Verwaltung stellt lange erwartetes Kultur- und Ehrenamtskonzept vor
Lange schon wurde es von der Politik erwartet, im Kulturausschuss gestern Abend war es endlich soweit: Die Kulturbeauftragte der Gemeinde, Kristina Cikes, legte ihr Kultur- und Ehrenamtskonzept vor. Die umfangreiche Präsentation beleuchtete die Voraussetzungen für Kulturarbeit in Holzwickede und den Ist-Zustand ebenso wie die Stärken, Schwächen der Kulturarbeit und Perspektiven.
Ein Nachteil der Gemeinde ist, stellte die Kulturbeauftragte fest, dass es hier keine Veranstaltungsstätten für mehr als 1.000 Zuschauer gibt. Da die Kosten von Veranstaltungen auf die Zuschauerplätze umgelegt werden und das Forum mit rd. 250 Sitzplätzen der größte Veranstaltungsort ist, sind größere Veranstaltungen über Eintrittspreise nicht oder nur sehr begrenzt zu finanzieren. Eine Alternative wären dagegen Veranstaltungen unter freiem Himmel.
Was das kulturelle Angebot angeht, sind vor allem Jugendlichen/ junge Erwachsene, die multikulturelle Bevölkerungsgruppe sowie die Alleinerziehenden unterversorgt.
Kooperation mit Kulturbüro soll aufgegeben werden
Wichtig wäre aus Sicht der Kulturbeauftragten, das Angebot für die einzelnen Zielgruppen zu erweitern und mehr Werbung für lokale Veranstaltungen im Umland zu machen. Für größere Veranstaltungen wie den Weihnachtsmarkt sollte auch ein eigener Internetauftritt (Landingpage) erstellt und die Werbung (Corporate Identity) vereinheitlicht werden. Wegweiser für Ortsunkundige zu Veranstaltungen und ein Parkleit-System wären ebenfalls vorteilhaft. Konkret geplant ist auch den gedruckten Veranstaltungskalender künftig quartalsweise zu veröffentlichen, um aktueller Termine aufnehmen zu können.
Enttäuscht zeigte sich die Kulturbeauftragte von der Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro Gütersloh. „Davon habe ich mir anfangs viel versprochen“, meinte Kristina Cikes. Er praktischen Zusammenarbeit habe sich allerdings gezeigt, dass die Gemeinde nicht in der Form profitieren kann, wie man sich das vorgestellt hat. Der Grund: Die Künstler und
Kulturveranstaltungen, die das Kulturbüro vermitteln kann, liegen fast ausnahmslos im Bereich Klassik und Jazz. „Genau dort sind wir mit dem Haus Opherdicke aber eigentlich ganz gut aufgestellt“, glaubt Cikes. Bei anderen Anfragen, etwa nach Künstlern für den Streetfood Markt konnte das Kulturbüro keine Angebote vermitteln. In der Praxis habe sich gezeigt, dass „das Korsett einfach zu eng ist, was das Kulturbüro bietet“. Die Verwaltung wird darum auch empfehlen, die Kooperation mit dem Kulturbüro wieder zu beenden.
Neue Formate angedacht
Auch einige neue Formate sind in dem Konzept angedacht:
Ein großes multikulturelles Fest der Völkerverständigung . „Immerhin leben hier 1.500 Bürger aus 77 Nationen“, so Kristina Cikes.
Unter dem Arbeitstitel „Grüner wird’s nicht“ ist auch eine fest für mehr als 1.000 Zuschauer auf einem Acker oder Feld angedacht. „Holzwickede könnte sich dabei sehr gut als Nachhaltigkeits-Plattform präsentieren“, so die Kulturbeauftragte. Etwa mit einem Meet & Greet zum Thema Nachhaltigkeit. Bei bei Teens und den sogenannten Hipstern „ist dieses Thema gerade sehr angesagt“.
Die Rausinger Halle wird, so Cikes, von den meisten Künstlern gegenüber dem Forum favorisiert, weil sie eine bessere Akustik, eine Bühne mit Vorhang und einen Parkettboden hat. „Das können wir nutzen und die Rausinger Halle zu einer Kleinkunstbühne ausbauen“, so Kristina Cikes.
Das Ehrenamtsfest soll nächstes Jahr zunächst noch einmal in gewohnter Form mit einem kleinen Bühnenprogramm durchgeführt werden. Für 2021 ist dann angedacht, eine Foto- und Video-Kampagne zu realisieren, mit der Ehrenamtliche vorgestellt werden. Das Ergebnis könnte dann bei einer Filmvorführung vorgestellt werden.
Konzept „nur erster Aufschlag“
Schließlich soll es nächstes Jahr „Holzwickede karibisch“ geben – ein Streetbeach-Festival auf dem Marktplatz mit einem Beachvolleyballfeld, Livemusik, Cocktailbar und jede Menge Sand auf dem Marktplatz. „Wir wollen Beachflair nach Holzwickede holen“, kündigt die Kulturbeauftragte an – trotz Baustelle für das neue Rathaus.
Um das alles realisieren zu können, würden sich die Gesamtkosten im Kulturbereich von derzeit über 70.000 Euro wohl auf über 200.000 Euro fast verdreifachen (einschließlich Sponsorengelder), schätzt die Verwaltung. Festgezurrt ist ohnehin noch nichts. „Wir verstehen das heute hier als einen ersten Aufschlag“, betont der Beigeordnete Bernd Kasischke. Die Politik wird nun in Ruhe das Konzept beraten. Einzelne Maßnahmen müssen dann ohnehin noch ausführlich vor einem Beschluss beraten werden. Heute wurde das lange angemahnte Konzept zunächst einmal mit viel Beifall zur Kenntnis genommen.
Kulturausschuss, Kulturkonzept