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Sandy Ritter gibt Dicken Hoffnung: 54 kg abgespeckt und immer noch eine Pfundsfrau

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Sandy Ritter (36 J.) liebt das Boxtraining. Das Boxen hilft ihr beim Verbrennen von Kalorien und entspannt die Holzwickederin. (Foto: Peter Gräber)

Die Holzwickederin Sandy Ritter ist wohl das, was man eine extrovertierte Persönlichkeit nennen würde. Die 36-Jährige Mutter hat einen 12-jährigen Sohn und keine Probleme damit, offen über ihre ungewöhnliche Ehe zu dritt, in der sie mit ihrem Mann Thomas und ihrem Freund Matthias lebt, zu reden. Ebenso freimütig plaudert die Holzwickederin über ein anderes Tabu vieler Menschen: ihre Pfunde.

Mit einem Gewicht von aktuell 88 Kilogramm bei einer Körpergröße von nur 167 cm entspricht Sandy Ritter nicht gerade dem zur Magersucht neigenden Frauentyp, der uns in Modejournalen und auf den Laufstegen dieser Welt als Schönheitsideal nahegelegt wird. „Das ist mir völlig egal“, meint Sandy Ritter selbstbewusst. Und man glaubt es der 36-Jährigen mit der blonden Stoppelfrisur sofort, wenn sie strahlend behauptet: „Es ist das geringste Gewicht, was ich je hatte. Und fühle mich genauso wohl, so wie ich jetzt bin.“

Und Sandy Ritter kann mit Recht stolz auf ihr Gewicht sein, das sie sich vom ganz anderen Ende der Wiegeskala her erkämpft hat:  Vor drei Jahren hat sie noch knapp 150 Kilogramm gewogen – rund 54 Kilogramm mehr als heute.

„Ich war damals todunglücklich“, erinnert Sandy Ritter. „Ich sah echt sch…  aus und habe mich fürchterlich geschämt.“ Wenn die Holzwickeder sich doch mal auf die Straße wagte, spürte sie förmlich, wie alle Blicke auf ihr ruhten und die Leute über sie tuschelten. Wie wohl die meisten Dicken hatte auch Sandy Ritter dabei schon einiges an Diäten ausprobiert. „Ich war damals auch schon unter ärztlicher Aufsicht im Ev. Krankenhaus Unna und hatte fettreduziertes Essen ausprobiert.“ Mit Grausen erinnert sie sich noch daran, wie sie „Fettaugen auf dem Essen zählen“ musste. Alles vergeblich.

So schaute die Holzwickederin vor drei Jahren aus, kurz bevor sie bei "The Biggest Loser" mitmachte. (Foto: privat)
So schaute die Holzwickederin vor drei Jahren aus, kurz bevor sie bei „The Biggest Loser“ mitmachte. (Foto: privat)

„Ich war verzweifelt und wusste damals schon, dass einzige, was mir helfen könnte, wäre bei ‚The biggest Loser‘ mitzumachen“, meint Sandy Ritter. Während andere Dicke sich am liebsten verkriechen würden, suchte die Holzwickederin in die Öffentlichkeit. Kein Widerspruch. „Die Sendung war meine letzte Chance. Ich habe das gebraucht: Am Pranger zu stehen und mir selbst Druck zu machen.“ Zweimal bewarb sich die Holzwickederin bei SAT 1, beantwortete bereitwillig alle Fragen und drehte sogar ein Bewerbungsvideo von sich in der Badewanne. „Ich war damals so dick, dass ich kein Auto mehr fahren konnte, weil ich meinen Bauch nicht hinter das Lenkrad quetschen konnte.“

Doch ihr Einsatz war umsonst. Die SAT 1-Redaktion wollte die Holzwickederin nicht haben. Zudem sperrte sich auch der Chef der Bäckereifachverkäuferin gegen einen Fernsehauftritt seiner Angestellten. Trotzdem gab Sandy Ritter gab nicht auf und bewarb sich ein drittes Mal bei SAT 1. „Auch da hätten sie mich wieder nicht genommen“, ist die 36-Jährige sicher. „Genommen haben sie mich schließlich nur, weil sie zufällig Wind davon bekommen hatten, dass ich mit zwei Männern zusammen lebe. Klar, dass SAT 1 da sofort darauf angesprungen ist.“ Sandy Ritter war’s egal. Sie hatte es endlich in die Sendung „The Biggest Loser“ geschafft.

