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Die Gemeinde und die Vertreter der Projektentwickler WILMA informierten am Donnerstagabend im Forum über die Planung für den Wohnpark Emscherquelle: Das Interesse war groß. (Foto: P. Gräber - Emscherblog.de)

Info-Abend zum Wohnpark Emscherquelle: Verkehrsproblematik im Fokus der Bürger

Die Gemeinde und die Vertreter der Projektentwickler WILMA informierten am Donnerstagabend im Forum über die Planung für den Wohnpark Emscherquelle: Das Interesse war groß.  (Foto: P. Gräber - Emscherblog.de)
Die Gemeinde und die Vertreter der Projektentwickler WILMA informierten am Donnerstagabend im Forum über die Planung für den Wohnpark Emscherquelle: Das Interesse war groß. (Foto: P. Gräber – Emscherblog.de)

Die Gemeinde Holzwickede hatte am Donnerstagabend zu einer Bürgerveranstaltung ins Forum des Schulzentrums eingeladen, um über den aktuellen Planungsstand des Wohnparks Emscherquelle und das weitere Bebauungsplanverfahren zu informieren. Das Interesse der Bürger war groß. Vertreter des Projektentwicklers, der WILMA Wohnen West GmbH, gaben einen Überblick über das gesamte Vorhaben. Doch am Ende wurde wieder fast ausschließlich über die Verkehrsproblematik diskutiert.

Neues gab es von den Vertretern des Projektentwicklers kaum zu hören: Geplant ist danach eine aufgelockerte Wohnraumbebauung auf dem ehemaligen Gelände der Emscherkaserne mit 15 freistehenden Einfamilienhäusern, 114 Doppelhaushälften, sechs Reihenhäusern und sechs Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 66 öffentlich geförderten Wohnungen. Alle Häuser werden unterkellert sein. Der soziale Geschosswohnungsbau soll auf der nördlichen Seite des Wohngebietes entlang der Sölder Straße errichtet werden.  Die Firsthöhen sollen an die vorhandene Bebauung angepasst werden. 

Spezielle Seniorenwohnungen sind derzeit nicht geplant. „Es gibt aber Gespräche mit einem Interessenten für betreutes Wohnen“, so WILMA-Geschäftsführer Andreas Häcker. „Das Ergebnis ist aber noch offen.“  Stellplätze, so eine weitere Frage aus der Versammlung, sind in ausreichender Zahl vorgesehen, bei denen im öffentlichen Raum wird es auch einige mit E-Ladesäulen geben.  

Relativ wenig LKW-Verkehr während Bauzeit

o soll der Wohnpark Emscherquelle aussehen: Im Bildvordergrund liegt die Sölder Straße mit dem Geschosswohnungsbau. (Foto: WILMA Wohnen West GmbH)
So soll der Wohnpark Emscherquelle aussehen: Im Bildvordergrund liegt die Sölder Straße mit dem Geschosswohnungsbau. (Foto: WILMA Wohnen West GmbH)

An den Rändern des Wohnparks sind Grünzüge geplant, die wie Finger zwischen die Wohnbebauung reichen. Dort soll auch das Niederschlagswasser aufgenommen werden.In der Mitte des Wohngebietes gibt es einen weiteren Grünzug. Zentral soll auch ein Spielplatz sowie eine Kindertagesstätte untergebracht werden.

Die Erschließung des Wohnparks erfolgt über nur zwei Zufahrten ringförmig von der Sölder- und Schäferkampstraße.

Wie WILMA-Geschäftsführer Andreas Häcker erläuterte, habe man insbesondere den Baustellenverkehr untersuchen lassen, der sich über immerhin fünf Jahre – solange ist die Bauzeit des Wohnparks veranschlagt – hinziehen wird.

Danach soll der Baustellenverkehr über zwei Hauptrouten abgewickelt werden: 1. nördlich des Baugebietes über die Schäferkampstraße in Richtung B1. Diese Route ist allerdings nur für Pkw und leichte Lkw nutzbar wegen des Nadelöhrs Bahntunnel/-übergang. 2. südlich über die Margarethen- und Landskroner Straße in Richtung B 1 bzw. A 1.  Auf beiden Hauptrouten werden größere Lkw wegen einiger Engpässe (Brücken, Tunnel etc.) Schwierigkeiten bekommen, wie Andreas Häcker einräumt.

Drei verschiedene Haustypen

„Es wird jedoch nur relativ wenig Lkw-Bewegungen geben“, so der WILMA-Geschäftsführer. „Wir haben den entscheidenden Vorteil, dass wir die Abbrucharbeiten zu Beginn weitgehend vor Ort abwickeln können. Wir werden das Abbruchmaterial  vor Ort zerkleinern und anschließend einbauen und für den Unterbau für die Erschließungsstraßen verwenden können.“  Der Baustellenverkehr werde also weitgehend Lkw-frei sein.

Kleiner Wermutstropfen: Von April bis September nächsten Jahres wird der Kreis Unna die Landskroner Straße sanieren, so dass diese nicht nutzbar sein wird. „In dieser Zeit muss der Baustellenverkehr über die Sölder Straße fahren“, so Häcker. „Anders geht es leider nicht. Wir werden aber in dieser Zeit nur wenig Lkw-Verkehr haben.“

Das weitere Planverfahren sieht vor, dass nunmehr die Planung ausgelegt und die Träger öffentlicher Belange beteiligt werden. Danach erfolgen die Abwägung und der Satzungsbeschluss. Geplanter Verkaufsstart für den 1. Bauabschnitt ist Anfang des 3. Quartals 2019, Baubeginn dann Ende des 4. Quartals 2019. Die Gesamtfertigstellung des Wohnparks Emscherquelle ist 2024 vorgesehen.  

