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Die FDP legt sich fest: Die Attraktivität des Freibades Schöne Flöte muss erhalten werden,. Bei der Sanierung des Nichtschwimmerbeckens ist ein Edelstahlbecken erste Wahl. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)

Teurer Sanierungsfall Nichtschwimmerbecken: Zukunft der Schönen Flöte ungewiss

Das Freibad Schöne Flöte startet morgen in die Saison. Allerdings ist nur eine eingeschränkte Nutzung möglich. (Foto: P. Gräber - Emscherblog)
An diesen Anblick werden sich die Badegäste gewöhnen müssen: Das abgesperrte Nichtschwimmerbecken wird in dieser Badesaison auf keinen Fall noch einmal genutzt werden können. (Foto: P. Gräber – Emscherblog)

Auf der Tagesordnung im Betriebsausschuss stand heute (16. Juni) die Sanierung des Nichtschwimmerbeckens im Freibad Schöne Flöte. In der Sitzung zeigte sich schnell, dass es dabei um nicht weniger als die Zukunft des Holzwickeder Freibades geht. Dabei ist zurzeit nur klar, dass noch überhaupt nichts klar ist. Denn konkrete Summen wurden von Betriebsleiter Stefan Petersmann noch gar nicht genannt. Trotzdem war allen im Ausschuss klar: Wenn das Bad überhaupt noch eine Zukunft haben soll, kommen auf den Bäderbetrieb und damit die Gemeinde Kosten in sechs- bis siebenstelliger Höhe zu.

Zum Auftakt legte Stefan Petersmann zunächst die Fakten dar: Vier Tage vor der geplanten Saisoneröffnung bildete sich ein Spannungsriss von ca. 25 m Länge im Boden des Nichtschwimmerbeckens. „Eine Reparatur in Eigenregie ist ausgeschlossen“, so Petersmann. Alle bisher eingeschalteten Fachleute „raten aufgrund des großen Schadensausmaßes von einer partiellen Sanierung ab“, so der Betriebsleiter weiter. „Sinnvoller und wirtschaftlicher ist es höchstwahrscheinlich, dass der Beckenboden komplett saniert wird, um nicht im Nachgang die nächsten Spannungsrisse zu verzeichnen.“

Konkrete Kosten ließ sich Petersmann trotz mehrmaliger Nachfrage nicht entlocken.

Klar ist lediglich: Egal, ob man sich für eine Teil- oder Komplettsanierung entscheidet – das Nichtschwimmerbecken wird in dieser Badesaison nicht mehr nutzbar sein. Die Wiederinbetriebnahme ist für dieses Jahr ausgeschlossen.

Nichtschwimmerbecken diese Saison nicht mehr nutzbar

Flickenteppich mit erheblichem Schaden: Der neue Spannungsriss im Aktionsbecken der Schönen Flöte zieht sich auf ganze Länge durch den 25 m langen Beckenboden. (Foto: Gemeinde Holzwickede)
Flickenteppich mit erheblichem Schaden: Der neue Spannungsriss im Aktionsbecken der Schönen Flöte zieht sich auf ganze Länge durch den 25 m langen Beckenboden. (Foto: Gemeinde Holzwickede)

Neben der technischen Problematik gibt es auch eine betriebswirtschaftliche: Denn das Nichtschwimmerbecken ist 2002/03 aus ehemals zwei Becken entstanden und stand zum 1. April 2004 mit Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten von 518.000 Euro in der Bilanz. Der aktuelle Restbuchwert liegt noch bei 267.000 Euro. Bei einer Komplettsanierung müsste dieser Restbuchwert wohl komplett als Verlust verbucht werden. In jedem Fall hätte eine Sanierung Auswirkung auf die Gewinn- und Verlustrechnung des Bäderbetriebs, wobei Petersmann heute schon signalisierte, dass der auf 250.000 Euro gedeckelte Maximalzuschuss der Gemeinde dann nicht mehr einzuhalten wäre. Zumal auch durch die Corona-Pandemie mit erheblichen Einnahmeverlusten zu rechnen ist.

„Ohne Preise können wir hier heute gar nichts entscheiden“, stellte Friedrich-Wilhelm Schmidt (SPD) fest und die anderen Fraktionen sahen es genauso. Immerhin machten alle Fraktionen deutlich, dass sie das Freibad Schöne Flöte erhalten wollen. Allerdings schweben die Kosten für eine Sanierung wie eine riesige dunkle Wolke über dem Bad.

Edelstahlbecken beste und teuerste Lösung

Barbara Schriek brachte für den Bürgerblock erneut die Komplettsanierung mit einem Edelstahlbecken ins Gespräch ein. Dass dies die technisch beste und von daher wünschenswerteste Lösung sein dürfte, räumte Bäderchef Petersmann zwar ein. Es dürfte aber auch die mit Abstand teuerste Lösung sein. Weshalb die Fraktionen erst im Oktober vorigen Jahres ein Edelstahlbecken als Ersatz für das ebenfalls sanierungsbedürftige Aktionsbecken abgelehnt hatten (Emscherblog berichtete). Mindestens 800.000 Euro hätte das kleinere Aktionsbecken in Edelstahl gekostet.

Unklar sind aber auch die genauen Ursachen für den Riss im Nichtschwimmerbecken, wie Petersmann einräumte. „Einen solchen Schaden hatte der Gutachter noch nie gesehen“, berichtete der Bäderchef heute im Ausschuss. So schön die Topographie der Schönen Flöte ist, so problematisch ist auch der Untergrund des gesamten Freibades. Weshalb Rolf Rehling (Grünen), der als Experte auch selbst schon Kanäle in der Anlage begutachtet hat, dringend dafür plädierte, vor einer Sanierungsentscheidung „zunächst eine gründliche Ursachenforschung“ der aufgetretenen Schaden vorzunehmen. „Der Spannungsriss könnte nämlich auch ein Setzungsriss im Beton sein.“

Dessen ungeachtet beschlossen die Fraktionen heute bei nur einer Gegenstimme, dass die Verwaltung weitergehende Planungsvarianten zur Sanierung des Nichtschwimmerbeckens einholen und ein interfraktioneller Arbeitskreis zur Begleitung eingerichtet werden soll. Die einzige Gegenstimme kam von Rolf Rehling, der es für sinnvoller hielte, „erst die Ursachen für den Schaden zu klären, bevor man über Sanierungsmaßnahmen entscheidet“.

Sanierung


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

Kommentare (3)

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