Erst im dritten Anlauf klappte es mit „The Biggest Loser“

Ihr Versprechen, dass sie zu Beginn der Staffel abgab: „Ich habe meinen beiden Männern, vor allem aber meinem Sohn versprochen, dass ich mich nie mehr in der Öffentlichkeit schämen muss und mich selbst von Kopf bis Fuß lieben kann.“ Heute, drei Jahre später, sagt die Holzwickederin über die sechs Monate, die sie in einem Camp in Andalusien für „The Biggest Loser“ verbrachte: „Es war eine super Zeit.“ Wenn auch eine sehr anstrengende, die viel Selbstdisziplin verlangte: „Wir wurden zu nichts angehalten und mussten alles aus eigener Initiative machen.“ Die täglichen vier bis sechs Stunden Sport machten der Holzwickederin, die eine begeisterte Sportlerin ist, weniger aus. „Allerdings habe ich auch fast nichts gegessen dabei, nur so 400 bis 500 Kalorien am Tag.“ Auch vor dem Camp hatte sie schon viel Sport getrieben und auch Fußball gespielt. „Aber ich hatte immer falsch und unkontrolliert gegessen.“

Ihr größtes Problem damals: Die Holzwickederin achtete nicht darauf, wie sie sich ernährte und aß und trank, worauf sie Lust hatte . (Foto: privat)
Ihr größtes Problem damals: Die Holzwickederin achtete überhaupt nicht auf ihre Ernährung und aß und trank, worauf sie gerade Lust hatte. (Foto: privat)

Genau da habe ihr die Ernährungsberaterin im Camp sehr viel geholfen, meint sie heute. Während andere Teilnehmer lieber in der Sonne lagen, rackerte und hungerte sich Sandy Ritter ihre Pfunde weg. Genau 53,4 Kilogramm nahm sie im Camp ab und landete damit unter den letzten vier Teilnehmern. Weil es am Ende in der Sendung nicht nur um verlorene Pfunde ging, sondern – ähnlich wie im Dschungelcamp – auch Teilnehmer herausgewählt werden konnte, musste sie vor dem Finale nach Hause fahren. Doch das war der Holzwickederin egal. Sie hatte ihr Ziel erreicht und ihr persönliches Wunschgewicht erreicht.

Abzunehmen ist nicht leicht– aber noch viel schwieriger ist es, sein Gewicht zu halten und nicht wieder zuzulegen. Davon können alle, die mit ihrem Gewicht kämpfen, ein leidvolles Lied singen. So gesehen spielt die größere Erfolgsgeschichte von Sandy Ritter in ihrer Zeit nach dem Camp. Denn bis heute hat sie ihr Gewicht, was sie am Tag ihres Abgangs bei „The Biggest Loser“ hatte, gehalten. „Auch nach dem Camp hatte ich weiter täglich nur eine Scheibe Brot und etwas Obst gegessen“, erzählt die Holzwickederin. „Das konnte natürlich auf Dauer nicht so weitergehen.“ In einem Holzwickeder Sportstudio hat ihr dann eine Ernährungsberaterin einen vernünftigen Ernährungsplan aufgestellt. „Daran habe ich mich dann gehalten.“

Ich verbiete mir nichts, achte aber darauf, wie viele Kalorien ich zu mir nehme. Sogar einen Schokoriegel gönne ich mir ab und zu. Wenn ich denke, dass es möglich ist, dann leiste ich mir das auch ohne Reue“

Sandy Ritter (36 J.)

Sandy Ritters persönliches Erfolgsrezept: Diäten lehnt sie grundsätzlich ab. „Ich verbiete mir nichts, achte aber darauf, wie viele Kalorien ich zu mir nehme. Sogar einen Schokoriegel gönne ich mir ab und zu. Wenn ich denke, dass es möglich ist, dann leiste ich mir das auch ohne Reue“, sagt sie. „Ich liebe Süßigkeiten.“ Inzwischen hat die Bäckereifachverkäuferin das bewusste Essen so verinnerlicht, dass sie von allem, was sie isst, ziemlich genau die Kalorienzahl kennt. „Das macht es natürlich leichter“, sagt die 36-Jährige.

„Früher habe ich auch nur mit Maggifix gekocht. Die Fertiggerichte habe ich alle verbannt“, sagt Sandy Ritter. Schweinefleisch isst sie nur noch wenig, dafür mehr weißes Fleisch und viel Gemüse. Außerdem isst sie viel Obst und trinkt nur noch Wasser, keine Fruchtsäfte mehr oder Limonaden wie Cola und Fanta. „Und abends verzichte ich möglichst auf Kohlehydrate.“

Heute hat die 36-Jährige mit 88 kg ihr Tiefstsgewicht erreicht. Sandy Ritter fühlt sich wohl in ihrer Haut und möchte anderen ein Beispiel zur Nachahmung geben. (Foto: privat)
Heute hat die 36-Jährige fast 56 kg abgenommen und mit 88 kg ihr Tiefstgewicht erreicht. Sandy Ritter fühlt sich wohl in ihrer Haut und möchte anderen ein Beispiel geben. (Foto: privat)

