich an Erstklässlerinnen und Erstklässler, die an ihrem ersten Schultag nicht mit einem schönen Schulranzen, sondern mit einer Plastiktüte oder einem Stoffbeutel vor dem Schulportal stünden.
„Seit Beginn der Corona-Krise vor zwei Jahren haben die Abholung etwas anders organisiert“, erläutert Kinderglück-Gründer Bernd Krispin. „Die Abholer kommen jetzt im Halbstunden-Rhythmus, was die ganze Aktion sehr viel entspannter macht.“ Doch es gibt auch noch einen anderen Grund, die Abholung zu entzerren: Die noch relativ neue Kinderglück-Halle im Holzwickeder Eco Port wird schon zu klein für die Aktion. Die Vorkommissionierung der rund 3.500 Ranzensets im Wert von fast 800.000 Euro kann aus Platzgründen nur über mehrere Tage verteilt erfolgen. Erst wenn wieder eine große Charge Ranzen abgeholt worden ist, kann die Vorkommissionierung der nächsten Ranzen erfolgen. „Darum werden auch noch in den nächsten zwei bis drei Tagen hier Schulranzen abgeholt“, sagt Bernd Krispin.
Auch 150 bis 200 Tornister für ukrainische Kinder
Immerhin rund 1.000 Schulranzen mehr sind dieses Jahr notwendig gewesen, um alle bedürftigen Kinder zu versorgen. Der zusätzliche Bedarf geht dabei keineswegs auf die Kinder der Geflüchteten aus der Ukraine oder anderen Ländern zurück. „Flüchtlingskinder sind schon immer von uns mit versorgt worden“, bestätigt Krispin. Die rund 3.500 Tornistersets gingen fast ausschließlich an die bedürftigen Kinder, die nicht aus Flüchtlingsfamilien kommen. „Für die eingeschulten ukrainischen Kinder haben wir schon vor sechs Wochen die ersten Anfragen bekommen und verteilt. Bisher haben wir so 150 bis 200 Tornister an die ukrainischen Kinder verteilt — zusätzlich zu den 3.500 Stück. Das geht aber wahrscheinlich auch noch das ganze Jahr weiter so. Denn wir wissen ja nicht, wie viele Kinder noch zu uns kommen werden und Tornister benötigen.“
Den so rasant wachsenden Bedarf von Jahr zu Jahr erklärt Bernd Krispin so: „Die Kinderarmut wächst immer weiter und mit ihr steigt auch der Bedarf ständig. Außerdem ist unser Einzugsgebiet immer größer geworden und erstreckt sich inzwischen auch auf den Kreis Unna.“ Das Netzwerk der Antragsteller wächst rasend schnell: „Die eine Kindergärtnerin oder Grundschullehrerin sagt es der anderen, auch die Jugendhilfeträger reagieren schnell — das kommt dann alles bei uns an“, meint Krispin. „Außerdem uns verteilt ja auch sonst niemand mehr Schulranzen an bedürftige Kinder.“
Immer mehr Anträge aus dem Kreis Unna
Vor etwa zehn Jahren hat Kinderglück damit im Raum Dortmund beginnen, Schulranzen an bedürftige Kinder zu verteilen. „Heute liegt der Anteil der Schulranzen, die nach Dortmund gehen, bei etwa 1.800 Stück. Die übrigen der rund 3.500 Ranzen gehen überwiegend in den Kreis Unna, der sehr aktiv ist“, bestätigt Bernd Krispin und deutet auf zwei große Paletten in der Halle. „Diese beiden Paletten mit 70 Tornistern gehen allein nach Bergkamen.“ Aber auch über das Schwerter Netz werden Tornister im Kreis verteilt. Die Josef-Reding-Schule und die Grundschulen in Holzwickede gehören ebenfalls zu den Empfängern. Auch der Treffpunkt Villa und der Kinderschutzbund haben bereits Kontakt aufgenommen zu Bernd Krispin.
