Deutsche Amateurmeister von 1976 feiern Wiedersehen im Ballhaus
Mit dem Gewinn der Deutschen Amateurmeisterschaft haben die Spieler und Verantwortlichen der damaligen Mannschaft etwas erreicht, das nicht nur den sportlichen Höhepunkt im Vereinsleben des früheren HSV darstellt. Es ist auch nach der Fusion mit der SGH zum Holzwickeder Sportclub (HSC) das überragende Highlight in der nun über 104jährigen Geschichte des Fußballsports, ja, des Sportes schlechthin in der Emschergemeinde.
So skizzierte der Ehrenvorsitzende des HSC, Rolf Unnerstall, den schon sensationell zu nennenden Titelgewinn, der sich jetzt am 27. Juni zum 40. Male jährte und folglich Anlass genug für ein Wiedersehenstreffen der Meistermannschaft am und im „Ballhaus“ im Montanhydraulik-Stadion war.
Und die Spieler waren mit ihren Partnerinnen nahezu komplett zu diesem Treffen gekommen, um in gemütlicher Runde die Erinnerungen an das Jahr 1976 genauso aufzuzfrischen wie die freundschaftlichen Verbindungen untereinander.
Rolf Unnerstall begrüßte die Anwesenden und konnte über jeden etwas zumeist Amüsantes aus dessen Fußballerkarriere vor allem beim HSV berichten. Als kleines Dankeschön erhielten die Meisterspieler und das „Team dahinter“ neben dem obligarorischen Vereinswimpel und -schal die neue HSC-Ehrennasdel in Silber.
Die Grüße und Glückwünsche des HSC-Aufsichtsrates überbrachte dessen Vorsitzender Jenz Rother, der zugleich als ehemaliger Bürgermeister auf die großen Leistungen der Gemeinde Holzwickede für den Sport und die Sportstätten hinwies. Im „Ballhaus“ wurde danach der Jubiläumsfilm zum 100-Jährigen des HSV gezeigt, der auch die Deutsche Amateurmeisterschaft zum Inhalt hatte. Was dann einen Tag nach dem Titelgewinn in Holzwickede los war, zeigten schon historisch zu nennende Filmaufnahmen, die die Spielerfrau Inge Bell zusammengestellt hatte. Und immer wieder erklang dazu der Jubiläumssong des Vereins.
Viele Erinnerungen an 1976 geweckt
Im Mittelpunkt der harmonischen Veranstaltung standen natürlich die Erinnerungen an die Zeit vor vier Jahrzehnten. In einem dramastischen Kampf um die Meisterschaft der Verbandsliga 2 mit Rot-Weiß Lüdenscheid und lange Zeit auch dem Lüner SV schienen die vom Ex-Borussen Dieter („Hoppi“) Kurrat als Spielertrainer angeführten Holzwickeder schon aus dem Rennen zu sein, als sie beim VfB Altena mit 0:1 unterlagen. Wegen eines Regelverstoßes des Schiedsrichters setzte die Spruchkammer diese Partie jedoch neu an, und nach dem 0:0 im Wiederholungsspiel setzten sich die Holzwickeder im letzten Meisterschaftsspiel mit 3:2 in Lüdenscheid durch und erzwangen dadurch ein Entscheidungsspiel um den Titel. Vor schätzungsweise 15.000 Zuschauern im Hagener Ischelandstadion lag der HSV zur Pause fast hoffnungslos mit 0:2 hinten, aber zwei Tore von Klaus Lorenz sowie ein Treffer von Franz-Josef Serges ließen die Kurrat-Schützlinge abermals 3:2 triumphieren und den Titel gewinnen.
Weil der Verein vor allem aus finanziellen Gründen auf die mögliche Teilnahme an den Aufstiegsspielen zur 2. Liga verzichtete, war bei den folgenden Spielen um die Westfalenmeisterschaft gegen den Meister der Verbandsliga 1, den SC Herford, zwar etwas „die Luft raus“, so dass die Partien mit 1:3 und 1:2 verloren wurden, aber als Westfalen-Vize nahm der HSV an der Deutschen Amateurmeisterschaft teil. Und das dann mit dem bekannten Erfolg.
In der ersten Vorrundenbegegnung bei den „Störchen“ von Holstein Kiel wurde nach Toren von Dieter Kurrat und Heinz Wulf mit 2:0 gewonnen, das Rückspiel am Hertinger Tor in Unna, wohin der HSV in Ermangelung eines eigenen Rasenplatzes (das damalige Emscherstadion war ein Aschenplatz) ausweichen musste, endete 2:2 (Tore: Franz-Josef Serges und Klaus Waldschmidt). Nächster Gegner war der TuS Neuendorf. Der schien im Hinspiel in Unna durch das 0:0 die besseren Karten zu besitzen, doch bei der Hitzeschlacht in Koblenz schoss Jupp Serges seine Elf in der Verlängerung mit dem 1:0 in die Endrunde vom 25. bis 27. Juni 1976 in Delmenhorst und Oldenburg.
Subtropische Temperatruren in der Endrunde
Apropos Hitze. Auch bei der Endrunde herrschten subtropische Temperaturen. In der ersten Halbfinalbegegnung in Delmenhorst gegen den VfB Oldenburg machte der an diesem Tage überragende Rainer Backs die Führung der VfBler wett und brachte den HSV in die Verlängerung und ins Elfmeterschießen. Hier verschoss der normalerweise vom Punkt aus sichere, jüngere Kurrat-Bruder Hans-Jürgen („Liene“) zwar den ersten Elfer, aber da Keeper Helmut Scholz gleich zwei Oldenburger Elfmeter parierte und Herbert Bell, Gerd Kuhlhüser und Ingo Peter für den HSV trafen, war das Finale gegen Titelverteidiger VfR Oli Bürstadt erreicht.
Beim Endspiel in Oldenburg stand die Partie lange Zeit auf das Messers Schneide, und alle richteten sich schon auf eine angesichts der Hitze kräftezehrende Verlängerung ein, da war ausgerechnet der als „Notnagel“ im Sturm eingewechselte, eigentliche Reservetorwart Rolf („Otto“) Weltmann zur Stelle, als Bürstadts Schlussmann Neuwinger in der Schlussminute einen Freistoß von Ingo Peter nicht festhalten konnte – 1:0! Schiedsrichter Picker (Hamburg) pfiff die Partie gar nicht mehr an, und Spielführer Dieter Eiler nahm unter dem Jubel der mitgereisten Fans die Carl-Riegel-Trophäe für den Deutschen Amateurmeister 1976 in Empfang.
Und das war die Meistermannschaft: Helmut Scholz, Herbert Bell, Dieter Eiler, Hans-Joachim Woköck, Rainer Backs, Ingo Peter, Dieter Kurrat, Heinz Wulf, Klaus Waldschmidt (Rolf Weltmann), Gerd Kuhlhüser, Hans-Jürgen Kurrat. Wegen einer im Halbfinale erlittenen Verletzung fehlte Franz-Josef Serges, nicht eingesetzt wurde Jochen Laske.