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Noch immer keine Lösung für Flüchtlinge oder Sozialkaufhaus in Sicht

Kaufnett Sozialkaufhaus
Das Sozialkaufhaus Kaufnett an der Bahnhofstraße 23-25. (Foto: Peter Gräber)

Die Unterbringungssituation der Flüchtlinge in Holzwickede ist weiterhin angespannt. In der vergangenen Woche sollten der Gemeinde Holzwickede weitere vier Personen zugewiesen werden, von denen allerdings nur zwei auch tatsächlich angekommen sind.  Für Mittwoch (24. Februar) dieser Woche sind der Gemeinde drei weitere Personen avisiert worden. „Es handelt sich um eine alleinstehende Mutter mit zwei Kindern“, sagt Matthias Aufermann, der zuständige Fachbereichsleiter in der Holzwickeder Verwaltung. Untergebracht werden kann die Mutter mit ihren beiden Kindern im ehemaligen Stehfenhaus, wo bereits eine Flüchtlingsfamilie aus Serbien einquartiert ist. „Das dürfte ohne Probleme möglich sein“, glaubt Aufermann. „Die Wohnung dort ist sehr groß und wird nicht komplett von der dort einquartierten Familie genutzt. Außerdem gibt es dort zwei Badezimmer und auch getrennte Toiletten.“ Insgesamt sind damit aktuell 88 Personen durch die Kommune in Holzwickede untergebracht.

Gemeinde muss aktuell 88 Flüchtlinge unterbringen

Wie Matthias Aufermann bestätigt, sucht die Gemeinde weiterhin dringend Unterkunftsmöglichkeiten für weitere Flüchtlinge,  die ihr vermutlich per Quote in den nächsten Tagen und Wochen noch zugewiesen werden. Denn die Zahl der Flüchtlinge und Asylbewerber in Deutschland steigt weiter. Mangels größerer Lösungen liegt der Fokus der Gemeinde dabei neuerdings auf privaten Wohnungen. Nicht alle Eigentümer oder Vermieter, die angefragt wurden, wollen Flüchtlinge aufnehmen. „Es gibt aber auch einige private Vermieter, die sich bei uns gemeldet haben“, bestätigt Aufermann. Auch die evangelische Gemeinde wäre bereit, ihr Haus an der Unnaer Straße 35 zur Verfügung zu stellen. Nach einer Besichtigung in dieser Woche ist das Gebäude aber wohl eher ungeeignet, wie Aufermann erklärt.

Etwas entspannen könnte sich die Unterbringungssituation erst, wenn die Gemeinde wieder die Unterkünfte des Sozialkaufhauses an der Bahnhofstraße 23-25 zur Unterbringung von Flüchtlingen nutzen kann. Zwar  schrecken alle Verantwortlichen in der Gemeinde davor zurück, das Kaufnett aufzugeben. Doch momentan gibt es dazu noch keine Alternative.

Interessengruppen nicht gegeneinander ausspielen

In dieser Woche meldete sich auch Christine Weyrowitz, die Geschäftsführerin des Kaufnetts in der öffentlichen Diskussion um die Unterbringung der Flüchtlinge und den Erhalt des Kaufnetts zu Wort. Sie plädierte dafür, die verschiedenen Interessengruppen nicht gegeneinander auszuspielen.  „Mit der Immobilie Bahnhofstr. 23 – 25 verbinden sich derzeit verschiedene soziale Anliegen. Die Gemeinde plant, hier Flüchtlingen eine solide, menschenwürdige Unterkunft anzubieten. Das ist wichtig, ohne Wenn und Aber. Die Diakonie Ruhr-Hellweg setzt sich an vielen Stellen für das Wohl von Flüchtlingen ein. Gebrauchtwaren aus den Secondhand-Kaufhäusern beispielsweise kommen immer wieder Flüchtlingen zugute.  Aus vielen anderen Gründen liegt uns aber auch die Arbeit des  Kaufnett sehr am Herzen.“  So werden durch die Einrichtung Langzeitarbeitslose wieder in Beschäftigung gebracht, Menschen mit knappem Budget finden Gebrauchsgüter aller Art zu sehr kleinen Preisen. Auf diese Art und Weise biete Kaufnett vielen Menschen eine wirksame Unterstützung. Das 25–köpfige Team habe in Holzwickede eine sehr gut funktionierende Filiale aufgebaut. Erst vor wenigen Monaten seien die Räumlichkeiten umfassend renoviert und verschönert worden, so Christine Weyrowitz weiter.

„Unser Interesse ist es daher, zu einer Lösung zu kommen, die allen Seiten gerecht wird. Wir möchten, dass die Flüchtlinge eine solide Unterkunft bekommen. Und wir möchten, dass unsere Mitarbeitenden ihre gute Arbeit fortsetzen können.“

Christine Weyrowitz, Geschäftsführerin des Kaufnett

„Unser Interesse ist es daher, zu einer Lösung zu kommen, die allen Seiten gerecht wird. Wir möchten, dass die Flüchtlinge eine solide Unterkunft bekommen. Und wir möchten, dass unsere Mitarbeitenden ihre gute Arbeit fortsetzen können. Daher führen wir  intensive Gespräche und Verhandlungen, um mögliche alternative Standorte für das Kaufnett zu finden. Wir arbeiten mit Hochdruck und freuen uns sehr, dass die Gemeinde Holzwickede uns dabei vielfältig unterstützt.“

Diese Unterstützung sei dringend notwendig, da passende Immobilien nur schwer zu finden sind,  und die Zeit dränge. „Wir haben Arbeitsverträge geschlossen, die wir erfüllen möchten und mit denen wir Verpflichtungen eingegangen sind. Wir sind für viele Wege offen und zu kreativen Lösungen bereit.“

Politik will Sozialkaufhaus unbedingt erhalten

Konkrete Lösungen, auch kreative, sind bis zur Stunde nicht in Sicht. Die Spitzen der Fraktionen hatten sich zuletzt vor 14 Tagen getroffen, um zu überlegen, wie die Einrichtung der Diakonie Ruhr-Hellweg in Holzwickede erhalten werden kann. „Wir wollen das Kaufnett unbedingt erhalten für Holzwickede“, war man sich einig, wie Michael Klimziak, der Fraktionsvorsitzender der SPD, bestätigt. Es seien auch zahlreiche, verschiedene Möglichkeiten geprüft worden, darunter die Anmietung eines ehemaligen Getränkemarktes an der Bahnhofstraße und die Unterbringung in sogenannten Modulbauten (Containern). „Im Moment haben wir leider noch keine konkrete Lösung gefunden, wo das Kaufnett nach der Kündigung zum 30. April unterzubringen wäre“, bedauerte Michael Klimziak auf Nachfrage in dieser Woche.

Flüchtlinge, Sozialkaufhaus


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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