Sport ist ganz wichtig für die Holzwickederin. „Ich habe zuhause einen Crosstrainer und auch ein Fahrrad. Damit trainiere ich regelmäßig. Außerdem walke ich gerne. Ich mag alle Sportarten, die ich eher alleine ausüben kann. Ich will Sport machen, wann ich will und bin nicht gerne auf andere angewiesen. Ich brauche auch kein Sportstudio.“ Ganz besonders mag die Holzwickederin das Boxen. „Ich habe sogar einen Sandsack im Wohnzimmer hängen.“ Auf den drischt Sandy Ritter auch ein, wenn sie mal ärgerlich oder wütend ist. Zum Beispiel auf sich selbst, weil sie mal wieder beim Chinesen zu viel gegessen hat. „Wenn ich dann wieder zu Hause merke, wie vollgefuttert ich bin, ist das ein richtig ekeliges Gefühl“, gesteht sie. Dann muss der Sandsack dran glauben. Oder sie legt sich eine DVD mit Workouts auf oder steigt auf ihren Crosstrainer.

Dabei weiß Sandy Ritter genau, dass sie nach dem Body-Mass-Index eigentlich noch 30 Kilo zu viel für ihre Größe wiegt. Doch darauf pfeift sie. „Ich fühle mich jetzt wohl in meinem Körper. Das ist wichtiger.“ Genau diese pragmatische und uneitle Einstellung ist es, die die Holzwickederin inzwischen auch zu einem richtigen Facebook-Star werden ließ. Auf ihrer Facebookseite „Zusammen abnehmen –ganz easy“ hat Sandy Ritter inzwischen rund 5.000 Gruppenmitglieder, die ihr nacheifern und in der Gemeinschaft abnehmen wollen. „Manche in unserer Gruppe haben schon 30 bis 40 Kilogramm verloren“, berichtet die Holzwickederin.  Sogar in Polen oder Spanien gibt es Gruppenmitglieder.

Rund 5.000 Mitglieder in der eigenen Facebook-Gruppe

„Wir geben uns gegenseitig Tipps, tauschen Rezepte und Ernährungstipps oder Erfahrungen aus und feuern uns gegenseitig an“, meint Sandy Ritter. Gerade erst hat sie eine neue geheime Untergruppe bei Facebook eröffnet, die sehr gut angenommen wird. Darin stellen die Mitglieder sich persönlichen Challenges (Herausforderungen) und posten regelmäßig Wiegekarten und Fotos von ihren Erfolgen beim Abnehmen. Sieger ist, wer in einem bestimmten Zeitraum am meisten abgenommen hat. Das funktioniert gut ohne zu Schummeln, ist Sandy Ritter sicher: „Wer betrügt, betrügt ja nur sich selbst.“

Längst hat ihre Facebook-Präsenz eine solche Dimension erreicht, dass die Holzwickederin auch zahlreiche Angebote von kommerziellen Anbietern erhält. Annehmen wird sie keines. „Ich will in unserer Gruppe keine kommerziellen Mitglieder und auch keine kommerziellen Themen.“

Ihr persönliches Erfolgsrezept: Auf die Ernährung achten und viel Sport. Diäten lehnt Sandy Ritter ab. Täglich steigt sie auf ihren Crosstrainer in ihrer Wohnung, um sich fit zu halten. (Foto: Peter Gräber)
Ihr persönliches Erfolgsrezept: Auf die Ernährung achten und viel Sport. Diäten lehnt Sandy Ritter ab. Täglich steigt sie auf ihren Crosstrainer in ihrer Wohnung, um sich fit zu halten. (Foto: Peter Gräber)

Sie selbst hat wenig Ahnung von Computern, dem Internet oder sozialen Medien wie Facebook, wie sie zugibt. „Aber ich habe einige Administratoren, die mir helfen. Dafür bin ich sehr dankbar“, meint die 36-Jährige. „Denn inzwischen bekomme ich so viele Anfragen täglich, dass ich die gar nicht mehr alleine beantworten könnte.“ Auch die eigene Internetpräsenz der 36-Jährigen betreut eine Freundin. „Wir haben uns über Facebook kennengelernt. Sie hat mit Hilfe unserer Gruppe 60 Kilogramm abgenommen und macht das umsonst für mich, aus lauter Dankbarkeit. Inzwischen sind wir richtig gut befreundet und treffen uns auch regelmäßig.“

Ginge es nach Sandy Ritter, würde sie noch viel mehr übergewichtigen Menschen helfen. „Wenn ich zur Arbeit fahre, sehe ich jeden Morgen eine sehr dicke Frau an der Haltestelle sitzen“, sagt Sandy Ritter. „Ich würde ihr so gerne helfen und sie am liebsten mal ansprechen. Aber wenn ich daran denke, wie ich damals reagiert hätte, wenn man mich angesprochen hätte, dann lasse ich es lieber…“

Kontakt: http://www.sandy-ritter.beepworld.de

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Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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