Pandemie, Hochwasser, Stromausfall: Wie ist die künftige Rolle des Katastrophenschutzes im Kreis Unna?
Selten waren die ehrenamtlichen Katastrophenschützer des DRK so stark gefragt und gefordert, wie in den vergangenen Monaten. Nicht nur beim Betrieb von Teststellen oder Impfzentren in der Corona-Pandemie, sondern vor allem auch nach der Hochwasserkatastrophe im vorigen Sommer waren viele von ihnen praktisch im Dauereinsatz. Ein Brennglas, dass uns allen gezeigt hat: Im Notfall können wir uns auf das ehrenamtliche Engagement in unserer Region verlassen. Doch ebenso hat dieses Brennglas auch offenbart, vor welchen Herausforderungen der lokale und regionale Katastrophenschutz in den nächsten Jahren stehen wird. Genau darüber diskutierten gestern Abend (9.2.) auf Einladung des DRK-Kreisverbandes Unna in Zusammenarbeit mit dem DRK-Kreisverband Lünen Ehrenamtliche und Politikerinnen und Politiker unter dem Titel: „Pandemie, Hochwasser, Stromausfall – Wie ist die künftige Rolle des Katastrophenschutzes im Kreis Unna?“.
Gewonnen werden konnten dafür gleich zwei prominente Gäste, die nicht nur am Thema interessiert sind,
sondern innerhalb des Landtages und der Landesregierung NRW auch aktiv an der Gestaltung des lokalen Katastrophenschutzes mitwirken und mitbestimmen können: Ina Scharrenbach (Ministerin für Heimat,
Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW) und Hartmut Ganzke MdL (Innenpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion). Und auch aus der Kreisverwaltung waren mit Landrat Mario Löhr und dem verantwortlichen Dezernenten Uwe Hasche die wesentlichen Akteure vor Ort.
Probleme der ehrenamtlichen Katastrophenschützer
Nach einer Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden des DRK-Kreisverbandes Unna, Michael Makiolla, stellten sich die Fachpolitiker, moderiert von Dr. Sascha Rolf Lüder, dem Leiter des Verbindungsbüros des DRK zum Landtag und der Landesregierung NRW – den Fragen der Anwesenden.
Gerne nutzten der Holzwickeder Kreisrotkreuzleiter Robert Wettklo und der 2. Vorsitzende des DRK-Ortsvereins Bönen, Timo Beckschäfer, die Gelegenheit und veranschaulichten anhand verschiedener Beispiele die Probleme, mit denen ehrenamtliche Katastrophenschützer im Alltag zu kämpfen haben: Vor
allem die Bürokratie macht dort zu schaffen, wenn für jeden Einsatz gleich mehrere Durchschläge und diverse Listen geführt werden müssen, die sich immer wieder doppeln. Aber auch die räumliche Ausstattung vor Ort kam zur Sprache: „Haben Sie schon mal versucht, aktuell mit einer Miete von 3,81 Euro pro m² Räumlichkeiten zur Unterbringung von Katastrophenschutzfahrzeugen zu mieten?“, fragte Wettklo in die Runde.
Hinweise, die die beiden Politiker gerne aufnahmen. So erklärte Ina Scharrenbach: „Ein Ergebnis aus den Ereignissen im Sommer ist für mich, dass wir in der Hochwasserkrise auch ohne viel Bürokratie gute Arbeit geleistet haben“ Daraus schlussfolgerte sie: „Alle Regeln, die dort überflüssig waren, können weg. Das erfordert natürlich Mut – über alle Ebenen und Gremien hinweg.“ Doch das sei nötig, denn „je mehr Anforderungen an das Ehrenamt gestellt werden, desto weniger Ehrenamtliche habe ich und desto mehr gefährde ich die Existenz des Ehrenamtes als Ganzes.“
Mehr Wertschätzung wünschenswert
Ein Problem, das auch der Vorstandsvorsitzende des DRK-Landesverbandes, Dr. Hasan Sürgit, ansprach: Gerade im Bereich der „Personalgewinnung“ von Ehrenamtlichen habe man „nicht nur Wünsche, sondern akute Probleme“. Um diese zu lösen, sei weniger Trägheit der Ministerialbürokratie und mehr Flexibilität erforderlich. Etwa wenn es um die Frage gehe, warum nicht auch funktionierende Teileinheiten eingesetzt werden könnten, statt Einsatzeinheiten wegen einzelner fehlender Kräfte sogar Fördergelder zu streichen.
„Es ist vor allem eine Frage der Haltung gegenüber den Ehrenamtlichen und ihrem Engagement“, wünschte er sich hier mehr Wertschätzung. Eben diese positive, wertschätzende Haltung gegenüber Ehrenamtlichen wünschte sich auch Hartmut Ganzke verstärkt und möchte sich dafür einsetzen, dass Katastrophenschützer künftig keine Schwierigkeiten mehr haben werden, für ihre Einsätze bei der Arbeit freigestellt zu werden. „Gerade in der öffentlichen Verwaltung sollten wir da mit gutem Beispiel
voran gehen.“
Mehr Katastrophenschutzeinsätze
„Aber auch die Privatwirtschaft sollte sich darauf einstellen, dass Katastrophenschutzeinsätze in Zeiten des Klimawandels künftig häufiger werden und länger dauern können“, ergänzte Michael Makiolla. Er bat die beiden Landespolitiker darum, dieses Thema in ihre Gespräche mit deren Interessensvertretern mitzunehmen, ehe er allen Beteiligten für die rege Diskussion dankte: „Der Katastrophenschutz hat nach den letzten Ereignissen aktuell einen deutlich höheren Stellenwert als in den vergangenen 20 Jahren. Das sollten wir als Chance nutzen!“