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Monika Blennemann (l.) und Brigitte Skupch mit den drei Objekten, die der Historische Verein für die Heimatstube erworben hat: zwei silberene Kaffeekannen und ein Petschaft. (Foto: P. Gräber - Emscherblog.de)

Historischer Verein sichert sich Antiquitäten aus dem Besitz der Familie von Lilien

Monika Blennemann (l.) und Brigitte Skupch mit den drei Objekten, die der Historische Verein für die Heimatstube erworben hat: zwei silberene Kaffeekannen und ein Petschaft. (Foto: P. Gräber - Emscherblog.de)
Monika Blennemann (l.) und Brigitte Skupch mit den drei Objekten aus dem Familienbesitz der Familie von Lilien, die der Historische Verein für die Heimatstube erworben hat: zwei silberne Kaffeekannen und ein Petschaft. (Foto: P. Gräber – Emscherblog.de)

Normalerweise kauft der Historische Verein keine Objekte an. Das Zifferblatt der katholischen Kirche war so eine Ausnahme und mit einer Spende finanziert. Jetzt hat der Historische Verein noch einmal eine Ausnahme gemacht und zwei silberne Mokka-Kannen und ein Petschaft (= Stempel mit Siegel) erworben.

Alle drei Objekte tragen das Wappen der Familie von Lilien und sind ein „ganz außergewöhnliches kulturhistorisches Zeitzeugnis“, so die Vereinsvorsitzende Monika Blennemann. „Das Kaffeetrinken war damals den Männern vorbehalten, die zurückgezogen in ihren Rauch-Salons saßen. Frauen tranken keinen Kaffee oder Mokka.“

Die beiden Kannen tragen das Wappen der Familie von Lilien und darüber ist die Freiherrenkrone zu sehen. Auf der Unterseite tragen die Kannen einen Stempel des Düsseldorfer Goldschmiedemeisters Conrad Anton Beumers. Sie dienten der Herstellung von Kaffee nach Art des türkischen Mokkas: Dabei wird der Kaffee mit dem Wasser direkt in einer Kanne gekocht und nicht gefiltert. Das sehr fein gemahlene Kaffeepulver wird zusammen mit dem Kaffee in die Tasse eingeschenkt. Der seitliche Stiel aus Holz erlaubte es, die heiße Kanne zu handhaben.

Die beiden Antiquitäten sind ein Zeitzeugnis der Handwerkskunst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und gleichzeitig ein außergewöhnliches Zeitdokument der letzten Adelsfamilie auf Haus Opherdicke.“

Monika Blennemann, Vorsitzende des Historischen Vereins

„Die beiden Antiquitäten sind ein Zeitzeugnis der Handwerkskunst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und gleichzeitig ein außergewöhnliches Zeitdokument der letzten Adelsfamilie auf Haus Opherdicke“, so Monika Blennemann.

Beumer war ab 1902 Hoflieferant und ab 1913 sogar Hofjuwelier des Kaisers. Die Entstehung der beiden Kaffeekannen lässt sich auf den Zeitraum von 1859 bis 1888 eingrenzen. Damit sind die beiden Kannen etwa 150 Jahre alt.

Silberne Mokka-Kannen vom Hofjuwelier des Kaisers

„Die silbernen Mokka-Kannen mit dem Wappen der Familie von Lilien sind auf Margarethe von Lilien aus Opherdicke zurückzuführen, die 1842 hier geboren wurde. 1867 heiratete sie im Alter von 25 Jahren Klemens August von Fürstenberg-Stammheim. Das Ehepaar lebte anschließend mit seinen acht Kindern in Obsinnich in Belgien. Dort starb Margarethe 1907 im Alter von 64 Jahren.