Verkehrsampel verschlechtert Situation

3/4 aller Fahrzeuge warten weniger als 20 Sekunden an der Einmündung Sölder Straße / Hauptstraße. Mit Blick auf den Wohnpark Emscherquelle sieht der Verkehrsgutachter keinen Handlungsbedarf. (Foto: P. Gräber - Emscherblog.de)
3/4 aller Fahrzeuge warten weniger als 20 Sekunden an der Einmündung Sölder Straße / Hauptstraße. Mit Blick auf den Wohnpark Emscherquelle sieht der Verkehrsgutachter keinen Handlungsbedarf. (Foto: P. Gräber – Emscherblog.de)

Philipp Nahr vom Büro Lindschulte in Düsseldorf stellte anschließend die Ergebnisse des von der Gemeinde in Auftrag gegebene Verkehrsgutachten.  Es ist das insgesamt dritte Verkehrsgutachten – und alle kommen zum selben Ergebnis: Die Sölder Straße wird den durch das Neubaugebiet verursachten Verkehr problemlos verkraften. Zusätzliche Maßnahmen sind nicht erforderlich. Sie würden die Situation, etwa durch eine Ampelanlage an der Einmündung Hauptstraße, sogar noch verschlechtern.

Konkret untersuchte der Gutachter an drei Tagen (Mi bis Fr)  das Verkehrsaufkommen, Fahrgeschwindigkeit, Wartezeiten, den Parkraum  und die Querschnitte. 

Danach gibt es 26 Parkbuchten, 23 Parkstände auf der Sölder Straße, zusätzlich 80 Stellplätze auf dem Rewe-Parkplatz sowie etliche Einfahrten, Stellflächen im Bereich der ca,. 40 Hauseingänge. Das sei absolut ausreichend, so der Gutachter.

Gezählt wurden an zwei Tagen (Mi und Fr) 400 Kraftfahrzeuge/Stunde in beiden Fahrtrichtungen, wobei es am Ende der Sölder Straße nur noch 200 Fahrzeuge/Stunde waren. Das bedeutet beinen Durchgangsverkehrstags über von durchschnittlich 100 bis 200 Fahrzeuge/Stunde.

Interessant die Situation an der Einmündung Sölder- und Hauptstraße, die vom Gutachter tagelang in Echtzeit gefilmt wurde: Linksabbieger haben dort eine Wartezeit von durchschnittlich 13,3 sek bis sie in die Hauptstraße abbiegen können, Rechtsabbieger müssen durchschnittlich 8,9 sek. warten. „75 Prozent aller Kraftfahrzeuge warten weniger als 20 Sekunden“, so Philipp Nahr. „50 Prozent warten weniger als fünf Sekunden oder können sogar durchfahren.“ Nur sehr vereinzelt (fünf Kfz/Stunde) mussten Kraftfahrzeuge länger als 45 Sekunden im Einmündungsbereich warten. 

Sölder Straße unproblematisch

Das Gebiet des geplanten Wohnparks Emscherquelle (rot umrandet) aus dr Vogelperspektive betrachtet. (Luftbild: Hans Blossey)
Das Gebiet des geplanten Wohnparks Emscherquelle (rot umrandet) aus dr Vogelperspektive betrachtet. (Luftbild: Hans Blossey)

Auf der Sölder Straße wird auch nicht zu schnell gefahren: Mit vom Kreis gemessenen 37,8 km/h sei das Geschwindigkeitsniveau nicht ungewöhnlich hoch. 

Ungewöhnlich breit ist dagegen sogar der Querschnitt der Sölder Straße, was zu Lasten der Gehwege geht, die weniger als die üblichen 2,5 Meter breit sind. Insgesamt kommt der Gutachter zu dem Schluss, dass keine zwingenden Maßnahmen auf der Sölder Straße erforderlich sind – trotz des geplanten Neubaugebietes. Vielmehr könne die Sölder Straße noch problemlos 290 Kfz/Stunde zusätzlich verkraften, die Hauptstraße sogar 1 350 Kfz/Stunde zusätzlich. 

Mit diesem Ergebnis weckte der Gutachter allerdings heftigen Widerspruch insbesondere der Anlieger. Sie kritisierten insbesondere, dass die theoretischen Ergebnisse des Gutachten mit ihrer täglichen Praxis nicht übereinstimmt: „Wir sind nicht gegen die Bebauung, haben uns sogar frühzeitig dafür eingesetzt“, so etwa ein Anlieger aus dem Breiten Weg. „Aber die vorgestellte Verkehrslösung ist schlecht.“ 


Sie sollten unsere Meinung auch annehmen und uns nicht erzählen, was theoretisch möglich ist.“

Ein erboster Anlieger zum Verkehrsgutachter  

Schon jetzt müssten Verkehrsteilnehmer zwischen Breiten Weg und Hauptstraße mindestens dreimal  auf der Sölder Straße einbuchten, sofern das überhaupt möglich ist. „Sie sollten unsere Meinung auch annehmen und uns nicht erzählen, was theoretisch möglich ist“, so ein anderer Bürger. 

Der Gutachter erinnerte daran, dass auf der Sölder Straße Tempo 30 gilt und schnelleres Fahren auch nicht erwünscht sei. „Dass etwas nicht zwingend notwendig ist, bedeutet ja nicht, dass nicht auch etwas getan werden kann“, so Philipp Nahr. „Möglich wären zum Beispiel zusätzliche Abmarkierungen, damit freie Bereiche zwischen parkenden Autos bleiben.“ Das ist jedoch eine Entscheidung der Gemeinde, weshalb das Thema im Verkehrsausschuss wohl wieder auf die Tagesordnung rücken wird. 


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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