„Es wäre aber nicht schlecht, wenn nicht nur das Antragsteller-Netzwerk im Kreis Unna rasant wachsen würde, sondern auch das Unterstützer-Netzwerk. Denn letztlich leben wir hier nur von Spenden.“
– Bernd Krispin (Kinderglück)
Dem Kinderglück-Gründer sind die Antragsteller durchaus willkommen. „Wir helfen gerne“, betont Krispin. „Es wäre aber nicht schlecht, wenn nicht nur das Antragsteller-Netzwerk im Kreis Unna rasant wachsen würde, sondern auch das Unterstützer-Netzwerk. Denn letztlich leben wir hier nur von Spenden. Deshalb wäre es gut, wenn das eine oder andere Unternehmen erkennt: Wir sind auf Spenden angewiesen und helfen damit aber auch den Kindern im Kreis Unna.“
Spendenaufkommen rückläufig
Die Folgen der Corona-Krise und des Ukraine-Krieges sowie die allgemeine Inflation erschwerten das Kinderglück-Projekt 2022 sehr, denn aufgrund der oben genannten Folgen verzeichnete die Stiftung Kinderglück, ähnlich wie andere spendenbasierte Institutionen, einen enormen Spendeneinbruch.
Unternehmen und private Spender reagierten nach einem Aufruf im April seitens Kinderglück, sodass die erforderliche Summe zusammengetragen werden konnte. Die Stiftung hofft auf weitere Spenden, damit das Schulranzenprojekt auch 2023 wieder erfolgreich umgesetzt werden kann. Das Schulranzenprojekt 2022 in Zahlen dargestellt bedeutet: 3.423 Schulranzen-Anträge (exklusive bereits vorab geleisteter Hilfen für geflüchtete Kinder), 193 beantragende Einrichtungen, mehr als 300 Abholerinnen und Abholer sowie 17 Ehrenamtliche, die die Ranzen an und in der Kinderglück-Halle verteilen.
„Wir haben es geschafft. Das Schulranzenprojekt 2022 ist trotz der aller Hindernisse realisiert worden und mir fällt ein Stein vom Herzen. Nach dem Schulranzenprojekt ist immer vor dem Schulranzenprojekt. Das bedeutet, dass wir seit letztem Jahr alles für dieses Jahr vorbereiten. Insgesamt benötigten wir rund 200.000 Euro und enorm viel Energie von unseren Ehrenamtlichen, ohne die dieses Projekt nicht umsetzbar wäre. Es bewegt uns alle — das gesamte Team, meine Frau Susanne und mich zutiefst, wie viel Zuspruch wir erhalten. Da werde ich zuweilen sehr emotional und möchte allen Unterstützern, Spendern und Förderpartnern meinen tief empfundenen Dank aussprechen“, so Kinderglück-Gründer Bernd Krispin.
Motivation für Großprojekt: wachsende Kinderarmut
Die Motivation für dieses Großprojekt ist eindeutig: Im Ruhrgebiet ist die Kinderarmut besonders ausgeprägt. In vielen Kommunen existieren Stadtteile, in denen die Hälfte der Kinder und Jugendlichen in prekären Verhältnissen aufwächst. Wenn der erste Schritt Richtung Bildung ohne einen eigenen Schulranzen beginnt, dann ist gesellschaftliche Ausgrenzung programmiert. Die Stiftung Kinderglück versucht mit seinem langjährigen Schulranzenprojekt diesem Aspekt von Kinderarmut entgegenzuwirken.
Zu Beginn des Jahres werden alle kooperierenden Einrichtungen (Jugendhilfeträger, Sozialarbeiterinnen und -arbeiter, Schulen, Kindergärten u,.a.) darüber informiert, dass sie Ranzenanträge stellen können. Die Einrichtungen prüfen die Bedürftigkeit der Kinder. Diese werden gesammelt und an einem zentralen Verteiltag ausgegeben. Die hochwertigen Tornistersets, die die Stiftung stark vergünstigt erwirbt, werden den Eltern ohne das Beisein der Kinder übergeben, damit die i-Dötzchen nicht wissen, dass es sich um eine Spende handelt. „Wir gehen davon aus, dass unsere Stiftung das Thema bis weit ins nächste Jahr beschäftigen wird“, so Bernd Krispin. Sein Appell: „Lassen Sie uns gemeinsam mit empathischem Blick diejenigen ausfindig machen, die die Krisen besonders hart trifft und uns gemeinsam versuchen, ihre Situation erträglicher zu gestalten.“
- Wer die Stiftung Kinderglück mit einer Spende unterstützen oder nähere Informationen sucht, findet alle Informationen auf der Webseite der Stiftung unter diesem Link
Kinderglück, Schulranzen-Projekt