Gottesdienst in St. Stephanus: Zwei Syrer geben Flüchtlingsproblematik ein Gesicht
Aus Anlass des Weltflüchtlingstages stand am heutigen Sonntag (21. Juni) der Gottesdienst in der St. Stephanus Kirche unter dem Thema „Gib Frieden!“. Ein Thema, das viele Holzwickeder angesprochen hat. So waren leider schon vor Beginn des Gottesdienst alle Plätze vergeben. Frieden, das ist auch der sehnliche Wunsch vieler Syrer, sowohl derer, die fliehen mussten, aber auch derer, die noch im Land leben. Zwei syrische Flüchtlinge, die 2015 nach Holzwickede kamen, haben im Gottesdienst über ihre Fluchtgründe und ihren Abschied von der Heimat und Familie berichtet.
Homam Jaalouk schilderte mit eindrücklichen Worten, was es heißt, in einer Diktatur zu leben und der Willkür von Polizei und Geheimdiensten ausgeliefert zu sein. Terror und Folter, Unfreiheit und die ständige Angst vor willkürlichen Verhaftungen zwingen Menschen zur Flucht. Allein im August des letzten Jahres gab es 569 dokumentierte Verhaftungen, berichtete Homam Jaalouk. Er selbst hat inzwischen gut Deutsch gelernt und macht in einem Jahr seinen Abschluss als Zerspanungsmechaniker. Diesen Beruf übte er schon zehn Jahre in Syrien aus. Doch die drohende Einberufung zum Militär zwang ihn zur Flucht: Er wollte nicht auf sein eigenes Volk schießen müssen.
Thema zum Weltflüchtlingstag: Gib Frieden!
Maged Jirkeen ist mit 19 Jahren geflohen. Er hatte gerade sein Jurastudium begonnen, als ihm die Einberufung drohte und der IS in der Region Idlib einmarschierte. Da blieb keine Zeit zum Planen, sondern Hals über Kopf musste er sich von den Eltern verabschieden und den Weg ins Ungewisse antreten. Bis heute bedrücken ihn die Tränen seiner Mutter beim Abschied und auch ihr Weinen, wenn er sie jetzt anruft. In Deutschland hat er alles daran gesetzt, gut Deutsch zu lernen und hat inzwischen alle Anforderungen geschafft, um im Wintersemester das Studium „Soziale Arbeit“ aufnehmen zu können. Auf die Frage „Was ist für dich Frieden?“ antworteten die beiden: „Gerechtigkeit und Freiheit“ und „Die Tränen meiner Mutter trocknen zu können, hier Heimat zu finden.“
Die persönlichen Schilderungen der beiden, die stellvertretend für die 70 Millionen Flüchtlinge weltweit stehen, gaben der Flüchtlingsproblematik ein Gesicht und machten betroffen. Im Anschluss an den Gottesdienst wurde noch ein Erklärvideo gezeigt, um die Zusammenhänge und Entwicklungen in Syrien besser verstehen zu können.
Alle, die an dem Gottesdienst nicht teilnehmen konnten, können die Beiträge der beiden Syrer auf der Homepage von St. Stephanus oder auch hier nachlesen.