„Die Hochzeit von Margarethe von Lilien und Klemens von Fürstenberg könnte das Entstehungsjahr der Silberkannen sein“, glaubt Monika Blennemann. „Vielleicht waren sie ein Hochzeitsgeschenk für Margarethe.“

Margarethes Tochter Eugenie (1871-1953) ist auch von Bedeutung für die Geschichte von Haus Opherdicke. Denn Eugenie, auch „Enna“ genannt, die 1889 Clemens Graf Berghe von Trips heiratete, erbte 1906 Haus Opherdicke und war bis 1917 letzte adelige Eigentümerin des Gutes – ohne jemals hier gewohnt zu haben.

Petschaft zeigt gleiches Motto wie St. Stephanus-Kirche

Das Petschaft mit dem Siegel (l.) zeigt den Spruch „Auf Gott vertrau“, der sich auch auf dem Schlussstein der Lilienkapelle der St. Stephanus-Kirche findet. (Foto: P. Gräber – Emscherblog.de)

Auch die beiden Silberkannen waren wohl nie in Opherdicke. Entdeckt wurden sie von einem Sammler aus dem Kreis Unna, der Silberwaren mit Adelswappen sammelt. „Er hat sie zusammen mit dem Petschaft vor vielen Jahren bei einer Auktion in Bonn erworben“, erzählt Monika Blennemann. „Erst später hat er dann entdeckt, dass es sich um ein Adelswappen ganz aus seiner Nachbarschaft handelt und sich mit uns in Verbindung gesetzt.“  Einstimmig beschloss der Vorstand schließlich alle drei Objekte anzukaufen, um sie in der Heimatstube auszustellen. „Es ist ein riesiger Glücksfall, dass wir die Objekte aus dem Rheinland hierher bekommen haben. Die Familienbezüge sind eindeutig nachweisbar und hier in Opherdicke schließt sich jetzt der Kreis.“

Auch das Petschaft ist ein einmaliges Zeitzeugnis: Es besitzt einen Griff aus Elfenbein und einen Siegelkörper aus Metall, der in Form eines Eichenbuschs mit Geästknoten, Blättern und Eicheln gestaltet ist. Der Siegelabdruck zeigt das Wappen derer von Lilien, das von einem Spruchband mit den Worten „Auf Gott vertrau“ umrandet ist. Offenbar haben diese Worte der Familie als Motto gedient, denn auch auf dem Schlussstein der Lilienkapelle der Opherdicker St. Stephanus-Kirche findet sich dieser Spruch.

Gekrönt wird das Wappen von einer siebenperligen Rangkrone, der Freiherrenkrone. Dem Vater von Franz Caspar Michael, Franz Joseph Michael (1798-1877) wurde der preußische Freiherrentitel im Jahr 1854 verliehen. Damit dürfte das Petschaft kurz nach 1854 entstanden sein.

  • Wer die drei Objekte bestaunen möchte: Die Heimatstube startet kommenden Sonntag (11. März) in die neue Saison und ist von 14.30 bis 17 Uhr geöffnet.

INFO: Schon vor 5 000 Jahren verwendeten die Sumerer Rollsiegel aus Halbedelsteinen. In Ägypten und Mesopotamien tauchten bereits vor 3 500 Jahren Siegelringe auf. Im Mittelalter trugen Urkunden und Rechtsgeschäfte aller Art Wachssiegel. Darüber hinaus benutze man Siegel, um Schriftstücke zu verschließen. Die Farbe des Wachses zeigte den Status des Unterzeichners an: Rotes Wachs war ursprünglich Kaisern und Königen vorbehalten. Grünes Wachs kennzeichnete Stifte und Klöster. Weißes Wachs gehörte den freien Reichsstädten. Der Patriarch von Jerusalem und die Großmeister der Ritterorden siegelten mit schwarzem Wachs. Erst ab dem 16. Jahrhundert bürgerte sich die Verwendung von Siegellack ein, weil dieses Material hitzebeständiger ist als Wachs.

Historischer Verein


Peter Gräber

Dipl.-Journalist

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