Skip to main content

Rätsel um verschwundene Emscher gelöst: Am Aschenpatt plätschert es bald naturnah

Projektleiter Stefan Bottzeck (l.) und Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft, am neuen Emscherlauf. Derzeit fließt die Emscher noch rechts unter den Gleisen durch wie seit 100 Jahren. Künftig wird die befreite Emscher geradeaus in Blickrichtung geführt zwischen Kleingärten und Lärmschutzwänden fließen. (Foto: P. Gräber – Emscherblog.de)

Natur ist auch da, wo eigentlich niemand hinkommt, etwa in das Niemandsland hinter den Laubenpiepern am Aschenpatt. Genau in den Bereich zwischen Lauben und Gleisen hat die Emschergenossenschaft vor sechs Jahren die noch junge naturnahe Emscher verlegt. Doch nach jedem größeren Regen war das schöne neue Emscherbett plötzlich wieder leer. „Inzwischen haben wir das Rätsel gelöst“, sagt Stefan Bottzeck. Der Projektleiter der Emschergenossenschaft ist zuversichtlich, das Problem bald zu lösen.

Bevor Stefan Bottzeck und seine Leute den neuen Emscherlauf damals anlegen konnten, mussten sie erst einmal jede Menge Müll und Unrat beseitigen. Den hatten die Laubenpieper jahrelang einfach hinter ihren Gärten ins Niemandsland gekippt. Und auch die Sträucher und Büsche dort mussten aufwendig beseitigt werden. Ziel war es, die aus Richtung Netto-Parkplatz heranplätschernde Emscher nicht mehr unter den Gleisanlagen durchzuführen, sondern sie offen und naturnah hinter den Lauben, aber noch vor den Gleisanlagen in Richtung Hörde zu führen. Der alte verrohrte Emscherlauf führt unter der Gleisanlage hindurch auf die andere Seite in ein Rückhaltebecken und unter den Wiederholt-Werken hindurch bis sich Emscher und Seelbach vereinen und in den Phoenix-See ergießen.

„Der neue renaturierte Emscherlauf funktionierte anfangs auch sehr gut“, sagt Stefan Bottzeck. Doch vor viereinhalb Jahren tauchte erstmals das Problem auf. „Immer wenn es mal stärker geregnet hatte, war die Emscher anschließend plötzlich nicht mehr da.“ Warum das neue Emscherbett trocken fiel – dafür hatten auch die Fachleute zunächst keine Erklärung. „Wir haben danach mehrfach den Boden des neuen Emscherlaufs mit Ton verdichtet“, berichtet Stefan Bottzeck. „Doch nach dem ersten stärkeren Regen war der Verlauf wieder trocken.“

Um das Rätsel zu lösen, wurde der neue Verlauf abgeschiebert und das Emscherwasser wie in den 100 Jahren zuvor wieder unter der Bahn nach Rausingen durchgeführt.

Aufgestautes Hochwasser machte neues Naturbett porös

In diesem Bereich verschwindet das Emscherwasser nach Starkregen immer wieder spurlos. Projektleiter Stefan Bottzeck (l.) und Pressesprecher Ilia Abawi glauben, den Grund dafür gefunden zu haben. (Foto: P. Gräber – Emscherblog.de)

Bei ihrer Ursachenforschung entdeckten die Fachleute der Emschergenossenschaft schließlich einen Kanalanschluss und alte Drainagen der Gemeinde, die unter dem längst entfernten alten Gleisbett lagen. „Bei Starkregen staute sich das Hochwasser in dem Kanalschacht auf und drückte über die alten Drainagen von unten in den neu angelegten Emscherlauf“, erklärt Stefan Bottzeck. „Dadurch wurde die Sole porös und das Wasser der Emscher konnte versickern.“

Was sich im Emscherbett zwischen Kleingärten und Bahngleisen verborgen abspielte, erläutert Bottzeck mit ein paar Zahlen: „Normalerweise fließen durchschnittlich zwei bis drei Liter Wasser durch das Bett der Emscher. Bei starken Regefällen schießen dann plötzlich bis zu 1.200 Liter pro Sekunde durch den Bachlauf.“

Abhilfe soll nun ein spezielles Dichtmaterial bringen, mit dem die Sole im neuen Emscherlauf nachhaltig abgedichtet werden kann. „Auch die alten Drainagen werden wir verschließen“, so der Projektleiter. „Danach versickert die Emscher hoffentlich nicht mehr.“

In vier bis sechs Wochen wird der Bautrupp der Emschergenossenschaft für diese Baumaßnahme anrücken. „Die ganze Aktion wird höchsten zwei bis drei Tage dauern“, versichert Stefan Bottzeck. Danach wird der Schieber geöffnet und die Emscher plätschert wieder durch ihr naturnahes Bett zwischen Kleingärten und Bahngleisen.

Obwohl das „Niemandsland“ zwischen Kleingärten und Lärmschutzwänden gar nicht öffentlich zugänglich und auch kaum einsehbar ist, treibt die Emschergenossenschaft dort erheblichen Aufwand, um die Emscher auch in diesem Bereich natürlich zu gestalten. Auch die regelmäßige Grünpflege in dem unzugänglichen Bereich ist sehr arbeitsintensiv. Doch der Aufwand lohnt, wie Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft, betont: „Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell die Tiere und Pflanzen die Maßnahmen annehmen. Manchmal kehren die Vögel, darunter auch der seltene Eisvogel, schon zurück, noch während unsere Leute an der Uferbefestigung arbeiten.“

Emschergenossenschaft


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert